IPTV-Razzia: Vorgehen gegen illegale Verbreitung von OTT-Sendern
IPTV-Razzia: Vorgehen gegen illegale Verbreitung von OTT-Sendern
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IPTV-Razzia: Vorgehen gegen illegale Verbreitung von OTT-Sendern

Taiwans Kriminalpolizei (CIB) hat erfolgreich eine Razzia bei einem IPTV-Piratenanbieter durchgeführt. Zwei Personen wurden verhaftet.

Im Rahmen einer umfassenden Kampagne gegen Piraterie führte Taiwans Criminal Investigation Bureau (CIB) letzten Monat eine Razzia gegen einen IPTV-Piratenbetrieb durch. Dieser streamte über zwei Jahre illegal Inhalte verschiedener Sender. Zwei Verdächtige wurden dabei festgenommen und 269 Gegenstände beschlagnahmt, darunter Set-Top-Boxen, Video-Encoder, Server, Netzwerkhardware und Mobiltelefone.

Entdeckung von Piraten-App leitete Ermittlungen ein

Taiwans Kriminalpolizei (CIB) setzt im Rahmen des Projekts „Saubere Frequenz“ mit der Razzia am 9. Juli 2024 in der Stadt Taichung und im Kreis Yunlin sein Vorgehen gegen illegale OTT-Sender fort, berichtete CIB. Die Ermittlungen zum aktuellen Fall kamen ins Rollen, als Beamte den Internet-Auktionsmarkt unter die Lupe nahmen. Sie stellten fest, dass Betreiber eine illegale Live-Streaming-Software für Kabelfernsehen, eine App namens Qingtian TV, auch bekannt als „Sunny TV APP“, dort anboten.

Dabei fanden die Ermittler heraus, dass die App Nutzern Zugriff auf Live-TV-Streams bot, die die Betreiber illegal von Sendern bezogen. Betroffen waren unter anderem Taiwans Satellite Radio and Television Business Association und Mitglieder der japanischen Anti-Piraterie-Gruppe CODA, zu der große Fernsehsender wie TBS, Fuji TV und TV Asahi gehören. Die App verletzte somit deren Urheberrechte.

Daraufhin richtete die Polizei eine Sondereinheit zur Untersuchung des Falles ein. Der Fall landete beim Bezirksstaatsanwaltschaft von Taichung, nachdem die Urheberrechtsinhaber eine Strafanzeige gestellt hatten.

Nach der Feststellung des Standorts der illegalen Aktivitäten, führte das Ermittler-Team eine langfristige Überwachung und Beweissammlung durch. Weiterführende Untersuchungen ergaben eine Identifizierung der Verdächtigen mit Nachnamen Li und Chen als Schlüsselfiguren der Piraterieoperation. Li soll die Operation von einem gemieteten Haus aus geleitet haben.

Versteckter IPTV-Betrieb in „verlassenem“ Haus

Chen wird verdächtigt, die illegale Sunny TV APP über verschiedene Online-Märkte verkauft zu haben. Um nicht entdeckt zu werden, änderte Chen häufig seine Online-Konten. Dies erschwerte es den Behörden, den Vorgang nachzuverfolgen. Für ihre illegalen Aktivitäten mieteten die Verdächtigen ein leer stehendes Haus. Das sollte einen unauffälligen Eindruck vermitteln, als sei es seit vielen Jahren verlassen. Im Inneren des Gebäudes sah es jedoch anders aus.

Quelle: CIB

Die Behörden entdeckten dort umfangreiches Equipment, darunter 72 Set-Top-Boxen und 72 Signalencoder, die zum Aufnehmen und Streamen von Live-TV-Inhalten (IPTV) legaler Sender dienten. Die Ausrüstung war beschriftet und geordnet, was auf eine gut strukturierte Vorgehensweise schließen lässt, deren Ziel darin bestand, eine Entdeckung zu vermeiden.

Quelle: CIB

Mit Razzia gegen IPTV-Piraterie

Nach Abschluss der Beweissammlung führte das Ermittler-Team im Juli mit einem Durchsuchungsbefehl des Bezirksgerichts Taichung eine IPTV-Razzia durch. Diese erstreckte sich auf die Wohnsitze der Verdächtigen und die angemieteten Räumlichkeiten. Bei der Durchsuchung der Standorte beschlagnahmte die Polizei insgesamt 269 Gegenstände. Darunter 72 Set-Top-Boxen, 72 Encoder, 2 Server, Netzwerkhardware, 9 Bankkonten sowie mehrere Mobiltelefone. Zudem wurden zwei Verdächtige festgenommen. CIB verweist außerdem auf zwei weitere Verdächtige. Jedoch blieben deren Rollen am Mitwirken unerwähnt.

Das von CIB veröffentlichtes Diagramm veranschaulicht die Funktionsweise von IPTV, von der Erfassung und Kodierung der Streams bis zu ihrer Verteilung und letztlich der Nutzung durch die Endverbraucher:

Quelle: CIB

Der gesamte Fall wird an die Staatsanwaltschaft des Bezirks Taichung zur Untersuchung weitergeleitet. Die bisherige Überprüfung ergab, dass die Sunny TV APP bereits seit zwei Jahren in Betrieb ist. Über 1.000 Mal ging sie über die virtuelle Ladentheke. Der Verkaufspreis der App lag dabei viel niedriger als der traditioneller illegaler Set-Top-Boxen.

Gemäß CODA würde das nicht nur „die Entwicklung der chinesischen Film- und Fernsehindustrie beeinträchtigen, sondern auch die gesetzlichen Rechte am urheberrechtlich geschützten Eigentum der großen Fernsehgesellschaften verletzen“. Der geschätzte Schaden beläuft sich auf 1 Milliarde Taiwan-Dollar (ca. 27.934.764,00 Euro).

Durch die Polizeiarbeit gelang es, alle APP-Software-Verkäufer, die illegale Signalquellen anboten, auszuschalten. Als Reaktion auf diesen Fall warnt die Polizei erneut, dass die Verwendung illegaler TV-Apps und Set-Top-Boxen nicht nur die Urheberrechtsverletzungen illegaler Betreiber unterstützt, sondern auch den Rechteinhabern schadet. Die Installation von Software-Apps ohne Sicherheitsüberprüfung könne auch das Risiko des Abflusses persönlicher Daten bergen.

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.