Telegram: Ligue 1 Fußball-Piraten verlassen die Plattform
Telegram: Ligue 1 Fußball-Piraten verlassen die Plattform
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Telegram: Ligue 1 Fußball-Piraten verlassen die Plattform

Nachdem Telegram ankündigte, mit verstärkter Moderation gegen illegales Streaming vorzugehen, gaben Ligue 1 Fußball-Piraten den Messenger auf.

Kündigte am Montag Telegram-CEO Pavel Durov noch an, dass seine Plattform stärker mit der Justiz zusammenarbeiten werde, so ließen erste Reaktionen nicht lange auf sich warten. Die Sorge vor einer Entdeckung und strafrechtlichen Konsequenzen hat vielen Ligue 1 Fußball-Piraten sichtlich Angst bereitet. Kurzerhand verließen sie Telegram.

Telegram-Moderation geht Hand in Hand mit Behörden-Zusammenarbeit

Durch die Verhaftung von Pavel Durov im August am Flughafen Le Bourget in Frankreich geriet Telegram offenbar unter Zugzwang. Nach Jahren der Untätigkeit und eines nahezu völligen Ignorierens der Plattform hinsichtlich einer Zusammenarbeit mit Behörden, hat Durov nun die Möglichkeit eingeräumt, Inhalte zu moderieren. Dies betrifft auch illegale Übertragungen von Spielen der Ligue 1, der höchste Spielklasse im französischen Männerfußball, auf dem Messenger.

Darüber hinaus hat Pavel Durov auf seinem Telegram-Kanal angekündigt, dass seine Plattform stärker mit der Justiz zusammenarbeiten werde. Er betonte: „Wir haben klargestellt, dass die IP-Adressen und Mobiltelefonnummern derjenigen, die gegen unsere Regeln verstoßen, den Behörden als Reaktion auf berechtigte rechtliche Anfragen mitgeteilt werden dürfen“.

Streaming-Anbieter haben Plattform verlassen

Gegenüber Le Figaro bekräftigte LeakID, ein auf die Bekämpfung von Piraterie spezialisiertes Unternehmen, dass „mindestens drei große Anbieter illegalen Streamings die Piratenübertragung von Fußballspielen gestoppt haben“. Einige Piraten wollen den Preis einer Offenlegung anscheinend nicht zahlen. Die Moderation auf Telegram hätte sich demgemäß verschärft.

Sobald Rechteinhaber illegale Inhalte meldeten, werden Kanäle, die Piratenspiele anbieten, laut LeakID nun innerhalb von „10, 15, 20 Minuten“ geschlossen. Ein Zeitrahmen, der zuvor 24 bis 48 Stunden betrug. Hervé Lemaire, General Manager von LeakID, führte aus:

„Aus konsistenten Quellen haben wir erfahren, dass mindestens drei große illegale Streaming-Anbieter aufgehört haben. Die Rede ist von Sendern, deren Spielraubübertragungen auf ihren Telegram-Kanälen jedes Wochenende mehrere Zehntausend Zuschauer anlockten. Über diese Schwergewichte hinaus strahlt niemand mehr auf Telegram. Wir haben festgestellt, dass Telegram illegale Kanäle schneller schloss, in 10, 15, 20 Minuten, während dies vorher nicht der Fall war. Bis dahin dauerte es im Allgemeinen 24 bis 48 Stunden, um diese Piratenlinks zu schließen. Dies ist eine völlig unnötige Verzögerung bei Spielen, die 90 Minuten dauern.“

Hervé Lemaire wolle zunächst „ein paar Wochen und die nächsten Spiele, insbesondere Europapokale abwarten, um eine erste Einschätzung zu treffen. Wenn es nicht mehr Telegram ist, werden die Streamer zu etwas anderem wechseln. Alle Plattformen müssten dem Beispiel von Telegram folgen“, fordert er. Zudem hätte er auch Piratenlinks auf TikTok und X entdeckt. Dabei resümiert er: „Telegram ist ein Schritt. Aber das ist nicht das Ende des Krieges.“

Rechtsdirektorin von beIN Sports, Sarah von Arifat, ergänzte:

„Wir haben in den letzten Tagen tatsächlich einen deutlichen Rückgang der Streams von Raubkopien auf Telegram festgestellt, es ist jedoch noch zu früh, um Schlussfolgerungen ziehen zu können, auch wenn wir hoffen, dass sich diese Verbesserung im Laufe der Zeit bestätigt.“

Auch Xavier Spender, Generalsekretär des Verbandes für die Protection of Sports Programs (APPS), bestätigte gegenüber Le Figaro:

„Die Ankündigung von Telegram, die Moderation und die Zusammenarbeit mit dem französischen Justizsystem zu stärken, scheint sich auch auf illegale Sportübertragungen zu beziehen: Sperrung und Ankündigung, die illegale Weiterverbreitung von Sportinhalten durch Streamer zu stoppen.“

In einem Interview mit francetvinfo.fr antwortete Xavier Spender auf die Frage nach den Auswirkungen der Übertragung von Sportereignissen, einschließlich der Ligue 1, auf IPTV- und Telegram-Plattformen:

„Man muss bedenken, dass es sich bei den Spielern auf diesen Plattformen heute um echte Mafia-Gruppen handelt. Sie erzielen einen erheblichen Gewinn aus dieser Content-Piraterie, unabhängig davon, ob es sich um Sportinhalte oder andere Arten handelt. Dies können Radio-Podcasts, Filme, Fernsehsendungen sein. Heutzutage sind alle Medien und Inhalte der Piraterie ausgesetzt. Der Sport ist natürlich ein besonderes Ziel von Piraten, speziell, weil er eine Besonderheit aufweist, nämlich die der Live-Übertragung. Es ist schwieriger zu kämpfen. Unser Ziel ist es, diese illegalen Sendungen so schnell wie möglich zu stoppen, daher ist Reaktionsfähigkeit ein wichtiges Element. Das bedeutet, dass es im Sportbereich sehr harte Arbeit seitens der Rechteinhaber und Rundfunkveranstalter erfordert, diese illegalen Ströme zu unterbinden.“

Zu den Mitgliedern von APPS gehören Canal+, beIN Sports, die Professional Football League (LFP) und das Nationale Olympische und Sportkomitee Frankreichs (CNOSF). Allerdings schränkte die französische Fußball-Liga LFP gegenüber Le Figaro ein:

„Die ersten Bemühungen von Telegram sind interessant, aber nicht ausreichend. Die bei Telegram beobachteten Rücknahmefristen bleiben zufällig und können immer bis zu mehreren Stunden betragen. Diese Dauer ist daher insgesamt leider immer noch nicht mit dem wirksamen Schutz live übertragener Inhalte vereinbar“.

Ligue 1 Fußball-Streaming-Pirat offenbart: Telegram ist vorbei

Ein in Frankreich ansässiger Streaming-Pirat, der auf Telegram illegale Ligue 1 Streams anbot, führte gegenüber Le Figaro nach der Ankündigung einer verstärkten Moderation aus:

„Telegram hat sein Moderationssystem gestärkt, das zuvor von KI und einigen Menschen generiert wurde. Jetzt sind viel mehr Menschen zur Stelle. Es wurden auch Maßnahmen ergriffen, um Sanktionen gegen Personen zu verhängen, die auf Telegram streamen oder sogar illegale Dinge anbieten. Auf diesem Niveau werden wir nichts riskieren. Ich denke, man muss ein wenig selbstmörderisch sein, um weiterzumachen.“

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.