Paketstation in Bergisch Gladbach
Paketstation in Bergisch Gladbach
Bildquelle: Lars Sobiraj

Candylove: Informant des LKA soll Shiny Flakes überführen

Am 3. Februar geht das Verfahren gegen Maximilian Schmidt aka Shiny Flakes weiter. Er soll auch den Webshop Candylove hochgezogen haben.

Noch im offenen Vollzug befindlich, soll der verurteilte Betreiber von Shiny Flakes, Maximilian Schmidt, den nächsten Drogen-Webshob namens Candylove hochgezogen haben.

Die letzte Verurteilung ist noch gar nicht so lange her. Der Leipziger Maximilian Schmidt betrieb bis zum Jahr 2015 die illegale Online-Drogenhandelsplattform Shiny Flakes von seinem Elternhaus aus. Bei seiner Verhaftung im Alter von 20 Jahren stellte man Drogen im Wert von vier Millionen Euro sicher.

Insgesamt betrug die polizeilich registrierte Gesamtmenge an Drogen rund eine Tonne. 2015 wurde Schmidt zu einer siebenjährigen Jugendstrafe verurteilt. Doch bei Shiny Flakes blieb es nicht, wie es aussieht.

Schmidt soll im offenen Vollzug Candylove aufgebaut haben

Vergangenen Donnerstag fand der zweite Verhandlungstag gegen insgesamt fünf Tatverdächtige statt. Nach Aussage eines Polizeibeamten habe man Informationen über Schmidt und weitere vier Komplizen mithilfe eines Informanten gesammelt. Dessen Namen wollte der LKA-Mitarbeiter nicht nennen.

Den fünf Angeklagten wirft man vor, über Candylove rund 20 Kilogramm Drogen in über 400 Postsendungen verschickt zu haben. Die Anklage läuft auf bandenmäßiges Handeln nach § 30a Abs. 1 des Betäubungsmittelgesetzes. Die FAQs, der Aufbau inklusive Warenkorb und der Bezahlvorgang haben allerdings stark an einen regulären Webshop erinnert, weswegen man Candylove als „Amazon for Drugs“ bezeichnet hat. Bezahlt wurde überraschenderweise nicht mit einer geschützten Kryptowährung wie etwa dem Monero, sondern mittels Bitcoin-Assets.

Beim CrimeMarket lobte man Candylove für die „Bombenqualität„, „viel Auswahl“ und weil sogar schon ab und zu ein paar mehr Tabletten eingepackt wurden, als man dafür bezahlen musste.

Hat sich Shiny Flakes in der Netflix-Doku verraten?

Es kommt zu Überschneidungen von Statements aus der Netflix-Dokumentation „Shiny Flakes: The Teenage Drug Lord“ und dem Verhandlungsverlauf. Der Ex-Betreiber von Shiny Flakes hatte in der Doku angegeben, sich seit seiner Verhaftung im offenen Vollzug beruflich mit „Autosachen“ beschäftigt zu haben.

Nach Aussage des LKA-Informanten soll sich der Mitangeklagte G. während seines offenen Vollzugs oftmals auf seinem Autohandel in Borna (Sachsen) aufgehalten haben. Ob Schmidt etwas mit den gleichen „Autosachen“ wie Herr G. zu tun hatte, bleibt ungeklärt. Unklar bleibt ferner, ob der Mitangeklagte G. der Geschäftsführer des Unternehmens ist oder eine Geschäftsführerin, die später im Verlauf der Verhandlung erwähnt wurde.

candylove
Screenshot vom CNW

Auffällig war laut der Zeugenaussage des LKA-Informanten, dass man den gleichen Avatar von Präsident Kim Jong-un nutzte, um in einem Untergrund-Forum für Candylove die Werbetrommel zu rühren. Exakt das gleiche Profilbild kam Jahre zuvor bei Werbemaßnahmen für Candylove zum Einsatz. Zufall? Oder hat sich da jemand erneut für unantastbar gehalten?

Insgesamt setzte das Landgericht Leipzig 17 Verhandlungstage an. Der nächste Termin findet am 3. Februar statt. Schmidt wolle sich nach Auskunft seines Anwalts „derzeit“ noch nicht äußern, wie LTO berichtet. Die Verteidigung würde aber alle Optionen prüfen.

Überheblichkeit mit Folgen

Im Untergrund ist Schmidt vielen negativ in Erinnerung geblieben. Hätte er den Zettel mit dem Passwort vernichtet, statt ihn im eigenen Raum zu verstecken, hätte man seinen Computer wohl nicht entschlüsseln können. Auf dem PC fand man die ungeschützte Kundenliste inklusive aller Bestellungen, die Shiny Flakes jemals verschickt hat. In der Folge kam es in den nächsten Monaten zu unzähligen Hausdurchsuchungen und Anklagen bei den früheren Kunden des hochgenommenen Drogen-Webshops. Seiner Arroganz fiel nicht nur er selbst, sondern viele andere zum Opfer. Ob sich dies im Fall von Candylove wiederholen wird, bleibt noch abzuwarten.

Bei Crime.to schrieb jemand: „Wer Drogen zu sich nach Hause auf RL (real life = das echte Leben) bestellt, dem ist sowieso nicht mehr zu helfen“. Ein anderer Nutzer des CNW ergänzt: „Außerdem ist es immer das gleiche. Niemals Scene mit RL vermischen, auch nicht für Drogenbestellungen für eure Junkie-Adern.“ Wer auch immer Drogen empfängt, dann nur an eine Paketstation (siehe Beitragsbild) und dann ausschließlich mit gefälschten Angaben.

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.