Privacy Coins helfen die Anonymität und Privatsphäre zu schützen
Privacy Coins helfen die Anonymität und Privatsphäre zu schützen
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Privacy Coins – die besten 5

Wofür braucht man eigentlich Privacy Coins? Was diese Kryptowährungen besonders macht, wie sie funktionieren und ihre Top-5-Vertreter.

Wer den Nutzen von Privacy Coins verstehen will, muss sich erst einmal über die Funktionsweise von Bitcoin und anderen Kryptowährungen bewusst sein. Denn Bitcoin-Transaktionen sind nicht – wie oft angenommen – anonym. Ganz im Gegenteil. Was der Unterschied zu den sogenannten Privacy Coins ist, wie diese Anonymität gewährleisten, die Privatsphäre schützen und was ihre wichtigsten Vertreter sind, beleuchten wir in diesem Artikel.

Bitcoin & Co. – anonym oder pseudonym?

Für viele Menschen ist Bitcoin immer noch ein Buch mit sieben Siegeln. Aufgrund seiner historischen Verwendung auf teilweise illegalen Marktplätzen im Internet wie z. B. Silk Road haftet ihm zu Unrecht bei weniger informierten Menschen immer noch ein kriminelles Schmuddelimage an. Und ihn umgibt ebenfalls zu Unrecht nach wie vor der Mythos eines anonymen Bezahlmittels. Da die Blockchain aber absolut transparent und weltweit für jedermann mit Internetanschluss einsehbar ist, kann jede einzelne Transaktion seit dem allerersten Block zurückverfolgt werden. Eine Tatsache, die am Ende zur Ergreifung der Täter des sogenannten „Bitfinex Hacks“ und damit zur größten Beschlagnahmung in der US-Geschichte geführt hat.

Bitcoin ist kein Privacy Coin - eine junge Frau hält im Supermarkt eine Bitcoin-Münze in der Hand
Dezentral und zensurresistent aber nicht anonym – Bitcoin ist kein Privacy Coin | Bildquelle: Midjourney

Auch in Deutschland gab es einen ähnlichen Fall. Im Jahr 2024 war das Bundesland Sachsen in den Schlagzeilen. Es hatte die stolze Summe in Höhe von 50.000 Bitcoin beschlagnahmt. Deren Wert schwankte damals zwischen 2,2 und 3,6 Milliarden US-Dollar. Und wer ganz legal einen Blick auf jede einzelne Transaktion der „Sachsen-Wallet“ werfen möchte, kann das einfach hier tun.

Mit zunehmender Regulierung weltweit, verpflichten sich auch immer mehr Krypto-Börsen zu Antigeldwäschemaßnahmen (AML) und Know-your-Customer-Verfahren (KYC). Damit sind viele Wallets eindeutig zuzuordnen. Bitcoin und die meisten anderen Kryptowährungen sind daher nur pseudonym und nicht anonym. Und definitiv eine sehr schlechte Wahl, wenn man illegale Aktivitäten durchführen oder finanzieren möchte. Oder einfach nur Wert auf seine Privatsphäre legt.

Privacy Coins – die Wächter der Privatsphäre

Privacy Coins wie Monero bieten erhöhte Anonymität. Hier symbolisiert durch eine mittelalterliche Wache.
Privacy Coins wie Monero bieten erhöhte Anonymität | Bildquelle: Midjourney

Kommen wir damit zu den Privacy Coins. Von Ihnen gibt es jede Menge. Laut Coingecko und Coinmarketcap liegt die Marktkapitalisierung aller Privacy Coins zwischen 7 und 10 Milliarden US-Dollar. Um ein Maximum an Privatsphäre und Anonymität zu gewährleisten, setzen sie auf unterschiedliche Technologien. Diese werden je nach Coin kombiniert. Bevor wir einen Blick auf die Top 5 der Privacy Coins werfen, gucken wir uns erst diese Technologien an, um die Coins besser einordnen zu können. Folgende Maßnahmen werden oft angewendet, um für Anonymität zu sorgen:

  1. Ring-Signaturen: Sie ermöglichen es jedem Mitglied aus einer Gruppe von mehreren Nutzern, eine Transaktion digital zu signieren, so dass es schwierig ist, festzustellen, welches Gruppenmitglied eine bestimmte Transaktion durchgeführt hat.
  2. Stealth-Adressen: Jede Transaktion läuft über eine nur einmalig verwendbare Adresse. Sender- und Empfängeradressen werden hierbei nicht offenbart.
  3. Zero Knowledge Proofs: Sie verifizieren eine Transaktion, ohne dass sensible Daten wie Sender, Empfänger oder Betrag offengelegt werden.
  4. CoinJoin/Mixer: Hierbei werden mehrere Transaktionen verschiedener Nutzer in einen Topf geworfen, wodurch die Zuordnung von Sender und Empfänger erschwert wird.
  5. Confidential Transactions (CTs): Durch sie wird der versendete Betrag vor Dritten verborgen.
  6. Mimblewimble: Dieses Protokoll nutzt die Prinzipien von CoinJoin und Confidential Transactions, wobei Sender und Empfänger gleichzeitig online sein müssen.
  7. Schnorr-Signaturen: Sie fassen Transaktionen mit mehreren Schlüsseln unter einer Signatur zusammen. Dabei bleiben die einzelnen Teilnehmer verborgen.

Die 5 besten Privacy Coins

Um uns der Antwort nach „den besten“ Privacy Coins zu nähern, greifen wir auf die alte Börsenweisheit „der Markt hat immer recht“ zurück. Daher ist es nicht das alles entscheidende, aber dennoch ein wesentliches Merkmal für die Aufnahme in unsere Bestenliste: die Marktkapitalisierung der Coins, da sie ein objektiv messbares Interesse der Markteilnehmer abbildet.

Starten wir mit Platz 5: Dieser geht an die Pirate Chain mit dem passenden Coin-Kürzel ARRR. Hier sorgen abgeschirmte Peer-to-Peer Transaktionen und die weiterentwickelten Zero Knowledge Proofs „zk-SNARKs“ für Privatsphäre und Anonymität. Krypto-Piraten, die ihre digitalen Schätze vor den Augen der Könige und Kaiser verbergen möchten, haben hier eine gute Alternative. Als Investment taugt dieser Coin allerdings nicht. Sein Allzeithoch hatte er im April bei über 13 US-Dollar, aktuell dümpelt er bei 19 Cent dahin.

Weiter geht es mit der Nummer 4: MimblewimbleCoin (MWC). Hier ist der Name Programm. CoinJoin und Confidential Transactions sorgen für Anonymität. Entlehnt wurde der Begriff „Mimblewimble“ aus dem Fundus der Zaubersprüche des Harry-Potter-Universums. Die Funktion der Anonymität ist hier standardmäßig aktiviert. Die Blockchain dieses Coins ist durch technische Gegebenheiten schlanker als z. B. die von Bitcoin und sie ist effizienter. Dafür fehlen ihr aber Smart Contracts wie das z. B. bei Ethereum der Fall ist. Dieser Privacy Coin hat sogar aus Investorensicht einen zweiten Frühling erlebt und Anfang 2025 sein vorheriges Allzeithoch aus dem Jahr 2020 überboten – das gelingt nicht vielen Kryptowährungen.

Die Top 3 der Anonymität

Platz 3 geht dann an einen alten Bekannten mit größerer Popularität: Dash. Dash und der dazugehörige Coin DASH erlebten ihre große Zeit im 2017er Bullenmarkt. Im Dezember 2017 wurde ein DASH bei seinem Allzeithoch für knapp 1.500 US-Dollar gehandelt – das bedeutete Rang 9 aller Kryptowährungen und eine Marktkapitalisierung, die fast doppelt so hoch war wie die vom engsten Privacy-Coin-Wettbewerber Monero. Ende Januar 2025 hingegen liegt der Preis bei nur noch 33 US-Dollar und DASH ist auf Rang 215 zurückgefallen. Aber was macht ihn immer noch zu einem der führenden Privacy Coins?

Bei DASH ist die Privatsphäre optional. Man muss sich aktiv für die Funktion „PrivateSend“ entscheiden. Das hat den Nachteil, dass User aus Versehen öffentliche Überweisungen tätigen könnten. Der Vorteil hingegen ist, dass sich Dash dadurch auch für Unternehmen und Marktteilnehmer öffnet, die aufgrund regulatorischer Anforderungen Transaktionen nicht anonymisieren können oder wollen. Entscheidet man sich für „PrivateSend“, wird die Transaktion per CoinJoin-Verfahren anonymisiert. CoinJoin liegt in Bezug auf die Anonymität hinter den verwendeten Techniken von Zcash (ZEC) und Monero (XMR).

Hat man es eilig, dann kann man auch die Fuktion „InstantSend“ nutzen. Hier werden höhere Gebühren erhoben, dafür verläuft die Transaktion nahezu in Echtzeit. Nutzerfreundlichkeit und Akzeptanz sind Aspekte, mit denen DASH punkten kann. Damit bietet DASH zwar einen gewissen Grad an Anonymität, liegt aber hinter den nächsten beiden Plätzen in dieser Rangliste.

Silber bei den Privacy Coins

Nähern wir uns mit Platz 2 der Spitze. Die Silbermedaille der Privacy Coins geht an: Zcash (ZEC). Zcash ist dank zk-SNARK (eine Zero-Knowledge-Technologie) einer der fortschrittlichsten Privacy Coins. Sender, Empfänger und Betrag bleiben auf Wunsch anonym. Zcash bietet flexible Privatsphäre, da Nutzer zwischen transparenten und geschützten Transaktionen wählen können. Während Monero immer anonym ist, setzt Zcash damit wie Dash auf kontrollierte Anonymität, was es für legale und regulierte Anwendungen attraktiver macht.

Monero - der Champion unter den Privacy Coins
Monero – der Champion unter den Privacy Coins | Bildquelle: Midjourney

1. Platz bei den Privacy Coins

Der Goldstandard für maximal anonyme Transaktionen bei Kryptowährungen heißt Monero (XMR). Dieser Privacy Coin setzt auf mehrere Technologien, um Anonymität zu gewährleisten. So verwendet XMR Stealth-Adressen in Kombination mit Ring-Signaturen und Ring-CTs. Stealth-Adressen sind ein wichtiger Bestandteil der Monero-Privatsphäre. Sie erfordern, dass der Absender für jede Transaktion im Namen des Empfängers eine zufällige, einmalige Adresse erstellt.
Eine Ringsignatur ist eine Art digitale Signatur, die von jedem Mitglied einer Gruppe von XMR-Nutzern, die alle über entsprechende Signatur-Schlüssel verfügen, durchgeführt werden kann. Damit sollte es rechnerisch nicht möglich, festzustellen, welcher der Schlüssel der Gruppenmitglieder zur Erstellung der Signatur verwendet wurde.
Mit den Ring-CTs werden zusätzlich noch einmal der Betrag, Sender und Empfänger verborgen.

Dieses Paket an Techniken ist der unumgängliche Standard für alle Monero-Transkationen, wodurch jede Monero-Überweisung im Gegensatz zu DASH und ZEC immer maximal anonym ist. Dieser Vorteil für Anwender ist Gesetzgebern und Regulatoren allerdings ein Dorn im Auge.

MiCA-Regulierung und Privacy Coins

Privacy Coins sind mit der MiCA-Regulierung stark eingeschränkt
Privacy Coins sind mit der MiCA-Regulierung stark eingeschränkt | Bildquelle: Midjourney

Durch die MiCAR sind Privacy Coins auf allen Krypto-Börsen, die ihre Dienste im europäischen Rechtsraum anbieten, praktisch verboten. Die bekannte Krypto-Börse Kraken hat daher Monero (XMR) aus ihrer Liste der handelbaren Coins gestrichen. Auch Coinbase und Bitpanda haben ihn für deutsche Kunden nicht im Angebot. Hier wird der Handel auf dezentrale Börsen und solche außerhalb des MiCAR-Raumes ausweichen.

Anders verhält es sich bei Dash und Zcash mit ihrer optionalen Anonymität. Diese Privacy Coins sind sowohl auf Coinbase als auch Bitpanda verfügbar, lediglich Kraken unterstützt sie nicht.

100 % Sicherheit und Anonymität?

Strafverfolgungsbehörden weltweit haben ein großes Interesse daran, jegliche Art von anonymen Transaktionen zu entschlüsseln. Im Januar 2024 kursierten Gerüchte, dass finnischen Behörden die Rückverfolgung von Monero-Transaktionen gelungen sein soll. Doch schlussendlich gelang die Aufklärung wohl mit anderen Mitteln bzw. aufgrund einer Unachtsamkeit des Angeklagten.

Der jüngste Vorstoß soll jetzt japanischen Behörden gelungen sein. Angeblich konnten sie die Monero-Transaktionen einer kriminellen Gruppe nachverfolgen. Auf Nachfrage des Branchenblatts Cointelegpraph haben sich die Behörden aber nicht geäußert. Auf Reddit kursiert eine angebliche Übersetzung der ursprünglichen Meldung. Darin heißt es, dass die Kommunikation der Angeklagten über Messaging-Apps das Einfallstor der Strafverfolger war – was dann nichts mit Monero zu tun hätte.

Der wahrscheinlich seriöseste Ansatz, Monero-Transaktionen zu entschlüsseln, kommt derzeit von dem Blockchain-Analyseunternehmen Chainalysis. Hierbei werden wohl schädliche Monero-Nodes aufgesetzt, über die dann IP-Adressen und Zeitstempel ausgelesen werden können. Dabei handelt es sich aber nicht um reguläre Nodes, sondern gefälschte Proxy-Knoten. Hält man sich an den Rat der Monero-Entwickler und nutzt eine eigene, selbst installierte Node, dann bleibt die IP-Adresse geschützt. Tarnkappe.info berichtete dazu.

Abschließend lässt sich sagen, dass der Schutz der Privatsphäre und anonyme Transaktionen legitime Interessen darstellen. Kriminelle Aktivitäten hingegen werden verfolgt.

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Disclaimer: Dieser Artikel stellt keine Anlageberatung und auch keine Kauf- oder Verkaufsempfehlung dar. Der Handel mit Kryptowährungen birgt ein hohes Risiko. Der Autor ist möglicherweise in eine oder mehrere der im Artikel genannten Kryptowährungen investiert.