IPTV-Crash in Indien: Ein internationales Piraterie-Syndikat streamte illegale Inhalte von Star India, Jio & Co – mit Millionenumsatz.
In einem der bislang größten Anti-Piraterie-Schläge Indiens gegen organisierte IPTV-Piraterie hat die Gujarat-Polizei ein millionenschweres Piraterie-Netzwerk zerschlagen. Illegale Streaming-Plattformen verteilten kostenpflichtige Inhalte von Star India, einer Tochter von Disney, Jio TV und sogar verbotene pakistanische Sender über Apps und Smart-TVs an ihre zahlende Kundschaft. Der IPTV-Crash in Indien zeigt einmal mehr, wie mächtig und profitabel die Schattenwirtschaft des digitalen Fernsehens geworden ist – bis jetzt. Tarnkappe.info beleuchtet die Hintergründe dieses spektakulären Busts und was er für die globale Piraterie-Szene bedeutet.
IPTV-Crash in Indien: Polizei von Gujarat deckt massiven IPTV-Betrug auf
Wie Storyboard 18 berichtete, hat die Cyber-Polizei von Gandhinagar (Gujarat) im Rahmen einer breit angelegten Anti-Piraterie-Offensive auf Grundlage einer Strafanzeige des Medienunternehmens Star India einen bedeutenden IPTV-Betrugsfall aufgedeckt. Der illegale Streamingdienst mit dem Namen „BOS IPTV“ soll rund fünf Millionen Abonnenten gehabt und jährlich etwa 700 Crore Rupien umgesetzt haben. Das sind umgerechnet rund 73 Millionen Euro. Bitte nicht verwechseln mit „Boss IPTV„, dem ehemaligen deutschen Anbieter.
Die illegalen Streamingdienste verkauften die IPTV-Anbieter indischen Zuschauern für eine geringe Abonnementgebühr von 400 Rupien (ca. 4 Euro) für drei Monate, wodurch man legitime Sender und digitale Plattformen preislich deutlich unterbot.
Im Zentrum der Ermittlungen steht Mohammed Murtuza Ali, ein App-Entwickler aus Jalandhar im Bundesstaat Punjab. Unter der Marke „BOS IPTV“ soll er eine große Anzahl kostenpflichtiger Fernsehkanäle – darunter mehrere pakistanische Nachrichtensender, exklusive Sportübertragungen, Bollywood-Blockbuster und internationale Serien ohne Genehmigung gestreamt haben.
Im Rahmen der Hausdurchsuchung stellten die Polizisten mehrere Beweismittel sicher. Darunter drei Laptops und zwei Mobiltelefone, die der Beschuldigte mutmaßlich für den Betrieb des illegalen IPTV-Dienstes nutzte.
Dienst seit 2020 aktiv – Polizei vermutet internationale Verbindungen
Laut Aussagen der Ermittlungsbehörden war der illegale IPTV-Dienst seit dem Jahr 2020 aktiv. „Wir konnten die IP-Adressen zurückverfolgen und den Verdächtigen in Jalandhar schnell lokalisieren und festnehmen“, erklärte Chaitanya Mandlik, stellvertretender Generalinspekteur der Polizei von Gandhinagar. Aktuell prüfe man, ob Ali Teil eines internationalen Piraterienetzwerks ist, hieß es.
Gemäß Storyboard 18 wäre es nicht das erste Mal, dass die Plattform „BOS IPTV“ ins Visier der lokalen Behörden geraten ist. Bereits 2021 wurde ein Ermittlungsverfahren gegen denselben Dienst eingeleitet. Trotz der damaligen Maßnahmen tauchte die Plattform erneut auf und baute ihre Reichweite und Einnahmen weiter aus. Der aktuelle Zugriff erfolgte nach einer erneuten Piraterie-Beschwerde durch Star India, nachdem deren Live-TV-Signale illegal online verbreitet wurden.
Langjähriger Kampf der Medienbranche gegen IPTV-Piraterie
Die Unterhaltungsindustrie steht schon lange unter Druck durch illegale IPTV-Angebote, die erhebliche finanzielle Schäden verursachen. Zu Beginn des Jahres hatte Star India gemeinsam mit Behörden in den Vereinigten Arabischen Emiraten eine große Razzia durchgeführt, bei der Geräte beschlagnahmt wurden, die über 12.000 raubkopierte Sender ausstrahlten – mutmaßlich in Verbindung mit demselben Netzwerk.
Ermittlungen in vollem Gange – weitere Festnahmen möglich
Die Cyber-Polizei analysiert derzeit umfangreiche Beweismittel, darunter Serverdaten, Bankunterlagen und Abonnentendatenbanken. Erste Hinweise deuten darauf hin, dass die Operation weitreichender ist als zunächst angenommen. Die Ermittler schließen eine internationale Zusammenarbeit nicht aus und kündigen weitere Festnahmen an.
Konsequenzen für Täter und Risiken für Nutzer
Sollte es zu einer Verurteilung kommen, drohen dem Angeklagten empfindliche Strafen nach dem indischen Informationstechnologiegesetz sowie dem Urheberrechtsgesetz – darunter hohe Geld- und Haftstrafen. Gleichzeitig appellieren Sender wie Star India eindringlich an die Verbraucher, keine illegalen IPTV-Angebote zu nutzen. Neben Urheberrechtsverletzungen gehen mit solchen Diensten oft auch erhebliche Sicherheitsrisiken wie Malware und fehlender Verbraucherschutz einher.
Fazit: IPTV-Piraterie auf neuem Level – und kein Ende in Sicht
Der IPTV-Crash in Indien ist ein deutliches Zeichen: Streaming-Piraterie ist nicht mehr bloß ein Nerd-Phänomen. Es geht um Millionen, um organisierte Strukturen – und um Nutzer, die sich in trügerischer Sicherheit wiegen.
Die Szene wird sich weiterentwickeln, neue Wege finden – doch die Branche scheint gewillt, zurückzuschlagen. Wie erfolgreich dieser digitale Katz-und-Maus-Krieg letztlich sein wird, bleibt abzuwarten.