Amazon Fire TV Piraterie: Eine neue Studie warnt vor illegalem Streaming und rückt den Fire TV-Stick als Piraterie-Hotspot in den Fokus.
Eine neue Studie der britischen Marktforscher von Enders Analysis sorgt derzeit für Aufsehen. Die Autoren zeichnen ein alarmierendes Bild davon, wie leicht sich mit Geräten wie dem Amazon Fire TV Stick* urheberrechtlich geschützte Inhalte illegal konsumieren lassen. In ihren Augen sei dies nicht nur ein technisches Hilfsmittel, sondern ein direkter Treiber der wachsenden Amazon Fire TV-Piraterie. Zwar wird in der Analyse kein explizites Verkaufsverbot gefordert, doch überspitzt formuliert, erscheint diese Maßnahme nach Einschätzung der Studienautoren als die einzig logische Konsequenz.
Amazon Fire TV Piraterie mittels Sideloading
Besonders kritisch betrachten die Analysten die Möglichkeit, inoffizielle Apps per Sideloading auf den Sticks* zu installieren. Damit lassen sich nicht nur lineare TV-Inhalte frei empfangbarer Sender streamen, sondern auch kostenpflichtige Live-Sport-Events zu deutlich günstigeren Preisen oder in Einzelfällen sogar völlig kostenlos abrufen. Sideloading bedeutet, eine Software auf dem Gerät außerhalb des App-Stores manuell zu installieren, um dem Gerät Funktionalitäten zu verleihen, die es sonst nicht hätte.
Die Verantwortung für diese Entwicklung sieht Enders Analysis weniger bei den Konsumenten oder den gestiegenen Abo-Preisen, sondern vielmehr bei den Tech-Konzernen selbst. Amazon, Google und auch Microsoft wirft man vor, die Voraussetzungen für Piraterie bewusst oder zumindest fahrlässig zu begünstigen.
DRM-Schutz von Google und Microsoft schon länger nicht mehr ausreichend
Die Studie betont, dass die Sicherheitsvorkehrungen der Geräte sowie die eingesetzten DRM-Systeme – darunter Google Widevine und Microsoft PlayReady – zunehmend versagen. Laut den Autoren befinden sich diese Schutzmechanismen im Niedergang, was eine komplette Überarbeitung der Technologiearchitektur, Lizenzierung und des Supportmodells erfordere. Besonders pikant: Auch Meta steht in der Kritik. Über Facebook und Instagram würden Online-Piraten ungehindert Werbung für ihre illegalen Streaming-Angebote machen können, ohne ernsthafte Konsequenzen fürchten zu müssen.
Der Amazon Fire TV Stick als „Ermöglicher von Piraterie„
Im Zentrum der Analyse steht jedoch der Fire TV-Stick von Amazon. Gareth Sutcliffe und Ollie Meir, die für Enders Analysis tätig sind, bezeichnen in ihren Ausführungen das Gerät unverblümt als einen „Ermöglicher von Piraterie“. In dieser Bewertung schwingt ungenannt die Forderung mit, der Verkauf solcher Streaming-Devices müsse entweder strenger reguliert oder ganz unterbunden werden. Der wirtschaftliche Schaden, den die Amazon Fire TV-Piraterie verursacht, ist immens. Die weltweiten Rechte an Medieninhalten betrugen alleine im Vorjahr einen Wert von über 52,5 Milliarden Euro. Anbieter wie Sky, die hohe Summen für exklusive Übertragungsrechte bezahlen, sehen sich durch diese Entwicklung zunehmend bedroht. An der Stelle muss man natürlich auch die vielen modifizierten Android-Boxen erwähnen, die man beinahe überall inklusive eines illegalen Abos kaufen kann. Derartige Set-Top-Boxen gibt es bei allen großen internationalen Online-Stores wie Alibaba, AliExpress und vielen mehr.
Nick Herm, ein leitender Mitarbeiter der Sky Group, sprach gegenüber der BBC von einem „ernsten Problem“, das jedes Unternehmen betrifft, das in hochwertige Inhalte investiert. Herm forderte, dass Tech-Konzerne und Regierungen gemeinsam handeln müssen, um die Kreativwirtschaft zu schützen. Amazon selbst äußerte sich gegenüber der BBC eher zurückhaltend. Man sei „wachsam“ bei den Bemühungen gegen Piraterie – eine Aussage, die jede Menge Interpretationsspielraum offen lässt.
Illegale Konkurrenz ist keine Randerscheinung mehr
Hinzu kommt, dass die wachsende Zahl illegaler Streaming-Angebote in Deutschland längst keine Randerscheinung mehr ist. Fußballfans weichen offenbar zunehmend auf inoffizielle IPTV-Dienste aus, weil sie sich die teuren Abo-Kosten für mehrere Streaming-Plattformen nicht mehr leisten wollen oder können. Unsere Umfrage ergab, dass illegale Cardsharing- oder IPTV-Dienste längst alltagstauglich geworden sind.
Außerdem sind die professionell gestalteten Websites der Piraten für den durchschnittlichen Nutzer kaum noch von legalen Angeboten zu unterscheiden. Diese Normalisierung illegaler Nutzung verschärft das Problem zusätzlich und macht die Amazon Fire TV-Piraterie zu einem wachsenden Risiko für die gesamte Medienbranche. Da hilft es wenig, wenn die Autoren der Studie darauf hinweisen, dass man dadurch auch Opfer von Kreditkartenbetrug oder Schadsoftware werden kann. Von den möglichen juristischen und finanziellen Folgen der Nutzer einmal ganz abgesehen.
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