Die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) verlangt von den Internet-Anbietern Pornhub etc. zu sperren. Doch zunächst erfolgt eine Anhörung.
Pornhub ist in Deutschland ohne Frage eine der meist genutzten Webseiten überhaupt. Die Domain soll in Zukunft regulär nicht mehr in Deutschland aufrufbar sein. Wer die Sperranordnung an die Internet-Anbieter überwinden will, müsste dafür ein Proxy, VPN oder den Tor-Browser benutzen, so wie es tagtäglich schon bei den von der CUII gesperrten Domains geschieht.
Pornhub soll Alter der Besucher überprüfen
Die KJM verlangt von Aylo (ehemals Mindgeek, Manwin), der Betreibergesellschaft der drei Webseiten, dass man das Alter der Seitenbesucher mithilfe eines Ausweis-Scans überprüfen soll. Das Unternehmen spielt jeden Tag nach eigenen Angaben bei pornhub.com & Co. insgesamt 13 Millionen Stunden Content an nur einem Tag an die Seitenbesucher aus. 65 Petabytes an Video-Daten sind dort vorhanden, die pro Sekunde 5 Terabits an Trafic beim CDN-Netzwerk verbrauchen. Rund 8.000 neue Videos kommen jeden Tag dazu.
Die Statistiken gelten allerdings für alle Portale von Aylo zusammen. Bis man selbst unter verschiedenen Marken Videos hergestellt hat, nahm man es mit dem Urheberrecht tendenziell nicht so genau. Das ist jetzt anders. Zumindest kommt es immer mal wieder zu Klagen wegen Copyright-Verletzungen.
Jetzt stehen Anhörungsverfahren an, in denen die Internet-Provider ihre Sicht der Dinge darlegen können. Das laufende Verfahren haben 1&1, die Deutsche Telekom, Telefónica und Vodafone gegenüber den Kollegen von netzpolitik.org bereits bestätigt. Die Medienaufsicht will sich aufgrund des laufenden Verfahrens dazu nicht äußern.
Erst nach der Anhörung der ISPs könnte es erneut, wie schon gegen xHamster, zu den Sperrverfügungen der Domains kommen. Bei xHamster ging die DNS-Sperre ins Leere, die Betreiber haben einfach die Domain gewechselt. Die Besucher haben diese schnell herausgefunden. Das könnte Pornhub, das Bezahl-Portal MyDirtyHobby und YouPorn auch tun, zumal sie schon über mehrere Domains verfügen.
Vorgehen der Medienaufsicht ist völlig sinnlos
Um Minderjährige vor unpassendem Content zu schützen, wäre die Aktion sowieso sinnfrei, weil eine einzige Suchanfrage bei Google die Portale von Millionen von Wettbewerbern ans Tageslicht fördert. Wenn sie auf die wenig altersgerechten Filmchen bei Pornhub nicht zugreifen können, suchen sie sich halt eine Alterative.
Ohne eine spezielle Software, die bei bestimmten Keywords die Seite auf dem PC blockiert, ist keine Kontrolle möglich. Doch derartige Filter-Maßnahmen auf dem heimischen PC gehen dem deutschem Recht nicht weit genug. Man verlangt eine Sperre der Seiten, sollten sie der Verifikation per offiziellem Dokument nicht zustimmen wollen. Doch das geht den Anbietern schlichtweg zu weit. Das würde viele Besucher abschrecken.
Medienkompetenz ist durch nichts zu ersetzen
Der beste Schutz für Kinder ist sowieso, wenn ihre Eltern sie von vorne bis hinten fit für das Internet machen. Es gibt viel Gutes dort zu entdecken. Und ja, es gibt natürlich auch Seiten, die wie Pornhub für Kinderaugen überhaupt nicht geeignet sind. Doch gegen die Problematik geht im Idealfall nicht die KJM vor, sondern dies erklärt den Kindern ihre Mutter oder der Vater. Bleibt zu hoffen, dass diese über die dafür nötige Medienkompetenz verfügen.
Fakt ist: Reine Sperren einzelner Domains werden an dem Problem ganz bestimmt nichts ändern. Das hat nur zur Folge, dass die Behörde Jahre später behaupten kann, sie hätte etwas unternommen.