Mann schaut aufgeregt auf sein Smartphone, nachdem er wahrscheinlich gerade eine Webseite von MindGeek entdeckt hat
Mann schaut aufgeregt auf sein Smartphone, nachdem er wahrscheinlich gerade eine Webseite von MindGeek entdeckt hat
Bildquelle: focuspocusltd, Lizenz

MindGeek: Kampf gegen Porno-Piraterie über diverse Provider

MindGeek, der Betreiber zahlreicher beliebter Pornoseiten, will Provider dazu verpflichten, Maßnahmen gegen Porno-Piraterie umzusetzen.

Der Pornoproduzent MindGeek, der mitunter viele beliebte Pornoseiten betreibt, hat zunehmend mit Piraterie seiner eigenen Premium-Inhalte zu kämpfen. Und obwohl das Unternehmen selbst ursprünglich enorm von Raubkopien profitierte, geht es heute aktiv gegen Urheberrechtsverletzungen vor. In einem aktuellen Fall ist der Angeklagte kaum greifbar, sodass MindGeek Drittanbieter verpflichten möchte, um seine Rechte durchzusetzen. Doch der zuständige Richter lehnte die einstweilige Verfügung vorerst ab.

Auch Pornoproduzenten kämpfen gegen Piraterie

MindGeek ist heute eines der größten Unternehmen für Erwachsenenunterhaltung, das Dutzende von weitverbreiteten Pornoseiten betreibt, darunter Pornhub, YouPorn, RedTube, Tube8 und Xtube. Und obwohl viele dieser Webseiten ihre Besucher schon immer durch kostenlose Inhalte lockten und in der Vergangenheit häufig sogar raubkopierte Videos bereitstellten, ist das dahinterstehende Unternehmen zugleich auch Rechteinhaber und für die Erstellung zahlreicher Videoinhalte verantwortlich.

Unter bekannten Marken wie Brazzers, Digital Playground, MOFOS und Reality Kings produziert MindGeek urheberrechtlich geschützte Erwachsenenvideos. Immer mehr andere Anbieter greifen darauf zurück und bieten raubkopierte Versionen dieser Inhalte, die normalerweise durch Premium-Zugänge monetarisiert werden, kostenlos auf ihrer eigenen Webseite an.

MindGeek fordert Schadensersatz in Höhe von mehr als 32 Millionen Dollar

Vier dieser Anbieter sind Daftsex.com, Artsporn.com, Daxab.com und Biqle.com. Deren Betreiber Vasily Kharchenko darf sich nun vor einem Bundesgericht in Washington für massive Urheberrechtsverletzungen verantworten. Wie TorrentFreak berichtet, habe MindGeek zuvor bereits zahlreiche DMCA-Abmahnungen gegen die betroffenen Webseiten verschickt – mit ernüchterndem Ergebnis.

Durch eine DMCA-Vorladung gegen Cloudflare im Jahr 2020 machte der Rechteinhaber schließlich Kharchenko als Betreiber ausfindig. Die MindGeek-Tochter MG Premium erhofft sich mithilfe des Gerichts eine Entschädigung zu erwirken sowie weitere Rechtsverletzungen zu unterbinden. Das Unternehmen fordert im Rahmen eines Antrags auf ein Versäumnisurteil 15.000 Dollar Schadensersatz pro Verstoß, insgesamt also 32.145.000 Dollar. Denn bisher zeigte Kharchenko keinerlei Reaktion auf die Vorwürfe.

Drittanbieter will MindGeek ebenfalls verpflichten

Um seine Rechte wirksam durchzusetzen, möchte MG Premium auch Online-Dienste von Drittanbietern durch eine einstweilige Verfügung zur Kooperation verpflichten. So solle Verisign als zuständige Registrierungsstelle die Domains Daftsex.com, Artsporn.com, Daxab.com und Biqle.com deaktivieren und an den Rechteinhaber übertragen.

Darüber hinaus will die MindGeek-Tochter weitere DNS-Provider, Hosting- und CDN-Anbieter wie Cloudflare, FDC Servers, Namecheap.com, NameSilo und PrivacyGuardian.org zwingen, jegliche Verbindungen zu Kharchenkos Webseiten zu kappen.

Einstweilige Verfügung abgelehnt – vorerst

Doch der zuständige US-Bezirksrichter Benjamin Settle hatte einige Vorbehalte und lehnte die einstweilige Verfügung infolgedessen ab. Seiner Ansicht nach mangelte es noch an Details über die Kontakte zwischen dem Angeklagten und den Drittanbietern. Daher halte er die Anordnung zum aktuellen Zeitpunkt nicht für gerechtfertigt.

Damit ist das Thema zwar noch nicht vom Tisch. Doch die MindGeek-Tochter muss vorerst einen neuen Antrag auf ein Versäumnisurteil stellen, den das Unternehmen durch zusätzliche Beweise und Analysen zu untermauern hat. Und je nachdem, wie das Ergebnis am Ende aussieht, könnte ein finales Urteil auch in diesem Fall weitreichende Folgen für andere Piratenseiten sowie für die Rolle der DNS-Provider im Kampf gegen Piraterie haben.

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Über

Marc Stöckel hat nach seiner Ausbildung zum IT-Systemelektroniker und einem Studium im Bereich der technischen Informatik rund 5 Jahre als Softwareentwickler gearbeitet. Um seine technische Expertise sowie seine Sprachfertigkeiten weiter auszubauen, schreibt er seit dem Sommer 2022 regelmäßig Artikel zu den Themenbereichen Software, IT-Sicherheit, Datenschutz, Cyberkriminalität und Kryptowährungen.