facepalm, Glosse
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Bildquelle: piqsels.com

Die August-Glosse: Denk ich an Deutschland in der Nacht

Von wegen Freiheit. Ostdeutschland wählte stramm rechts! Die Wahlergebnisse haben uns um den Schlaf gebracht. Unsere Glosse im August.

Nach einer längeren Pause gibt es jetzt wieder eine Glosse auf die Platte. Gutes sollte bleiben, weswegen wir gestern auch die Lesetipps reaktiviert haben. Heinrich Heine schrieb einst, dass es ihn um den Schlaf brachte, als er in der Nacht an Deutschland gedacht hat. So erging es mir letzte Nacht auch, nachdem ich mir die Ergebnisse der beiden Landtagswahlen angesehen hatte.

„So, die Machtergreifung der AfD ist vollzogen“

Man wählte in Sachsen Jörg Urban, den hierzulande keine Sau kennt. Ach ja und den mehrfach verurteilten Höcke. Nicht zu vergessen die selbst ernannten „Putin-Versteher“ vom BSW. Mir als linksversifftem Öko geht das natürlich gegen den Strich. Aber es zeigt auch, dass viele Menschen zunehmend die Nase von den herkömmlichen Parteien voll haben. Das ist verständlich, denn es wurde mal wieder viel verwaltet und wenig geändert. Und in Berlin geht auch nicht viel voran. Man hört immer wieder nur von den öffentlich ausgetragenen Streitigkeiten der drei Regierungsparteien.

Doch die AfD- und BSW-Gewinne nur als Protest abzutun, greift leider zu kurz. Zwar schwanken die Ossis deutlich mehr, wenn es um ihre Stimme geht. Doch die AfD ist dort mittlerweile als Partei etabliert. Traurig, aber wahr. Fefe schreibt zurecht, er geht davon aus, die AfD-Politiker seien ähnlich korrupt, wie überall sonst auch. Man werde schon bald merken, dass die Blauen sie auch nicht retten werden. Doch dann sei es zu spät. Sein Mitleid halte sich in Grenzen. Gut gebrüllt, Löwe. Doch traurig ist es dennoch. Ich persönlich fürchte ernsthaft um unsere Demokratie.

Ein Traum aus der Vergangenheit

Die Nacht davor träumte ich von gulli. Ja, von gulli.com, der Mutter aller deutschsprachigen Tauschbörsen im Netz. Daneben war es ja auch ein etabliertes IT-News-Portal. Die Lesetipps hier bei uns gehen auf eine Idee von Sunny zurück, wenn ich mich richtig erinnere. Doch unsere Glosse ist natürlich eine Fortsetzung der gulli:glosse aus alten Tagen.

gulli.com

Übrigens. Vorletzte Nacht träumte ich, ich wäre wieder mit den Wiener Betreibern vereint. Im Traum wirkte das alles ganz toll. In Wahrheit bin ich heute froh, dass ich das Zepter voll und ganz in der Hand habe. Wenn Veränderungen nötig sind, muss ich auf kein OK mehr aus Wien warten. In den letzten Monaten vor meinem Ausstieg aus dem gulli haben die nämlich gar nichts mehr entschieden. Man suchte insgeheim schon längere Zeit nach einem Käufer und fand ihn später leider auch. Die Hamburger Firma, die den Laden für einen Bruchteil des Kaufpreises übernahm, hatte nichts Besseres zu tun, als die Community in Rekordgeschwindigkeit vor die Wand zu fahren. Doch das ist eine andere Geschichte.

Die drei Waisen aus dem Wiener Wald

Wir Normalsterblichen bei gulli bezeichneten die Führungsriege übrigens wenig schmeichelhaft als die drei Waisen aus dem Morgenland. Kaum hat man das Zimmer des Projektleiters, technischen Chefs und Verantwortlichen für das Marketing betreten, stellten sie sofort jegliche Gespräche ein, damit man ja kein Wort zu viel mitbekam. Das lief wie in einem echten Gangsterfilm. Ach ja, die guten alten Zeiten. Und dann wie die Mitarbeiterin der GVU versuchte, einen auszuhorchen. Da gäbe es doch Zusammenhänge mit Firstload und mehreren Online-Browserspielen. Ich habe es wie die Pinguine von Madagaskar gehalten. Immer nur stur lächeln und winken.

Keine Sorge, es gibt keinen Weg zurück, doch träumen darf man selbst in der Glosse ja mal. Die Tarnkappe ist und bleibt, wie sie ist. Nochmals vielen Dank an die Moderatoren aus ganz Deutschland, die im Hochsommer die Fahrt nach Singen im Süden der Republik auf sich genommen haben. Dank der ganzen Verspätungen brauchten sie für eine Strecke mit der Bahn 12 Stunden und mehr. Zurück erwartete sie das gleiche Grauen. Auf die DB ist halt Verlass! ;-)

Glosse: Wenn Google den Werbeblocker blockiert!

Ohne Zweifel für viel Aufsehen hat Anfang August die Meldung gesorgt, dass Google dafür sorgen will, dass die Browser-Erweiterung uBlock Origin bald nicht mehr funktionierert. Chrome blendet sowieso von Hause aus alle Werbung aus. Außer, ja außer die von Google selbst – versteht sich doch von selbst, oder? Und natürlich könnten die anderen wie Adblock Plus & Co. schon bald vor dem gleichen Problem stehen. Der Schritt kommt wenig überraschend. Google handelt als Monopolist. Das war nie anders. Wer sie zu sehr stört, den wirft man aus dem Rennen. Das geht ganz fix.

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Die Kreativbranche versteht die Zuschauer immer noch nicht!

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Bild: Daniel Lobo – (CC BY 2.0).

Und dann wundert man sich ernsthaft in Italien und sonstwo, dass der Anteil der illegalen Zuschauer bei neuen Kinofilmen noch immer weit vor der Menge der verkauften Tickets liegt. Tja, woran liegt das wohl? Das gilt ja schon seitdem es Streams im Internet gibt.

Die verdammte Filmbranche weigert sich weiterhin die Realität anzuerkennen. Wenn die Leute ihre Lieblingsserie oder den neuen Kinofilm nicht daheim legal anschauen können, greifen sie halt zu illegalen Alternativen. Das war schon zu gulli-Zeiten so, das wird sich wohl auch nicht mehr ändern.

Man könnte die Verträge anders gestalten und eine sofortige Verwertung im Internet zeitgleich zum Kinostart realisieren. Doch die wollen es einfach nicht. Zu groß ist die Angst, dass die Werke dann direkt in voller Qualität statt als lausiger Cam-Rip im Internet auftauchen. Lieber die Realität weiter ausblenden und sich wundern, warum das schon seit über 20 Jahren nicht funktioniert. Wir gucken dann in 10 Jahren nochmals nach, ob der Reality Check bis dahin gelungen ist. Wetten, das klappt nicht!

Glosse: Auf Nancy Faeser ist wenigstens Verlass

Wenigstens eine Politikerin, von der keine Überraschungen zu erwarten sind. Madame Faeser zieht ihren harten Stiefel gnadenlos durch. Da verbietet man Compact und scheitert (oh, welch Überraschung!) vor Gericht. Und dann darf das BKA künftig heimlich unsere privaten Räumlichkeiten untersuchen. Und die von der Polizei geliebte Gesichtserkennung darf auch laut einem Gesetzentwurf aus Nancys Haus bald von BKA und Bundespolizei genutzt werden. Wer weiß, wo die Videos und Daten noch alles landen werden. Aber das werden wir wohl eh nicht erfahren. Wetten, nach der nächsten Bundestagswahl wird sich an beiden Gesetzen nichts mehr ändern? Ah okay, ihr seid schlau, ihr wettet erst gar nicht, gut gemacht!

Den Tech-Giganten geht es an den Kragen!

Durow darf Frankreich nicht mehr verlassen und Musks X ist in Braslien gesperrt. Im August hat es bei den großen Betreibern mal so richtig geknallt. In Brasilien gibt es zahlreiche Twitter-Nutzer. Ähh.. gab muss man ja schon fast sagen. Denn das Oberste Gericht hat die VPN-Anbieter* gleich mit sperren lassen. Und wirklich gejuckt hat es keinen. Wir dürfen uns schon mal darauf einstellen, dass der Gegenwind von Behörden, Regierungen und Gerichten weiter zunehmen wird. Ich bin gespannt, wie sich das entwickelt.

Twitter, Glosse

Tja, die Filmchen-Plattform TikTok steuert in den USA ja auch ihrem Verbot entgegen. Wenn sich der chinesische Staatsbetrieb ByteDance weiterhin weigert, die US-Sparte auszugliedern, um sie den US-Behörden zu unterstellen, erfolgt automatisch das Verbot. Einzige Hürde ist die Entscheidung vor Gericht. Dabei hat ByteDance nichts falsch gemacht, außer halt aus China zu kommen. Bei der Löschung von Inhalten und Weitergabe der Daten von Tatverdächtigen gab es nie die Probleme, die bei Telegram und X anhalten. Das hat den senil wirkenden Seniorpräsident Biden nicht von seiner Unterschrift unter das Verbotsgesetz abgehalten. Zu kooperieren führt nicht immer ins Himmelreich, wie man sieht.

Glosse: Haben Durows Anwälte den Haftbefehl übersehen?

Ganz ehrlich. Die Verhaftung Durows kam vielen, so auch mir, verdächtig wie ein Spionagekrimi vor. So was wie James Bond reloaded. Nachricht vom französischen Geheimdienst: „Durow ist in der Luft und auf dem Weg nach Paris“. Antwort von der Staatsanwaltschaft: „Okay, wir bereiten den Haftbefehl vor, bevor das jemand aus seinem Rechtsanwaltsteam mitbekommen kann.“ Entweder das oder Durows gut bezahlte Juristen haben alle ein kräftiges Nickerchen gehalten. Dabei ist das für ihn gar nicht lustig. Die Landung könnte dem Telegram-CEO im wahrsten Sinne des Wortes den Kopf kosten!

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Glosse: Pidgin verseucht, Entwickler haben kräftig gepennt!

Großer Schlag ins Kontor des netzübergreifenden Messengers Pidgin. Die Taube unter den Messengern, genauer gesagt dessen Entwickler, haben es verpeilt. Sie ließen ihre Nutzer von ihrer eigenen Webseite eine ungeprüfte otr-Erweiterung herunterladen, die sich dann später als Keylogger entpuppt hat. Und hätte der aufmerksame Entwickler außerhalb des Pidgin-Teams sie nicht darauf aufmerksam gemacht, dann würden sie noch immer schlafen. Oder anders gesagt: Dann würden weitere Pidgin-User damit ihre PCs infizieren.

Das klingt vielleicht spaßig, das ist es aber nicht. Die Schadsoftware macht nämlich alle paar Sekunden Screenshots vom Bildschirm und überträgt sie an den Server der Cyberkriminellen. Klingt nach einem Bundestrojaner, funktioniert auch so ähnlich. Ich nutze Pidgin unter Linux zwar auch, habe aber seit der Installation nie wieder irgendwelche Plug-ins installiert. Die meisten Apple-User verwenden hingegen Adium. Das Programm bietet ähnlich viele Chatnetzwerke, die man damit gleichzeitig benutzen kann. Von daher war ich auch mit meinem Notebook nicht in Gefahr.

Pidgin, Glosse

Unser Foren-Moderator VIP hatte nach Bekanntwerden übrigens endgültig die Nase voll. Er hat nach diesem Fauxpas das Programm dauerhaft von seinen Systemen entfernt. VIP im O.-Ton: „Seit Anfang der 2020er Jahre, tauchen aber immer wieder unnötige Probleme auf, welche die Sicherheit der Kommunikation in Frage stellen. Das war nun für mich das berühmte I-Tüpfelchen, was einfach nicht hätte sein müssen…

Eine durchaus verständliche Reaktion. So weit, so schlecht. Wir sehen uns (hoffentlich) in vier Wochen wieder zur nächsten Glosse von gulli.com Tarnkappe.info. Dann hoffentlich ohne, dass uns etwas aus dem Schlaf reißt. Nun ja. Fest steht: Das Wetter wird kühler, die News bleiben sicher heiß. Winke, winke und bis dann!

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Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.