Bitcoin-Comeback im Darknet nach dem Monero-Delisting
Bitcoin-Comeback im Darknet nach dem Monero-Delisting
Bildquelle: ArtemisDiana, Lizenz

Bitcoin statt Monero: Darknet-Marktplätze kehren zurück zum König der Coins

Nach der Binance-Delisting-Bombe: Warum sich so viele Darknet-Märkte vom Monero verabschieden und wieder auf den unsicheren Bitcoin setzen.

Die Kryptowährung Monero (XMR) war lange das Nonplusultra für anonyme Zahlungen im Darknet – bis Binance den Stecker zog. Jetzt erleben wir ein Comeback, das viele für unmöglich hielten: Bitcoin ist statt Monero zurück auf den großen Darknet-Marktplätzen. Aber mit ihm kehren auch die alten Probleme zurück – Überwachung, Nachverfolgbarkeit und Chainalysis lassen grüßen. Ein Schritt nach vorn? Oder eher ein Sicherheits-GAU für Käufer und Vendoren?

Monero galt lange als der heilige Gral der Anonymität im Darknet. Kein Tracking, keine Chainalysis-Fantasien, kein Glaskugel-Schnüffeln für Ermittler. Doch nach dem jüngsten Delisting von Monero auf Binance, einer der großen Börsen, die XMR noch handelten, scheint der Wind sich zu drehen – und das sogar ziemlich heftig. Die Folge: Immer mehr Darknet-Marktplätze kehren zurück zu Bitcoin. Ja, genau, die einst verpönte, weil völlig nachvollziehbare Kryptowährung mit einer transparenten Blockchain.

Der Hintergrund: Binance hat bekanntgegeben, die Kryptowährung Monero (XMR) von seiner Handelsplattform zu entfernen. Die Dekotierung (Delisting) erfolgte am Dienstag, dem 20. Februar dieses Jahres, durch Binance. Dies ist die weltweit führende Online-Börse bezogen auf das Handelsvolumen. Monero ist vor allem für seine starken Datenschutzfunktionen bekannt, die Transaktionen anonym und schwer nachvollziehbar machen. Diese Eigenschaften rufen jedoch zunehmend regulatorische Bedenken hervor. Aufsichtsbehörden kritisieren, dass die Anonymität des Monero potenziell zur Finanzierung illegaler Aktivitäten missbraucht werden könnte. Zu den größten Börsen, die den Handel mit XMR weiterhin ermöglichen, zählen derzeit Kraken International, KuCoin und Bitfinex.

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Binance macht Ernst – und trifft das Darknet ins Mark

Ende März 2025 verkündete Binance das Delisting von Monero (XMR) – offiziell wegen „fehlender Transparenz und regulatorischer Risiken“. Inoffiziell dürfte der wachsende Druck globaler Aufsichtsbehörden eine nicht unwesentliche Rolle gespielt haben. Für die Szene hatte das jedoch drastische Konsequenzen: XMR war das Zahlungsmittel der Wahl für viele Vendoren und Käufer im Darknet. Ohne Binance als liquideste On-/Off-Ramp wird der Zugang zu Monero umständlich, illiquide – und für viele schlicht unattraktiv.

Back to Bitcoin – wirklich?

Mehrere große Marktplätze im Darknet haben mittlerweile reagiert. Laut Eric Jardine, Leiter der Cybercrime-Forschung bei Chainalysis, wurde seit dem Delisting ein klarer Anstieg von Bitcoin-Transaktionen auf einschlägigen Plattformen festgestellt. Ihm gemäß kehren Darknet-Märkte zunehmend zu Bitcoin (BTC) als primäre Kryptowährung zurück, da die Liquiditäts- und Zugänglichkeitsprobleme im Zusammenhang mit datenschutzorientierten Coins wie Monero (XMR) zunehmen. In einem Interview mit CoinDesk führte Jardine aus:

„Nachdem große Börsen XMR dekotierten, beobachteten wir einen deutlichen Anstieg der Bitcoin-Zuflüsse. Die eingeschränkte Zugänglichkeit führt dazu, dass die Nutzer wieder zu Bitcoin zurückkehren. […] Um ein wirksames Tauschmittel zu sein, braucht man eine gewisse Liquidität und Zugänglichkeit“

Es ist fast wie ein Rückfall in die frühen Jahre, als der BTC noch das Nonplusultra im Drogenhandel war – bis die Strafverfolger gelernt hatten, die Blockchain zu analysieren. Klingt verrückt? Ist es auch. Denn: Wer heute noch glaubt, dass Bitcoin-Transaktionen „anonym“ sind, hat den Chainalysis-Blog wohl nie gelesen. Jede BTC-Bewegung ist auf der Blockchain öffentlich einsehbar – und kann mit den richtigen Tools ziemlich genau zugeordnet werden. Ein Rechtshilfeersuchen später wissen die Behörden Bescheid.

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Jardine wies zudem darauf hin, dass Strafverfolgungsbehörden Darknet-Marktplätzen insbesondere dann Priorität einräumen, wenn diese eine gewisse Größe erreichen und aktiv am Handel mit Fentanyl beteiligt sind. Ein aktuelles Beispiel dafür ist die Schließung des Online-Marktplatzes Nemesis. Laut dem Office of Foreign Assets Control (OFAC) des US-Finanzministeriums spielte dessen Beteiligung am Fentanyl-Handel eine zentrale Rolle bei der Entscheidung zur Razzia.

Was bedeutet das für die Szene?

Für Käufer: Mehr Aufwand, mehr Risiko – denn Bitcoin-Transaktionen lassen sich leichter nachverfolgen. Für Vendoren: Weniger Schutz vor Identifikation, besonders wenn sie auf zentralisierte Börsen setzen. Und für Ermittler: Ein Geschenk des Himmels. Die Rückkehr zum Bitcoin erleichtert die Rückverfolgung von Zahlungen enorm. Für Privacy-Coins: Ein schwarzer Tag für den Monero, der vielleicht das Ende einer Ära einläutet.

Wird es Alternativen geben?

Ob sich Coins wie Zcash, Firo oder Haven als neue Monero-Nachfolger durchsetzen können, bleibt abzuwarten. Die meisten haben entweder kaum Liquidität, zu komplizierte Wallets oder ein Marketingbudget von exakt null Euro. Was niemand bekannt macht, wird meist auch nicht bekannt.

Fazit: Der Bitcoin ist zurück – aber zu welchem Preis?

Was wie eine einfache Rückkehr zum Altbekannten wirkt, könnte sich als gefährlicher Rückschritt für die gesamte Szene entpuppen. Bitcoin war nie für Privacy gebaut – und mit modernen Blockchain-Analysetools ist die Transparenz der Bitcoin-Blockchain heute eher Fluch als Segen für Darknet-Nutzer.

Die Szene steht also vor einer neuen alten Realität: Mehr Convenience, weniger Anonymität – und ein Ermittlergrinsen, das breiter nicht sein könnte.

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.