Super Mario 64 auf der PS1. Das ist eigentlich unmöglich. Dies ist ein Fanport, der eine alte Konsolenpartnerschaft wieder aufleben lässt.
Ein Klassiker auf ungewohnter Hardware
Der Entwickler Malucard hat Super Mario 64 auf die PlayStation 1 portiert. Dies ist ein Spiel, das viele bis heute fest mit dem Nintendo 64 verbinden. Und plötzlich läuft das Game auf Sonys erster Spielkonsole. Der Port zeigt jedoch deutlich, dass er noch im Aufbau ist. Manche Objekte schweben, der Himmel bleibt gelegentlich schwarz, Animationen geraten ins Stocken. Auch die Kamera funktioniert nicht immer wie vorgesehen. Trotzdem trägt die über 30 Jahre alte PS1 den Klempner durch Bob-Ombs Bombenberg und andere vertraute Levels. Nein, diesmal nicht im Webbrowser, sondern realisiert auf echter Hardware.
Grundlage ist die offene Decompilation des Super Mario 64-Codes, auf der unterschiedliche Portierungen basieren. Für die erste PlayStation musste aber vieles neu geschrieben werden. Die Architektur unterscheidet sich zu stark von der des Nintendo 64, der verfügbare Speicher ist kleiner und zahlreiche grafische Routinen lassen sich nur mit Anpassungen nutzen. Dass das Ergebnis überhaupt startet und spielbar ist, zeigt, wie weit Enthusiasten alte Hardware ausreizen können.
Der historische Umweg, der alles erklärt
Dass Mario ausgerechnet auf einer PlayStation 1 auftaucht, macht diesen Port besonders interessant. Anfang der neunziger Jahre arbeiteten Nintendo und Sony tatsächlich an einer gemeinsamen Konsole. Die Nintendo PlayStation sollte eigentlich ein Super NES mit CD-Laufwerk werden. Es entstanden rund zweihundert Prototypen, bevor das Projekt überraschend beendet wurde.
Auf der CES 1991 hat man das Gerät noch präsentiert. Doch bereits einen Tag später kündigte Nintendo eine Kooperation mit Philips an. Sony erfuhr davon nahezu zeitgleich mit der Öffentlichkeit. Die Zusammenarbeit zerbrach, doch Sony entschied sich, die eigene Technik weiterzuentwickeln. Daraus entstand zwei Jahre später die PlayStation 1, die den Markt im Sturm eroberte.
Ein Prototyp tauchte Jahrzehnte später wieder auf
Lange Zeit galt die Nintendo PlayStation als Mythos. Erst 2015 tauchte ein Exemplar in einem Lagerraum einer insolventen Firma auf. Terry Diebold erwarb das Gerät für rund 75 Dollar. Erst später wurde ihm klar, welchen Schatz er da aus einem Karton gezogen hatte. 2020 wurde die Konsole für 360.000 Dollar versteigert und gilt seither als eines der seltensten Stücke der Videospielgeschichte.
Super Mario 64 auf CD? Heutzutage undenkbar!
Während der Modulschacht weiterhin funktionierte, war das CD-Laufwerk nicht mehr nutzbar. Trotzdem ließ sich das Gerät vollständig testen. Fotos aus Laboren und Sammlungen zeigen eine eigenwillige Mischung aus SNES-Form und PlayStation-Technik. Sie belegen eindrücklich, wie weit das gemeinsame Projekt tatsächlich schon fortgeschritten war.
Warum das Scheitern die Branche veränderte
Der Abbruch der Zusammenarbeit gilt heute als einer der einschneidendsten Momente der Spielebranche. Hätte Nintendo an der Kooperation festgehalten, wäre die PlayStation in ihrer heutigen Form wahrscheinlich nie entstanden. Ein Sony-Manager brachte es später auf den Punkt. Nintendo habe „seine eigene Konkurrenz erschaffen“, indem man Sony quasi zum Weitermachen zwang.
Super Mario 64 auf der PS1 als Echo einer beinahe realisierten Zukunft
Dem Port merkt man an, dass er noch nicht fertig ist. Einige Levels stolpern über ihre eigenen Routinen, Texturen geraten aus dem Takt und manche Effekte fehlen komplett. Für Retro-Fans ist das nebensächlich. Wichtiger ist der Beweis, dass die PlayStation 1 ein Spiel abspielen kann, das ursprünglich für eine völlig andere Hardware entwickelt wurde.
Der Reiz liegt weniger im Ergebnis als in der Tatsache, dass dieser Port überhaupt existiert. Er erinnert an eine Phase, in der die Branche beinahe eine andere Richtung eingeschlagen hätte. Dass Mario nun auf einer Konsole läuft, die historisch beinahe sein Zuhause geworden wäre, wirkt wie ein Klatsche zu alten Entscheidungen, deren Folgen bis heute nachhallen.
Ein Stück Konsolengeschichte lebt wieder auf
Ob der Port je vollständig stabil läuft, spielt letztlich eine untergeordnete Rolle. Für die einen ist es ein technisches Experiment, für die anderen eine kleine Fußnote der Konsolenhistorie. Entscheidend ist, dass er zeigt, wie nah Nintendo und Sony sich einst waren. Er zeigt, wie eng manche Wege beieinanderliegen und wie schnell aus einer gemeinsamen Entwicklung eine Rivalität entstehen kann.


















