Cloudflare Transparenzbericht
Cloudflare Transparenzbericht
Bildquelle: Cloudflare Blog

Cloudflare Transparenzbericht: Massiver Anstieg von Löschungen um 3.800 %

Der Cloudflare Transparenzbericht spricht Bände, die Löschung der urheberrechtlich geschützten Inhalte ist exorbitant angestiegen.

Der Anstieg der Löschungen im Transparenzbericht von Cloudflare wurde durch eine vermehrte automatisierte Durchsetzung begünstigt. Durch die Gewährung eines direkten API-Zugangs für Rechteinhaber konnte Cloudflare laut eigener Angaben beispielsweise effektiver gegen Piraterie von Live-Sportübertragungen vorgehen. Dies führte dazu, dass Cloudflare über 20.000 R2-Speicherkonten in nur sechs Monaten gekündigt hat.

Cloudflare schützt mittlerweile rund 20% aller Webseiten

Der CDN-Dienstleister Cloudflare ist mittlerweile sehr populär und schon seit Jahren auch bei vielen Online-Piraten aller Bereiche sehr beliebt. Als eines der führenden Internet-Infrastrukturunternehmen steht Cloudflare permanent im Zentrum verschiedener Urheberrechtsstreitigkeiten. Das amerikanische Unternehmen gibt an, fast 20 % des Internets zu betreiben. Dazu gehören die Webseiten mehrerer großer Unternehmen, aber auch viele Piraterieseiten und -dienste.

Seit Jahren drängen Rechteinhaber Cloudflare, etwas gegen diese Piraterieseiten zu unternehmen. Unternimmt man zu wenig, drohen den Konzern empfindliche Strafen. Das Unternehmen geht jedoch in der Regel nicht direkt gegen die Kunden vor, die ihre CDN-Dienste nutzen. Stattdessen leitet man einfach die Löschungsaufforderungen an die jeweiligen Hosting-Dienste der Piraten weiter. Wenn Kunden jedoch die Hosting-bezogenen Cloudflare-Dienste nutzen, entfernt man die strittigen Inhalte. Die Zahl dieser Kunden hat im Laufe der Zeit erheblich zugenommen. Laut dem aktuellen Cloudflare Transparenzbericht meldet man einen deutlichen Anstieg der Löschungsaktivitäten.

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Cloudflare: 3.800 % Anstieg bei der Anzahl der Löschungen

Der letzte Transparenzbericht von Cloudflare, der letzte Woche veröffentlicht wurde, zeigt, dass das Unternehmen in der ersten Hälfte des Jahres 2025 124.872 Beschwerden wegen Urheberrechtsverletzungen im Zusammenhang mit Hosting erhalten hat. Von diesen Meldungen führten 54.357 dazu, dass Cloudflare Maßnahmen ergriff, vermutlich durch Deaktivierung oder Entfernung der betreffenden Inhalte. Das ist ein dramatischer Anstieg gegenüber 2024 um beeindruckende 3.800 %!

Die Meldungen und Löschungen im Zusammenhang mit dem Hosting hat im Laufe der Jahre stetig zugenommen. Der jüngste Anstieg ist jedoch nicht nur auf eine Zunahme der Hosting-Aktivitäten zurückzuführen. Cloudflare weist darauf hin, dass es in der ersten Jahreshälfte begonnen hat, aktiv mit Rechteinhabern zusammenzuarbeiten, um gegen die Übertragung von nicht lizenzierten Sport-Streams über ihren Dienst vorzugehen.

Cloudflare
Standort der Datencenter von Cloudflare.

Rechteinhaber mit eigenem API-Zugang für Löschungen

Justin Paine, Vice President of Trust & Safety bei Cloudflare, stellt fest, dass dieser Anstieg zum Teil auf eine Umstellung auf automatisierte Prozesse zurückzuführen ist. Konkret bot das Unternehmen diversen Rechteinhabern Zugang zu einer speziellen API, die die Einreichung von Urheberrechtsbeschwerden vereinfachen soll. Über die API konnten Rechteinhaber Löschanträge automatisieren. Dies führte zu einem höheren Volumen an Löschungen und einer kürzeren mittleren Reaktionszeit, was bei zeitkritischen Inhalten wie Live-Sportübertragungen von entscheidender Bedeutung ist. Die Inhalte müssen entfernt werden, lange bevor das Spiel beendet ist. „Diese Zusammenarbeit führte zu einem deutlichen Anstieg sowohl der Meldungen über Streaming als auch der entsprechenden DMCA-Löschungsmaßnahmen für gehostete Inhalte, die von 1.394 auf 54.357 sprangen“, heißt es im Transparenzbericht von Cloudflare.

Diese Zusammenarbeit und die neu gewonnenen Erkenntnisse verstärkten die Durchsetzungsbemühungen weiter und führten zu Maßnahmen gegen Tausende von Cloudflare R2-Speicherkonten. In der ersten Hälfte des Jahres 2025 kündigte Cloudflare 21.218 Konten, von denen 19.817 automatisch bearbeitet wurden.

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Rechteinhaber verlangen vermehrt DNS-Sperren

Aus dem Transparenzbericht geht auch hervor, dass Cloudflare vermehrt den Zugang zu bestimmten Domains sperren musste. Die meisten Anfragen kamen diesbezüglich aus Frankreich. Der hauseigene DNS-Resolver, der unter dem Namen 1.1.1.1. bekannt ist, soll bisher noch keine einzige Sperre vorgenommen haben.

Im Blogbeitrag kritisiert Cloudflare, dass man die Internet-Anbieter in Spanien und Frankreich vermehrt dazu zwingt, den IP-Bereich ihrer Dienste zu sperren. Man kritisiert vor allem die Sperr-Anordnungen der spanischen Fußball-Liga „LaLiga“, die auch viele andere Webseiten betrifft, die mit den Streaming-Piraten gar nichts zu tun haben. Sie sind während der Fußballspiele auch nicht mehr erreichbar. Dies ist aber nur der Fall, weil sie zufällig auch Cloudflare-Kunden sind.

Die unverhältnismäßigen Auswirkungen der IP-Adressblockierung sind bekannt. Dennoch zeigt sich LaLiga uneinsichtig, was die Blockierung unzähliger nicht betroffener Websites angeht, und suggeriert, dass ihre kommerziellen Interessen Vorrang vor dem Recht spanischer Internetnutzer auf Zugang zum gesamten Internet während der Spielzeiten haben sollten”, kommentierte der Clouflare-Manager Justin Paine.

Aufgrund der Marktmacht und der vielen automatischen Meldungen über die API ist es wahrscheinlich, dass das Volumen der Urheberrechtsdurchsetzung in den kommenden Jahren weiter zunehmen wird. Gleichzeitig will sich Cloudflare weiterhin gegen derartige Sperren zur Wehr setzen, die unzählige unbeteiligte Seitenbetreiber betreffen und die Grundlagen der Freiheit und Neutralität des Internets untergraben.

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Früher brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert. In seiner Freizeit geht er am liebsten mit seinem Hund spazieren.