Beware of Pirates ;-)
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Bildquelle: Stockcake

Frankreich: Nutzung von Proxys und VPNs ging durch die Decke

Nachdem man in Frankreich zahlreiche illegale Portale gesperrt hat, ging die Nutzung von VPN- und Proxy-Diensten merklich in die Höhe.

Die Regulierungsbehörde in Frankreich, ARCOM, spielte in den letzten Jahren bei den Maßnahmen zur Sperrung illegaler Dienste eine wichtige Rolle. Doch die Piraterie entwickelt sich weiter. Das Live-Streaming und die Verbreitung von Links über soziale Medien lösten die Verbreitung über Downloads und Peer-to-Peer-Netzwerke zwischenzeitlich ab.

VPN zur Umgehung von Web-Sperren oder Datenschutz?

Zwar geben die Verbraucher in der Umfrage der ARCOM an, dass sie VPNs* und alternative DNS-Dienste nutzen, um sich und ihre persönlichen Daten zu schützen. Doch offenbar ist der Anteil des offensichtlich illegalen Datenverkehrs in Frankreich sehr groß. Schwarzkopierer greifen immer häufiger auf die Änderung von DNS-Parametern zurück und nutzen virtuelle private Netzwerke (VPNs), um sich Zugang zu den gesperrten Portalen zu verschaffen.

Laut der Behörde ARCOM nutzen 35 % der Franzosen innerhalb des letzten Jahres ein VPN oder einen alternativen DNS-Dienst. 20 % änderten ihre DNS-Einstellungen. Neue VPN-Nutzer sind eher durch die Möglichkeit motiviert, die Sperrung von Websites zu umgehen. Darüber hinaus sind schlüsselfertige Pirateriedienste zur Erstellung von Paketen mit kostenpflichtigen Diensten (insbesondere IPTV-Boxen und -Anwendungen) leicht erhältlich. Wenn man dagegen vorgehen will, erfordert dies eine kontinuierliche Zusammenarbeit zwischen den Rechteinhabern, Regulierungsbehörden, den Strafverfolgungsbehörden und dem Gerichtssystem.

Hadopi, Frankreich
Three Strikes out heißt in Frankreich Loi Hadopi. Foto Tom Hilton – (CC BY 2.0 DEED)

Frankreich setzte Regulierungen in Kraft

Im Januar 2022 führt man durch ein Gesetz ein, dass es den Inhabern von Sportrechten (Sportverbände und Organisatoren von Sportereignissen, Profisportligen, Rundfunkanstalten usw.) ermöglicht, den Zugang zu Diensten, die Sportwettkämpfe oder -veranstaltungen illegal übertragen, auf französischem Staatsgebiet zu verhindern. Außerdem wurden ab Dezember 2023 zwei Gerichtsentscheidungen erlassen. Die Urteile ergänzen die Sperren, indem sie den Suchmaschinen auferlegen, diese Seiten ebenfalls aus ihren Ergebnissen zu löschen. In Frankreich kommt als Antipiraterie-Maßnahme noch die Sperrung von Internetanschlüssen nach mehrmaligem Fehlverhalten dazu. Mittlerweile verhängt man Bußgelder statt den Zugang zum Internet zu sperren. Die ehemalige Hadopi-Behörde gliederte man ebenfalls in die ARCOM ein.

Konkrete Ergebnisse (?)

Von Oktober 2022 bis Dezember 2023 beteiligte sich die ARCOM an 110 Sperrungsanträgen von Rechteinhabern aus den Bereichen Audiovisuelles und Kino, Grafik und 3D-Kunst sowie wissenschaftliches Verlagswesen, die zur Sperrung von 594 Domainnamen führten.

mermaid pirate

Das ist deutlich mehr als bisher in Deutschland gesperrt wurde, doch nichts im Vergleich zu Italien. Im Mai 2023 konfrontierte man in Frankreich im Zeitraum von sechs Monaten immerhin 38 % der Internetnutzer mit illegaler audiovisueller Nutzung mit gesperrten Websites. Von ihnen gaben 46 % ihre Suche auf. Ganze 7 % wendeten sich im Anschluss dem legalen Angebot zu, das ist sehr wenig.

Durch die Zusammenarbeit zwischen ARCOM, den Rechteinhabern und der französischen Justiz schrumpfte das illegale Publikum von 2021 bis 2023 um 27 %. Das sind nur noch 16 % der französischen Online-Bevölkerung bzw. 8,5 Millionen Verbraucher, gab die ARCOM bekannt. Nach Angaben der Behörde führte dies zu einem Anstieg der Zahl der Sperrungsanfragen von 950 im Jahr 2022 auf 2.167 im Jahr 2023. Das entspricht einem Anstieg von 128 %.

Wie geht es in Frankreich weiter?

ARCOM, Frankreich

In Frankreich will man weiterhin unter anderem illegale Dienste austrocknen, indem man dem „Follow the Money“-Ansatz folgt. Betroffen sind künftig auch zunehmend die Proxy- und VPN*-Anbieter, mit deren Hilfe die dortigen Bürger momentan die DNS-Sperren umgehen. Sie sollen zu mehr Kooperation gedrängt werden.

Darüber hinaus plant man die Einrichtung vertrauenswürdiger Kennzeichnungsstellen, die auf den Schutz von geistigem Eigentum spezialisiert. Dazu kommt ein präventiver, proaktiver Ansatz von sehr großen Plattformen und Suchmaschinen.

Das Katz-und-Maus-Spiel geht also in die nächste Runde, ein Ende ist hüben wie drüben nicht abzusehen.

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Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.