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Bildquelle: John-Mark Smith, Lizenz

Netflix plant Preiserhöhung nach Ende des Schauspielerstreiks

Netflix wird der letzte Streaming-Dienst sein, der die Gebühren anhebt. Disney+ hingegen erwägt ein neues Live-Sport-Angebot.

Wie das WSJ hinter einer Paywall berichtet, plant Netflix den Preis für seinen werbefreien Dienst einige Monate nach dem Ende des anhaltenden Streiks der Hollywood-Schauspieler zu erhöhen. Dies ist die jüngste in einer Reihe von Preiserhöhungen der größten Streaming-Plattformen der USA. Die Veränderungen der Gebühren dürfte dann bald auch die europäischen Kunden betreffen.

Netflix schweigt sich über Details aus

Netflix erwägt eine Preiserhöhung in mehreren Märkten weltweit. Man wird aber wahrscheinlich mit den USA und Kanada beginnen, teilten Insider dem WSJ mit. Wie hoch die Preissteigerung ausfallen wird und wann sie starten soll, ist noch nicht bekannt. Netflix lehnte jede Stellungnahme ab.

Die Aktion ist nicht überraschend, denn in den letzten Jahren sind die Kosten der großen werbefreien Streaming-Dienste um etwa 25 % gestiegen. Unter anderem auch deswegen, weil die Unterhaltungsunternehmen versuchen, ihre Streaming-Plattformen wieder in die Gewinnzone zu bringen. Sie wollen die preisbewussten Kunden dazu bringen, zu ihren billigeren und lukrativeren werbegestützten Angeboten zu wechseln, orakelt das Wall Street Journal.

Live-Sport-Events als neue Einnahmequelle?

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Die Streaming-Anbieter überlegen auch, wie sie neue Preisstufen für exklusive Programme wie Live-Sport-Events schaffen können, ohne Gefahr zu laufen, die Kunden von ihren Kernangeboten zu vertreiben. In den USA diskutiert die Konzernzentrale von Disney+ außerhalb der USA ein Live-Sport-Angebot einzuführen. Konkurrent Warner Bros. Discovery kündigte an, seinen Streaming-Dienst Max bald um Live-Sport zu erweitern. Das wird die US-Kunden künftig 9,99 Dollar pro Monat zusätzlich kosten.

Apple TV+ verkauft in den USA bereits den MLS Season Pass der Major League Soccer für 12,99 US-Dollar pro Monat oder 25 US-Dollar pro Saison an Abonnenten von Apple TV+.

Netflix betreibt momentan ein profitables Streaming-Geschäft, obwohl man die Preise im Januar 2022 letztmalig erhöht hat. Das Unternehmen will mit der Preiserhöhung warten, bis die beiden Streiks der Hollywood-Autoren und Schauspieler beendet sind. Die Writers Guild of America kündigte letzte Woche eine vorläufige Einigung mit den Studios an. Die Screen Actors Guild, die im Juli in den Streik getreten war, nahm diese Woche die Verhandlungen mit den Hollywood-Studios wieder auf. Die Zeichen stehen nicht schlecht, dass der Streik, der die gesamte Branche lähmt, bald vorbei ist.

Disney+ will erneut die Preise anheben

Doch damit nicht genug. Nächste Woche werden für US-Kunden die Preise für die werbefreien Versionen von Disneys Streaming-Plattformen – Disney+, Hulu und ESPN+ – offiziell erhöht. Eigentlich sollte dies schon im Sommer geschehen. Es ist schon das zweite Mal seit letztem Herbst, dass Disney die Preise anhebt, nachdem die Eigentümer von Peacock, Max, Paramount+ und Apple TV+ eine Reihe ähnlicher Ankündigungen gemacht haben.

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Die jüngste Welle von Preiserhöhungen kommt, nachdem die Unterhaltungsunternehmen Milliarden von Dollar verloren haben, weil sie viel Geld für Inhalte ausgaben, während sie im Streben nach schnellem Wachstum Billigpreise für ihre Dienste verlangten. Disney+ versucht zudem mehr Abonnenten zur werbefinanzierten Lösung zu bewegen.

Der Grund dafür ist einfach. Disney, Netflix und Warner Bros. Discovery haben kürzlich erklärt, dass die werbefinanzierten Versionen ihrer Streaming-Plattformen mehr Geld pro Nutzer einbringen als ihre Abo-Lösungen, da die Werbeeinnahmen die niedrigeren Abonnementkosten übersteigen.

Amazon führt in den USA außerdem eine neue Preisstufe für seinen Prime Video-Dienst ein. Ab nächstem Jahr wird das Unternehmen Werbung in sein Prime Video-Angebot einbinden und den Abonnenten in den USA 2,99 Dollar mehr für die werbefreie Stufe berechnen.

Im vergangenen Jahr hat Netflix weitere Maßnahmen ergriffen, um mehr Geld von den Nutzern seines Dienstes zu erhalten. Netflix verlangte von den Haushalten eine neue monatliche Gebühr für die gemeinsame Nutzung eines Kontos mit Personen, die nicht mit ihnen zusammenleben. Zudem schloss man Trittbrettfahrer aus, in der Hoffnung, dass sie für ein neues Konto zahlen würden. Netflix-Führungskräfte erklärten, dass es sich bei diesem Schritt de facto um eine Preiserhöhung handelte.

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.