Ein Pornhub-Nutzer gibt der Plattform einen Dislike (Symbolbild)
Ein Pornhub-Nutzer gibt der Plattform einen Dislike (Symbolbild)
Bildquelle: stenkovlad, Lizenz

Pornhub und YouPorn schummeln bei Offenlegung ihrer EU-Nutzer

Gemäß dem Digital Services Act sind auch Pornhub und YouPorn verpflichtet, die Anzahl ihrer EU-Nutzer preiszugeben. Doch beide stapeln tief.

Die beliebten Pornoseiten Pornhub und YouPorn stapeln bei der Angabe der Anzahl ihrer europäischen Nutzer im Rahmen des Digital Services Act ziemlich tief. Dass sie damit versuchen, zusätzliche Verpflichtungen zu umgehen, erscheint naheliegend. Nun will aber die EU-Kommissionen einschreiten und den Betreiber MindGeek in die Mangel nehmen.

Offenlegung der Anzahl der EU-Nutzer auch für Pornhub verpflichtend

Im Rahmen des Digital Services Act (DSA) waren Online-Plattformen bis zum 17. Februar dazu verpflichtet, die Anzahl ihrer Anwender innerhalb der Europäischen Union offenzulegen. Weiterhin fordert die EU von den Unternehmen, diese Zahlen ab sofort mindestens alle sechs Monate zu aktualisieren.

Auf dieser Datengrundlage will die Europäische Kommission prüfen, welcher der Online-Dienste als “sehr große” Plattform oder Suchmaschine durchgeht. Diese haben anschließend vier Monate Zeit, um zusätzlichen Verpflichtungen aus dem Gesetz über digitale Dienste nachzukommen.

Während sich die meisten bekannten Online-Dienste diesbezüglich handzahm an die Regeln hielten, scheint der Vorgang in der Pornoindustrie jedoch etwas komplizierter zu sein. Denn wie Politico berichtet, stapeln Plattformen wie Pornhub und YouPorn bezüglich der Anzahl ihrer EU-Nutzer offensichtlich ziemlich tief.

MindGeek stapelt tief – um Verpflichtungen zu umgehen?

Dabei ist die Industrie für Erwachsenenunterhaltung nicht gerade klein. Schätzungen zufolge war diese im Jahr 2022 immerhin rund 45 Milliarden Dollar schwer. Weltweit sollen Nutzer der Pornhub-Seite allein im Januar 2023 mehr als 2,5 Milliarden Besuche abgestattet haben.

In vielen EU-Ländern, darunter auch Deutschland und Österreich, gehörte die Pornoplattform damit zu den 15 meistbesuchten Webseiten. Erstaunlicherweise behauptete der Pornhub-Betreiber MindGeek dennoch am 17. Februar, dass zuletzt monatlich nur 33 Millionen EU-Nutzer seine Webseite aufsuchten.

Und auch für seine nicht minder beliebte Pornoseite YouPorn wies das Unternehmen lediglich 7 Millionen monatliche in der EU ansässige Besucher aus.

Dabei sind es gerade jene Plattformen, auf denen sich immer wieder illegale Inhalte verbreiten und bei denen eine strengere Regulierung vermutlich am ehesten Früchte trägt. Von Nutzern hochgeladene Aufnahmen von Rachepornos, Kindesmisshandlung oder Vergewaltigungen finden nicht selten ihren Weg auf Pornhub & Co.

EU-Kommission vs. Pornhub – ein bitterer Kampf steht bevor

Doch der Kampf der Europäischen Kommission gegen die Betreiber der Pornoplattformen dürfte nicht leicht werden. Andere Aufsichts- und Regulierungsbehörden haben sich bereits des Öfteren die Zähne daran ausgebissen.

Tobias Schmid, der Leiter der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen, beteuerte, die Dienste für Erwachsenenunterhaltung seien “absolut nicht daran interessiert, das Gesetz zu respektieren”. Eigentlich seien sie dazu verpflichtet, sicherzustellen, dass Kinder und Jugendliche keinen Zugang zu ihren nicht jugendfreien Online-Inhalten haben.

Doch trotz mehrerer Gerichtsverfahren sei seitens Unternehmen wie MindGeek keine Besserung in Sicht. Üblicherweise wissen diese längst, dass sie “illegal handeln, machen aber trotzdem weiter”, so Schmid.

Laut Aussage zweier Kommissionsbeamter sei jedoch denkbar, dass man Plattformen wie Pornhub, die nicht kooperieren, dennoch als “sehr groß” klassifizieren könne, indem man die Anzahl ihrer EU-Nutzer über externe Schätzungen oder für Investoren bereitgestellte Informationen ermittle.

Über

Marc Stöckel hat nach seiner Ausbildung zum IT-Systemelektroniker und einem Studium im Bereich der technischen Informatik rund 5 Jahre als Softwareentwickler gearbeitet. Um seine technische Expertise sowie seine Sprachfertigkeiten weiter auszubauen, schreibt er seit dem Sommer 2022 regelmäßig Artikel zu den Themenbereichen Software, IT-Sicherheit, Datenschutz, Cyberkriminalität und Kryptowährungen.