Verlockung mit Haken: Auf Telegram werden lukrative Instagram-Jobs beworben – doch hinter dem „Start“-Button lauert der perfide Task-Scam.
Verlockung mit Haken: Auf Telegram werden lukrative Instagram-Jobs beworben – doch hinter dem „Start“-Button lauert der perfide Task-Scam.
Bildquelle: ChatGPT

Task-Scam auf Telegram: „Bis zu 350 € täglich!“ – Die bittere Wahrheit hinter der Betrugsmasche

Task-Scam auf Telegram: Betrüger locken mit Instagram-Jobs. Hinter dem System steckt zudem ein ausgeklügelter Vorschussbetrug.

In Telegram-Gruppen wie „Insta Marketing Pro“ herrscht vermeintlich Goldgräberstimmung: einfache Aufgaben, hohe Belohnung. Ein paar Likes hier, ein Screenshot dort – und schon landen angeblich 10 € auf dem PayPal-Konto. Doch wer tiefer einsteigt, tappt in eine gut organisierte Abzockfalle: den Task-Scam auf Telegram. Tarnkappe.info war undercover dabei und zeigt, wie die Abzocke funktioniert – und wie du dich schützt.

Es klingt zu gut, um wahr zu sein – und das ist es auch: In Gruppen wie „Insta Marketing Pro“ auf Telegram werden Nutzer mit Versprechungen über 350 € Tagesverdienst geködert. Aufgaben? Einfach Instagram-Profile liken, Screenshots schicken und Geld kassieren. Doch wer sich auf das Spiel einlässt, findet sich bald in einem ausgeklügelten Scam-System wieder, das nicht nur das eigene Konto leert, sondern auch perfide psychologische Mechanismen einsetzt.

Wie funktioniert der Task-Scam auf Telegram?

Der sogenannte Task-Scam, auch bekannt als Aufgabenbetrug, ist in diesem Fall kombiniert mit dem Vorschussbetrug. Täter organisieren sich in Telegram-Gruppen, geben sich als Instagram-Agenturen oder Online-Marketing-Firmen aus und werben neue Mitglieder mit unrealistischen Verdienstversprechen an. Opfer geben oft persönliche Daten wie Ausweiskopien, Bankdaten oder sogar Zugang zu Konten preis, um die Aufgabe zu „verifizieren“. Die Konten können von den Tätern dann für Geldwäsche missbraucht werden, und die Opfer können strafrechtlich belangt werden.

Task-Scams sind dabei eine neuartige, aber rasant wachsende Betrugsform, bei der Opfer zunächst mit kleinen Erfolgen geködert und schließlich mit fingierten Aufgaben, Zahlungsverpflichtungen und sogenannten „Reparaturgebühren“ in eine Schuldenfalle getrieben werden. Das perfide System folgt dabei einem immer gleichen Muster:

  • Phase 1 – Vertrauen aufbauen: Kleine Aufgaben wie Instagram-Likes, dafür gibt es angeblich 3–10 € direkt per PayPal oder Banküberweisung.. Die Auszahlung erfolgt prompt – ein Honeypot.
  • Phase 2 – Vorkasseaufgaben: Wer mehr verdienen will, muss vorab „investieren“: z. B. 100 €, um 130 € zurückzubekommen. Auch das klappt zunächst.
  • Phase 3 – Eskalation der Geschäftsbeziehung über weitere Aufgaben: Höhere Investitionen (500–5.000 €), höhere „Provisionen“, es bestehen aber auch höhere Risiken. Fehler werden unterstellt, Aufgaben seien „nicht korrekt erfüllt“ worden. Weitere Zahlungen seien nötig, um „Einfrierungen“ der Gelder aufzulösen.
  • Phase 4 – Totalausfall: Kein Geld kommt zurück. Die Täter tauchen unter, Gruppen werden gelöscht oder umbenannt.
  • Phase 5 – mit neuer Telegram-Gruppe begeben sich die Cyberkriminellen auf die Suche nach neuen Opfern.

Dabei wird oft behauptet, dass das eingezahlte Geld auf Plattformen wie paramount667.com oder crypto3457.com eingefroren sei. Die Opfer erhalten nie Zugriff – stattdessen folgen neue Zahlungsaufforderungen.

Undercover: Tarnkappe in der Telegram-Gruppe „Insta Marketing Pro“

Ich wurde selbst unfreiwillig in eine dieser Gruppen eingeladen und dokumentierte zunächst minutiös den Gesprächsverlauf. Die Masche war durchschaubar, aber raffiniert aufgebaut:

„Hallo, ich bin Julie, eure Administratorin. Für jede erledigte Aufgabe gibt es 10 €. Alles was ihr tun müsst: Instagram-Accounts liken, Screenshot posten, Telegram-Nutzer kontaktieren – und ihr bekommt sofort Geld.“ – so der erste Schritt.

Task-Scam auf Telegram: „Bis zu 350 € täglich!“
Task-Scam auf Telegram: „Bis zu 350 € täglich!“

Innerhalb der Gruppe bestätigen Mitglieder den Erhalt von Zahlungen, z. B. Screenshots mit PayPal-Bestätigungen, sie posten Danksagungen.

Post von Zahlungseingang
Post von Zahlungseingang

Die Sprache ist zunächst freundlich, die Admins wirken hilfsbereit – doch alles ist Teil des Plans, Vertrauen zu erwecken.

Aufgabenbeschreibung
Aufgabenbeschreibung

Doch wer an der nächsten Stufe teilnehmen will, muss zahlen. In Bitcoin, per PayPal – und schon sitzt man in der Falle. Kritische Stimmen werden ignoriert, Gruppendruck aufgebaut. Ein perfides System mit psychologischer Raffinesse.

Der Reddit-User Extra_Ad_8009 beschreibt die Masche auf den Punkt bringend:

Das hat einen Namen: Task Scam.
An sich unsinnige Tätigkeiten werden für eine absurd hohe Vergütung angeboten. Anfangs noch kleine Beträge, die man sich sogar auszahlen lassen kann – damit wird Vertrauen geschaffen. Danach geht es los: man muss zahlen, um Geld zu „verdienen“. Man muss X Aufgaben erledigen, um eine Gutschrift zu erhalten (Geld ist spätestens ab da weg!). Man muss eine Spezialaufgabe kaufen, um aufzusteigen. Und so weiter – auf dem Bildschirm wird man langsam reich.
Letztendlich muss gezahlt werden, um Geld abzuheben (was aber nie passieren wird). Gebühren, Steuern, Versäumnisstrafen – es wird Druck aufgebaut. Sunk Cost Fallacy
(= der Irrtum der angeblich niedrigen Kosten) schlägt hart zu. Tatsache ist: jeder Betrag, der insgesamt eingezahlt wurde, ist weg – für immer. Nachdem man darüber gepostet hat, kommen vielleicht ein paar Euro in die Inbox: jemand will helfen – gegen Vorauszahlung. Das ist der nächste Betrüger.
Alles Geld ist weg. Es kommt nicht wieder. Abschreiben, verdauen, Telegram/WhatsApp-Kanal löschen, private Nachrichten von Fremden in allen sozialen Medien sperren. Goldene Regel merken: nie Geld zahlen, um Geld verdienen zu können! Alles aus r/scams gelernt, wo diese Fälle alle 1-2 Tage auftauchen – fast immer erst, wenn das Geld weg ist.

Berichte von hunderten Betroffenen

Auf Reddit berichten unter Beiträgen wie r/Legalillegal und r/WerWieWas über 100 Nutzer von identischen Erlebnissen. Die Thread-Eröffnerin berichtete:

Ich wurde einer Telegram hinzugefügt, in der ein Job angeboten wurde. Instagram Nutzer liken, Screenshot von machen und 3€ dafür erhalten. Das lief alles reibungslos. Dann kam die nächst größere Aufgabe mit 100€ in Vorkasse. Darauf gab es eine Provision, die ebenfalls ausgezahlt wurde. Anschließend kam eine Mall-Aufgabe. In der sollte man auswählen, welchen Betrag man zahlen möchte. Je höher der Betrag, desto höher die Provision. Ich investierte… so nahm alles seinen Lauf. Zahlungen wurden getätigt, Fehler wurden unterstellt, Auftragsreperatur Gebühren usw.. Es ging soweit, das ich Geld im mittleres fünf stelligen Bereich investiert und schlussendlich verloren habe.

Angefangen hat das am 22. März und geendet einen Monat später.

Ich suche Menschen, denen das ebenfalls passiert ist, damit man sich zsm schließen kann und dagegen vorgehen kann. Anzeige bei der Polizei habe ich dann direkt gestellt. Es gibt spezialisierte Anwälte mit IT Forensik, die sich auf solche Fälle spezialisiert haben. Ich überlege, das zu machen, jedoch wollen die auch pauschal zwischen 4000€ und 5000€ haben.

Die Gemeinsamkeiten aller Beteiligten:

  • Einstieg über Telegram oder WhatsApp, oft mit personalisierter Ansprache.
  • Schnelle erste Auszahlung – dann sinnlos erscheinende Aufgaben („Mall-Aufgaben“) mit Zahlungspflicht.
  • Psychologischer Druck: Fristen, Beschimpfungen in Kombination mit dem Gruppenzwang.
  • Abwälzung der Schuld bei angeblichen „Fehlern“ auf die Opfer – Reparaturzahlungen nötig.
  • Keine Rückzahlung trotz angeblich „eingefrorener Provisionen“.
  • Beträge von 50 bis über 20.000 € sind dauerhaft verloren.

Stellvertretend für zahlreiche andere Opfer informiert noch Sensitive_Cod_4691 auf Reddit:

Ich wurde gestern Opfer dieser Masche. Habe 2.000 Euro verloren.

Anzeige, Anwälte, Sammelklagen – was bringt’s?

Viele Betroffene berichten, dass sie eine Anzeige bei der Polizei erstattet haben. Einige konsultierten IT-Forensik-Anwälte – mit Angeboten zwischen 4.000 € und 6.000 € Pauschale. Doch die Erfolgsquote ist niedrig. Laut der US-Verbraucherschutzbehörde FTC (Stand November 2024) nehmen Task-Scams rasant zu. Experten warnen:

  • viele Täter sitzen im Ausland (Südostasien, Nahost, Afrika).
  • Telegram-Konten wechseln ständig, keine echten Identitäten.
  • Webseiten wie Paramount667 oder Crypto3457.com sind fingiert.
  • Hinter vielversprechenden Rückhol-Angeboten steckt oftmals die nächste Abzocke!

🌞 Surfen und Herunterladen ohne Risiko!

Das beste No-Logs-VPN mit 27 Monaten Datenschutz.
Jetzt für nur 2,59 €/netto mtl. – anonym, sicher & ohne Unterbrechung surfen, via P2P downloaden und vieles mehr. Inklusive 3 Monate umsonst!

🌞 Jetzt Sonderangebot sichern!*

Preisgarantie: Gleicher Preis & Laufzeit bei jeder Verlängerung.

* Affiliate-Link – du unterstützt unsere Arbeit, der Preis bleibt für dich gleich.

Schutz vor Task-Scams – 6 goldene Regeln

  • Keine Jobs per Telegram oder WhatsApp annehmen – seriöse Unternehmen rekrutieren anders und identifizieren sich auch.
  • Nie Geld bezahlen, um Geld zu verdienen – Vorkasse ist immer ein Warnsignal.
  • Misstrauisch werden bei unrealistischen Versprechen – 350 € am Tag für Likes? Lächerlich!
  • Keine Zahlungen an Privatpersonen leisten – besonders nicht über „Freunde & Familie“ bei PayPal.
  • Konten und Telegram-Chats sofort verlassen, wenn solche Angebote auftauchen.
  • Beweise sichern, Polizei informieren.

Fazit: Task-Scam auf Telegram – digitaler Betrug mit menschlichem Preis

Der Task-Scam auf Telegram ist keine neue Masche – aber eine technisch und psychologisch weiterentwickelte Kombination mit dem Vorschussbetrug. Was harmlos mit Likes beginnt, endet für viele in Schulden, Scham und Ohnmacht. Wer einmal bezahlt, hat das Geld in der Regel verloren. Und wer weiterzahlt, verliert noch mehr. Die Täter sind meist nicht greifbar, die Gruppen flüchtig. Doch mit Aufklärung, Medienberichterstattung und öffentlichem Druck können zumindest weniger Menschen auf diese miese Masche hereinfallen. Unsere Empfehlung:

  • Sofortiger Ausstieg, keine weiteren Zahlungen leisten.
  • Die Gruppe bei Telegram melden.
  • Bank und Zahlungsdienstleister kontaktieren.
  • Anzeige erstatten, auch wenn die Chancen gering sind.
  • Andere warnen, z. B. über soziale Medien, Reddit oder bei uns im Forum.

(*) Alle mit einem Stern gekennzeichneten Links sind Affiliate-Links. Wenn Du über diese Links Produkte oder Abonnements kaufst, erhält Tarnkappe.info eine kleine Provision. Dir entstehen keine zusätzlichen Kosten. Wenn Du die Redaktion anderweitig finanziell unterstützen möchtest, schau doch mal auf unserer Spendenseite oder in unserem Online-Shop vorbei.

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.