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Bildquelle: Sunny

Sperrliste für Piratenseiten: 17-Jähriger veröffentlicht geheime CUII-Liste

Ein 17-Jähriger sorgt für Aufsehen, als er die Sperrliste der Piratenseiten der CUII veröffentlicht. Ein Schritt zu mehr Transparenz!

Der Schutz geistigen Eigentums im Internet ist ein heißes Thema. Seit 2021 geht Deutschland einen neuen Weg: Große Internetanbieter sperren bestimmte Webseiten – freiwillig und ohne Gerichtsbeschluss. Die eigentliche Sperrliste für Piratenseiten (CUII-Liste) ist streng geheim. Bis jetzt!

Denn der 17-jährige Damian hat mit seinen Freunden die geheime Liste der in Deutschland gesperrten Webseiten veröffentlicht. Damit brachte er endlich Licht in die undurchsichtige Praxis der Clearingstelle Urheberrecht im Internet (CUII).

Die CUII und ihre Liste: Umstrittener Hüter des Urheberrechts

Seit 2021 arbeiten in Deutschland große Internetprovider mit Rechteinhabern zusammen, um Webseiten zu sperren, die massenhaft urheberrechtlich geschütztes Material illegal verbreiten. Diese Kooperation heißt CUII und entscheidet, welche Domains gesperrt werden – und zwar ohne richterlichen Beschluss.

Die CUII sperrt Seiten ohne gerichtlichen Beschluss
Die CUII sperrt Seiten ohne gerichtlichen Beschluss

Das Problem: Die CUII hält die Sperrliste für Piratenseiten unter Verschluss. In ihren Veröffentlichungen sind alle konkreten Namen und URLs geschwärzt. Damit ist es für die Öffentlichkeit unmöglich, die Entscheidungen zu überprüfen.

Damians „Hack“: Transparenz durch Technik

Hier kommt der 17-jährige Damian ins Spiel. Denn dem technikbegeisterten Schüler ging die Geheimniskrämerei um die CUII-Liste auf die Nerven. Zusammen mit ein paar Freunden entwickelte er eine clevere Methode, um die gesperrten Domains aufzuspüren. Mit Hilfe von DNS-Resolver-Tests fanden sie heraus, welche Seiten tatsächlich gesperrt waren.

Die "transparente" Sperrliste für Piratenseiten
Die „transparente“ Sperrliste für Piratenseiten

Das Ergebnis ihrer Arbeit ist die Website CUIIliste.de. Hier veröffentlichen sie alle entdeckten gesperrten Domains – ungeschwärzt und für jeden zugänglich. „Die CUII sperrt Domains. Welche genau? Das verrät die CUII nicht. Aber keine Sorge – dafür sind wir ja da„, erklärt Damian selbstbewusst auf der Seite.

Die Zahlen, die Damian und sein Team rund um die CUII-Liste ans Licht gebracht haben, sind beeindruckend. Denn insgesamt haben sie 275 blockierte Domains und Subdomains identifiziert. Diese Zahl ist jedoch mit Vorsicht zu genießen. Viele der Subdomains dienen vermutlich nur dazu, bestehende Sperren zu umgehen. Zählt man nur die eindeutigen Hauptdomains, kommt man auf 104 gesperrte Seiten. Dies berichtet Torrent Freak in einem aktuellen Artikel.

Auch die "Queen of Music Warez", Canna Power, steht auf der CUII-Liste
Auch die „Queen of Music Warez“, Canna Power, steht auf der CUII-Liste

Auf der Sperrliste für Piratenseiten befinden sich einige bekannte Namen. Alle Hauptdomains der umstrittenen Schattenbibliothek Sci-Hub sind betroffen, darunter sci-hub.se, sci-hub.st und sci-hub.ru. Auch die „Queen of Music Warez„, Canna Power, oder beliebte Torrent- und Streaming-Seiten stehen auf der Liste.

Damian hilft beim Einrichten alternativer DNS-Resolver

Mehr als nur eine Liste

Das Projekt geht über die bloße Veröffentlichung der gesperrten Domains hinaus. CUIIliste.de bietet auch Anleitungen, wie die Sperren umgangen werden können. Zum Beispiel durch die Verwendung alternativer DNS-Resolver. Dies wirft natürlich weitere rechtliche und ethische Fragen auf.

Der Schüler verweist rechtskonform auf einen nur temporären Impuls des Leaks, um zur Haftung, Sperrung und damit Zensur von Referenzen im Internet eine Debatte anzustoßen. Er sichert sich weitergehend damit ab, dass er keine Hyperlinks verlinke, sondern nur die Domain (im Text) und im Rahmen eines redaktionellen Beitrags nenne.

Doch was unterscheidet einen Text-String „https://cuiiliste.de“ von einem URL-String https://cuiiliste.de, die gerendert als Hyperlink erscheinen können? Und hat Damian ein „Bewusstsein“, dass er möglicherweise rechtswidrige Schattenbibliotheken benennt? Darf er das als Redakteur?

Tarnkappe.info

Damians Aktion hat viele Diskussionen ausgelöst. Befürworter loben den Mut des Jugendlichen und sehen in der Veröffentlichung einen wichtigen Schritt zu mehr Transparenz. Kritiker hingegen argumentieren, dass die Publikation der Liste den Zugang zu illegalen Inhalten erleichtern könnte.

Die (ehemals) geheime CUII-Liste zeigt eindrücklich, wie wichtig Transparenz ist. Damians „Hack“ sollte in der Lage sein, eine längst überfällige Debatte anzustoßen. Wie gehen wir mit Urheberrechtsverletzungen im Internet um? Wer darf entscheiden, welche Seiten gesperrt werden? Und wie viel Transparenz brauchen wir?

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Über

Sunny schreibt seit 2019 für die Tarnkappe. Er verfasst die wöchentlichen Lesetipps und berichtet am liebsten über Themen wie Datenschutz, Hacking und Netzpolitik. Aber auch in unserer monatlichen Glosse, in Interviews und in „Unter dem Radar“ - dem Podcast von Tarnkappe.info - ist er regelmäßig zu hören.