EU-Turbo-Takedowns (Symbolbild)
Bildquelle: ChatGPT

EU-Turbo-Takedowns: Das Aus für Live-Streaming-Piraten in 30 Minuten?

Turbo-Takedowns: Live-Sperren innerhalb von 30 Minuten. Das EU-Parlament verschärft den Kampf gegen die Sport-Streaming-Piraterie massiv.

Illegale Sportstreams sind für Rechteinhaber ein Dauerärgernis. Doch nun zieht das EU-Parlament die Zügel deutlich an. Am 19. Mai 2025 stimmten 479 Abgeordnete für eine neue Resolution, die das Ziel hat, illegale Livestreams von Fußball, Formel 1 und anderen Sportarten spätestens 30 Minuten nach Meldung zu blockieren. Es geht um Tempo, Kontrolle und ein großes Versprechen: die Echtzeit-Abschaltung laufender Übertragungen. Willkommen bei den EU-Turbo-Takedowns!

Die wichtigsten Fakten zu den EU-Turbo-Takedowns

Im Zentrum des geplanten EU-Streaming-Gesetzes stehen sogenannte Echtzeit-Sperren, auch Live-Blockierungen genannt. Rechteinhaber und zertifizierte „Trusted Flaggers” sollen illegale Streams melden können. Die Plattformen müssen dann innerhalb von 30 Minuten handeln. Damit gemeint sind offenkundig sowohl Webhoster, die Inhalte löschen und die Kundenaccounts der Piraten deaktivieren müssen. Dazu kommen die Internet-Anbieter, die zeitnah Websperren durchführen müssen. Die EU-Resolution spricht dabei immer nur sehr schwammig von „Plattformen“, die man in die Verantwortung nehmen will und konkretisiert nicht, wer damit im Detail gemeint ist. Die Abschaltung der Streams soll auf jeden Fall noch während des laufenden Spiels erfolgen, um das Geschäftsmodell der illegalen Anbieter zu zerstören.

EU-Turbo-Takedowns
Die EU-Resolution fordert einen „30-Minuten-Takedown“ für illegale Sport-Streams und sieht Echtzeit-Sperren als neue Maßnahme vor.

Wichtig ist, dass Zuschauer bei den geplanten EU-Turbo-Takedowns nicht strafrechtlich verfolgt werden sollen. Die Verantwortung soll wohl alleine bei den Webhostern und Internetanbietern liegen. Die EU-Kommission muss jetzt liefern und einen Gesetzesentwurf vorlegen. Spätestens 2026 soll dieser auf dem Tisch liegen.

Die neuen IPTV-Sperren in Europa haben Folgen für Nutzer, Anbieter und die Streaming-Szene

Für die Betreiber illegaler IPTV-Angebote dürfte es dann brenzlig werden. Denn Gerichte könnten künftig Streamingseiten in Echtzeit sperren lassen. Auch Händler von Streaming-Boxen geraten ins Visier. Rechteinhaber erhalten neue Werkzeuge, um IP-Listen direkt an Provider weiterzugeben.

Doch die geplante Live-Blockierung betrifft nicht nur illegale Anbieter. Auch legale Streamingdienste geraten zunehmend unter Druck. Die EU fordert: „Breitere, günstigere und nutzerfreundlichere Angebote.” Ob sich Ligen und Pay-TV-Riesen darauf einlassen, bleibt freilich abzuwarten.

Ein weiteres Problem ist das Overblocking. Dynamische Sperren können versehentlich ganze Hosting-Netzwerke lahmlegen. Geteilte IP-Adressen erhöhen dieses Risiko zusätzlich. Das ist in Italien ja schon häufiger passiert, als die Websites von Akamai-Kunden aus Versehen blockiert wurden.

IPTV-Sperren in Europa: Rechte schützen, aber nicht übertreiben!

Bereits im Jahr 2023 gab es eine unverbindliche Empfehlung gegen Sportpiraterie. Diese reichte den Abgeordneten jedoch nicht aus. Jetzt verlangen sie ein EU-Streaming-Gesetz mit klaren Regeln und Echtzeit-Sperren.

Die unverbindliche Empfehlung gegen Sport-Piraterie aus dem Jahr 2023.

Kritiker warnen jedoch, dass diese Sonderregelung den Digital Services Act (DSA) untergraben könnte. Der DSA legt eigentlich schon fest, wie Inhalte gemeldet und entfernt werden sollen. Eine Sonderlösung in Form einer Live-Blockade für Sportstreams könnte eine Parallelstruktur schaffen.

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Bürgerrechtler sehen die Gefahr von Zensur. Bereits 2021 war ein ähnlicher Vorschlag gescheitert. Patrick Breyer von der Piratenpartei bezeichnete ihn damals als „Lobbyistenpapier“. Auch heute bleibt die Kritik bestehen: 30 Minuten reichen nicht für eine faire Prüfung aus. Ein Fehlalarm durch einen „Trusted Flagger” könnte legale Seiten abschießen.

EU-Turbo-Takedowns: Schnelle Lösung oder gefährlicher Schnellschuss?

Die EU will jetzt schnell handeln und mit den EU-Turbo-Takedowns illegale Livestreams unterbinden. Der Plan: ein konsequenter Kurs gegen Sportpiraterie in Echtzeit. Doch so viel Tempo birgt auch Risiken. Wie gerecht wird es dabei zugehen? Die nächsten Monate werden zeigen, ob Brüssel eine vernünftige Balance zwischen den Rechten und Freiheit der Nutzer auf der einen Seite und dem Schutz der Rechteinhaber auf der anderen Seite finden kann.

Helfen die EU-Turbo-Takedowns wirklich gegen Sportpiraterie – oder verursachen sie nur neue Probleme? Oder sollte man sich nicht besser darauf konzentrieren, den Konsumenten Live-Inhalte zu einem Preis anzubieten, der nicht so extrem hoch ist? Sag uns deine Meinung: Fortschritt oder Fehlgriff? Diskutiere mit uns in den Kommentaren!

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Sunny

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Sunny schreibt seit 2019 für die Tarnkappe. Er verfasst die wöchentlichen Lesetipps und berichtet am liebsten über Themen wie Datenschutz, Hacking und Netzpolitik. Aber auch in unserer monatlichen Glosse, in Interviews und in „Unter dem Radar“ - dem Podcast von Tarnkappe.info - ist er regelmäßig zu hören.