Beim Streaming-Dienst Netflix ist es verboten, Konten mit Personen aus anderen Haushalten zu teilen. Dies führt zu überraschenden Resultaten.
Das Marktforschungsunternehmen Antenna hat kürzlich erneut den amerikanischen Streaming-Markt rund um Netflix untersucht. In den ersten sechs Tagen nach der Bekanntgabe des Verbots der Weitergabe von Zugangsdaten an fremde Haushalte stieg die Zahl der Neuabonnenten sprunghaft an.
Dies war der vierthöchste Zuwachs an Abonnements innerhalb der letzten 4,5 Jahre. Die Marktforscher vergleichen bei ihrer Analyse immer die Statistik mit den Daten der letzten 60 Tage.
Netflix mit mehr Anmeldungen als während der Corona-Pandemie!
Auf Grundlage der aktuellsten Daten verzeichnete Netflix innerhalb der USA sowohl am 26. als auch am 27. Mai fast 100.000 tägliche Anmeldungen. Das ist sogar deutlich mehr Zuwachs, als die Corona-Pandemie im März und April 2020 während der strikten Ausgangsbeschränkungen erforderlich gemacht hat.
In Spanien hatte die Ankündigung der Preiserhöhung Mitte Mai genau den gegenteiligen Effekt. Dort führte der Strategiewechsel im Umgang mit Account-Sharern in kürzester Zeit zu einem Verlust von rund einer Million Abonnenten.
Allerdings haben in den USA laut Antenna auch einige Personen ihren kostenpflichtigen Netflix-Zugang wieder gekündigt. Das Verhältnis von Anmeldungen zu Abbestellungen ist seit dem 23. Mai um 25,6 % im Vergleich zum vorherigen 60-Tage-Zeitraum gestiegen. Auch wenn die Anzahl der neuen Abonnenten momentan klar überwiegt, muss man die weitere Entwicklung abwarten. Die Entwicklung kann man noch nicht abschließend beurteilen, dafür ist es noch zu früh.
Netflix bietet wenig attraktive Zusatzmitgliedsplätze an
Hierzulande muss man so genannte Zusatzmitgliedsplätze für 4,99 Euro pro Monat buchen, sofern die Familienmitglieder in einem anderen Haushalt leben. Dabei gelten aber einige Einschränkungen für Zusatzmitglieder, weshalb diese Option wenig attraktiv erscheint. Der Hintergrund ist schnell erklärt: Netflix will lieber weitere einzelne Abos verkaufen statt der kostenpflichtigen Zusatzmitgliedsplätze.
US-Markt funktioniert schlichtweg anders
In Deutschland, wo das Account-Sharing jetzt auch offiziell von Netflix sanktioniert werden soll, dürfte sich wieder ein anderes Bild ergeben. Der US-Markt funktioniert offenkundig einfach nach anderen Regeln. Um ein weiteres Beispiel zu nennen: Dort blieben 94 % der Nutzer von Disney+, als der Streaming-Konkurrent eine satte Preiserhöhung von drei US-Dollar realisiert hat. Diese Reaktion ist in Deutschland undenkbar.
Das Management von Disney+ gab bekannt, dies deute darauf hin, dass innerhalb der USA noch Spielraum für weitere Preiserhöhungen bestehen würde. Von derartigen Experimenten sollte man hierzulande wohl besser absehen …