Krypto-Schwarzmarkt auf Telegram: Milliardenbetrug ersetzt das Darknet. Scammer, Geldwäsche und Menschenhandel im offenen Messenger.
Der Krypto-Schwarzmarkt auf Telegram hat eine Dimension erreicht, die das klassische Darknet in den Schatten stellt. Chinesischsprachige Scammer bewegen Milliarden, handeln offen mit Betrugsdiensten, Geldwäsche und Menschenhandel. Dazu nutzen sie den Mainstream-Messenger als Infrastruktur.
Illegale Geschäfte, die einst tief im Tor-Netzwerk verborgen waren, sind aktuell ohne technische Hürden öffentlich zugänglich. Der Krypto-Schwarzmarkt auf Telegram funktioniert ohne Darknet oder Spezialsoftware. Öffentlich zugängliche Kanäle, schnelle Neustarts nach Sperren und eine florierende chinesischsprachige Szene haben den Messenger zur größten illegalen Krypto-Drehscheibe der Geschichte ausgeweitet. Neue Analysen des Blockchain-Forensikunternehmens Elliptic zeigen, dass Telegram als die zentrale Plattform einer globalen Schattenökonomie gilt.
Der Krypto-Schwarzmarkt auf Telegram ersetzt das klassische Darknet
Über Jahre hinweg galt das Darknet als Synonym für Online-Kriminalität. Marktplätze wie Silk Road, AlphaBay oder Hydra dominierten den illegalen Handel mit Drogen, Waffen, Daten und Geldwäsche. AlphaBay setzte in zweieinhalb Jahren rund eine Milliarde US-Dollar um, Hydra kam in sieben Jahren auf etwa fünf Milliarden. Heute wirken diese Zahlen fast bescheiden.
Chinesischsprachige Marktplätze auf Telegram, allen voran Huione Guarantee, später umbenannt in Haowang Guarantee, haben laut Elliptic zwischen 2021 und 2025 Transaktionen im Umfang von 27 Milliarden US-Dollar abgewickelt. Es handelt sich dabei um den größten jemals dokumentierten illegalen Online-Marktplatz und auch größer als alles, was das klassische Darknet je hervorgebracht hat.
Milliardenmärkte in voller Öffentlichkeit auf Telegram
Nach der Sperrung von Huione/Haowang im Mai 2025 schien Telegram kurzzeitig einzugreifen. Die Wirkung blieb jedoch nur von kurzer Dauer. Der Krypto-Schwarzmarkt auf Telegram zeigte sich resilient. Zwei andere Plattformen, Tudou Guarantee und Xinbi Guarantee, füllten das entstandene Vakuum innerhalb kürzester Zeit nahezu nahtlos aus.
Aktuell wickelt Tudou laut Elliptic trotz zwischenzeitlicher Sperren und Neustarts rund 1,1 Milliarden US-Dollar pro Monat ab, Xinbi weitere 850 Millionen US-Dollar. Zusammen bewegen diese beiden Märkte fast zwei Milliarden US-Dollar monatlich. Und sie sind nur die Spitze des Eisbergs. Elliptic beobachtet rund 30 aktive Telegram-Marktplätze, die gemeinsam jährliche Umsätze im zweistelligen Milliardenbereich erzielen.
Betrug als Geschäftsmodell
Das Angebot auf dem Krypto-Schwarzmarkt auf Telegram ist breit und kriminell. Verkauft werden gestohlene personenbezogene Daten, gefälschte Investment-Websites, Romance-Scam-Infrastruktur, Geldwäsche-Services, SIM-Karten, Krypto-Konten sowie KI-basierte Deepfake-Tools.
Ermittler dokumentieren zudem Angebote rund um Prostitution, teils mit klaren Hinweisen auf Menschenhandel und sexuelle Ausbeutung Minderjähriger. Der Messenger dient damit nicht nur als Marktplatz für Cybercrime, sondern auch als Infrastruktur für schwere organisierte Kriminalität.
Zentrale Kunden dieser Märkte sind Betreiber sogenannter „Pig-Butchering“-Scams, hochprofessionelle Romance- und Investmentbetrugsmaschen. Die Täter bauen über Wochen emotionale Bindungen auf, bevor sie ihre Opfer systematisch finanziell ausnehmen.
Diese Betrugsnetzwerke operieren häufig aus Lagern in Südostasien, in denen tausende Menschen unter Zwang arbeiten. Laut FBI verursachen diese Maschen allein bei US-Opfern jährlich Schäden von rund zehn Milliarden US-Dollar. Der Krypto-Schwarzmarkt auf Telegram liefert dafür Werkzeuge, Infrastruktur und Geldwäsche.
Tom Robinson, Mitgründer von Elliptic, bringt es nüchtern auf den Punkt:
„Wenn man den illegalen Einsatz von Krypto-Assets betrachtet, gibt es derzeit wirklich nichts Größeres.“
Telegram beruft sich auf „finanzielle Autonomie“
Bemerkenswert ist die Haltung von Telegram selbst. Nachdem WIRED das Unternehmen im Juni 2025 mit den Erkenntnissen konfrontierte, erklärte der Konzern, man lehne pauschale Sperren mit der Begründung ab, der Krypto-Schwarzmarkt auf Telegram ermögliche chinesischen Nutzern, staatliche Kapitalverkehrskontrollen zu umgehen und ihre finanzielle Freiheit zu wahren.
Erin West, ehemalige US-Staatsanwältin und Leiterin der Anti-Scam-Initiative Operation Shamrock, formuliert es drastisch:
„Das sind Kriminelle, die auf ihrer Plattform kriminelle Geschäfte ermöglichen. Sie könnten eine ganze Betrugswirtschaft und den Menschenhandel unterbinden. Stattdessen bieten sie Kryptobetrügern eine Art Craigslist.“
USDT als zentrales Zahlungsmittel des Telegram-Schwarzmarkts
Neben Telegram spielt Tether (USDT) eine Schlüsselrolle. Der Stablecoin ist das dominierende Zahlungsmittel auf nahezu allen beobachteten Märkten. Anders als viele Kryptowährungen ist Tether zentralisiert und könnte Wallets einfrieren oder Gelder beschlagnahmen, greift jedoch nur selten ein.
Für den Harvard-Forscher Jacob Sims gleicht dieses Vorgehen den „Show-Razzien“ gegen Scam-Camps in Südostasien. Er beschreibt sie gegenüber WIRED als weitgehend symbolisch und ohne nachhaltige Wirkung. Der Krypto-Schwarzmarkt auf Telegram profitiert von dieser strukturellen Straflosigkeit:
„Es herrscht Straflosigkeit auf allen Ebenen, was jegliche wirksame Eindämmung verhindert“
Fazit: Das Darknet hat ein neues Zuhause
Der Krypto-Schwarzmarkt auf Telegram ist laut Elliptic die größte illegale Online-Ökonomie, die es je gab. Milliardenumsätze, offene Infrastruktur, massive Opferzahlen und eine bemerkenswerte Zurückhaltung von Plattformbetreibern und Aufsichtsbehörden. Das Darknet ist nicht verschwunden, es wurde ersetzt und es trägt einen blauen Papierflieger als Logo.


















