Professioneller Spieler zockt Online-Games
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Bildquelle: iwatchwater, Lizenz

Online Games dank Microsoft bald mit personalisierter Werbung?

Ein neues Patent von Microsoft beschreibt die "unaufdringliche" Integration personalisierter Werbung in Spielwelten von Online-Games.

Der Softwaregigant Microsoft hat ein neues Patent angemeldet, das auf personalisierte Werbeanzeigen in Online-Games abzielt. Zwar soll das beschriebene System für „unaufdringliche“ Werbung sorgen. Doch wie sich die wirtschaftlichen Anreize langfristig auf den Spielspaß und das Design der Spielwelten auswirken, bleibt vorerst fraglich.

Neues Patent von Microsoft zielt auf personalisierte Werbung in Online-Games

Microsoft hat ein neues Patent für personalisierte Werbung in Online-Games angemeldet. Damit möchte der Konzern dafür sorgen, dass die Anzeigen das immersive Spielerlebnis nicht gefährden. Der Begriff „Immersion“ bedeutet in diesem Zusammenhang, dass der Gamer förmlich in das Spiel eintaucht, um alles um ihn herum zu vergessen. Zu aufdringliche Werbung würde ihn daran hindern.

Ein System zur Erfassung der Interaktionsfrequenz des Spielers sowie seines Ortes innerhalb der Spielumgebung soll dabei helfen, den richtigen Zeitpunkt für eine Werbeeinblendung zu bestimmen. Die Anzeige erscheint daraufhin in Form eines Overlay-Videostreams innerhalb der Spielwelt. Zu einer Überdeckung von Spielinhalten soll es dabei nicht kommen.

Neben Experimenten mit Anzeigen in Office und dem Datei-Explorer von Windows wendet sich Microsoft damit erneut dem Thema Werbung in Spielen zu.

Ein Konzept, das sicher nicht mit allen Online-Games harmoniert

Das neue Microsoft-Patent mit dem Titel „Bereitstellung von personalisierten Inhalten für ein unaufdringliches Online-Spielerlebnis“ beschreibt ein System, mit dem sich personalisierte Werbung in Cloud-Gaming-Umgebungen sowie in regulären Online-Games einblenden lässt. Um für den Spieler relevante Anzeigen auszuspielen, erfolgt eine Verknüpfung über dessen Zugangskonto.

Die in Echtzeit geschalteten Anzeigen können laut Gamesual beispielsweise auf Werbetafeln innerhalb der Spielumgebung erscheinen. Aber auch Kleidung von Spielecharakteren dient als mögliche Werbefläche. Zum Beispiel auf dem Trikot von Spielern eines Fußballspiels wie FIFA.

Im Hinblick auf Simulatoren und Sport-Spiele mag Microsofts Idee gut funktionieren. Denn im echten Leben gibt es bei Fußball-Turnieren oder an Rennstrecken ebenfalls zahlreiche Werbeflächen. Und auch die Kleidung der Sportler sowie die Rennwagen sind immer mit Werbung bestückt.

Fragwürdig dürfte der Einsatz solcher Werbeflächen in Online-Games beispielsweise dann sein, wenn Entwickler deren modernes Erscheinungsbild plötzlich mit altertümlichen Settings kombinieren. Eine Anzeige kann doch arg die Stimmung beeinträchtigen, wenn man gerade an einer Liane durch einen Urwald schwingt oder in den Tiefen von Mittelerde eine Horde Orks niedermetzelt.

Microsoft und die Gaming-Cashcow

Da es sich bisher lediglich um ein Patent handelt, ist dessen tatsächliche Verwendung noch nicht in Stein gemeißelt. Es ist jedoch nahe liegend, dass die von Microsoft beschriebene Technik früher oder später tatsächlich in Online-Games zum Einsatz kommt. Insbesondere im Hinblick auf die wirtschaftlichen Anreize, die dahinter stehen.

Der Aufwand für die Umsetzung dürfte gering sein. Umfangreiche Ökosysteme für Online-Games bestehen schließlich schon seit vielen Jahren. Und auch die Personalisierung von Anzeigen gehört im Internet nicht erst seit gestern zum Alltag.

Zwar solle es sich um eine „unaufdringliche“ Art der Werbung handeln. Doch Entwickler sind trotzdem dazu angehalten, eine Mindestanzahl an gut sichtbaren Werbeflächen im Spiel zu gewährleisten.

Dass diese Technik in Zukunft Einfluss auf die Gestaltung von Spielwelten von Online-Games hat, erscheint unausweichlich. Der Spielspaß dürfte damit wieder einmal einen Schritt weiter in den Hintergrund rücken. Danke, Microsoft!

Über

Marc Stöckel hat nach seiner Ausbildung zum IT-Systemelektroniker und einem Studium im Bereich der technischen Informatik rund 5 Jahre als Softwareentwickler gearbeitet. Um seine technische Expertise sowie seine Sprachfertigkeiten weiter auszubauen, schreibt er seit dem Sommer 2022 regelmäßig Artikel zu den Themenbereichen Software, IT-Sicherheit, Datenschutz, Cyberkriminalität und Kryptowährungen.