König Fußball
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Bildquelle: Emilio Garcia, Lizenz

LaLiga verlangt von Google die Löschung Millionen illegaler IPTV-Apps

Spanien ist Spitzenreiter beim Thema Fußballpiraterie in Europa. Für LaLiga Grund genug, um erheblichen Druck auf Google auszuüben.

Letzten Samstag sprach der Leiter von LaLiga, des Verbandes der höchsten spanischen Fußballliga, über alte und neue Herausforderungen. Gemeint sind vor allem die, die der spanische Spitzenfußball aktuell mit der Piraterie hat.

Javier Tebas sagte, dass LaLiga in den ersten fünf Tagen der neuen Saison 58 Raubkopie-Apps mit über einer Million Downloads in Spanien „eliminiert“ habe. Schon seit mehreren Jahren sperrt man offensichtlich rechtswidrige Portale, die die Sport-Events umsonst übertragen. Doch das reicht schon länger nicht mehr aus.

LaLiga spreche nun mit Google darüber, die bereits auf die Smartphones der Nutzer heruntergeladenen Apps zu lokalisieren. Sie fordern, dass Google sie aus der Ferne löschen soll. Wenn dies für Bilder von Kindesmissbrauch möglich sei, dann müsse dies auch im Fall von Piraterie-Tools geschehen, glaubt Javier Tebas.

Spanische LaLiga hat ein ernsthaftes Problem

Am Samstag fand im Museum der Künste und Wissenschaften von Valencia eine von der spanischen Fußballliga LaLiga organisierte Veranstaltung statt. Neben LaLiga nahmen auch Víctor Francos Díaz, der kürzlich ernannte spanische Staatssekretär für Sport und Präsident des Höheren Sportrates (CSD), sowie der Europaabgeordnete Iban García del Blanco an der Veranstaltung „Kampf gegen Piraterie bei Sportveranstaltungen“ teil.

Unter Berufung auf Daten, die kürzlich vom Europäischen Amt für geistiges Eigentum (EUIPO) veröffentlicht wurden und aus denen hervorgeht, dass die Piraterie in der EU im Jahr 2022 um 3,3 % zugenommen hat, erklärte der Präsident des CSD, dass die Piraterie weiterhin ein Problem für Sportgruppen wie LaLiga und für Regierungen in ganz Europa darstellt. Dieser Bericht enthielt zwar keine Daten über die IPTV-basierte Piraterie, mit der LaLiga zu kämpfen hat. Aber es besteht kein Zweifel daran, dass das Management des Fußballverbandes alle Hände voll damit zu tun hat.

Ausmaß der Problematik

Die Bemühungen von LaLiga, IPTV-Pirateriedienste einzudämmen, begannen vor acht Jahren. Lokalen Medien zufolge hat die Anti-Piraterie-Abteilung von LaLiga inzwischen über 46.000 IP-Adressen auf der ganzen Welt entdeckt, die Raubkopien von Live-Sportübertragungen ausstrahlen.

LaLiga-Chef Javier Tebas berichtete, dass es gelungen sei, in den ersten fünf Tagen der neuen spanischen Fußballsaison 58 Android-basierte Piraterie-Apps zu eliminieren. Sie nehmen an, dass sie weltweit vier Millionen Nutzer heruntergeladen haben. Laut Tebas befinden sich 800.000 dieser Nutzer in Spanien, wo sie die App nutzen, um raubkopierte Fußballstreams anzusehen.

Die Zahlen für Apple-Geräte sind kleiner, etwa eine Million Nutzer weltweit, davon 300.000 in Spanien. Insgesamt sind das etwa 1,1 Millionen Nutzer dieser Raubkopie-Apps in Spanien, eine beträchtliche Zahl, aber nur ein Teil des Gesamtbildes.

Was bedeutet in dem Zusammenhang eliminiert?

Es ist nicht klar, was LaLiga mit „eliminiert“ meint. Das alleine gestaltet die Angelegenheit unübersichtlich, wenn man versucht, sich ein neutrales Bild der Erfolge und Misserfolge machen will. Einerseits wäre die vollständige Zerstörung von 58 Apps und ihrer Infrastruktur ein großer Erfolg. Aber wenn 58 Apps lediglich aus den App-Stores entfernt oder von den Internetdienstanbietern blockiert wurden, könnten alle Erfolge bereits zunichte gemacht worden sein, da sich die Piraten zeitnah angepasst haben.

LaLiga

Die verräterischen Anzeichen dafür, dass „eliminiert“ etwas anderes bedeutet als die totale Zerstörung, waren offensichtlich, als Tebas ein weiteres Problem skizzierte, mit dem LaLiga konfrontiert ist. LaLiga mag zwar die Verfügbarkeit von Dutzenden von Apps eingeschränkt haben. Sie sind aber nicht dazu in der Lage, etwas gegen die Kopien zu unternehmen, die die Nutzer bereits auf ihre Smartphones heruntergeladen und installiert haben. Die laufen weiterhin uneingeschränkt.

Wenn die bereits heruntergeladenen Apps immer noch auf eine funktionierende Internetinfrastruktur zurückgreifen können, wird es für die Piraten kein Problem sein, umbenannte Apps wieder auf den Markt zu bringen. Zudem können die Piraten den Android-Nutzern alternativen App-Stores ihre Software weiterhin zum Download anbieten.

Der Chef von LaLiga ist der Meinung, dass man an der Löschung bereits installierter Apps arbeiten muss. Offenbar sind die Arbeiten daran bereits in vollem Gange.

LaLiga „spricht mit Google“

„Das ist ein weiterer unserer Kämpfe: Diejenigen, die die Apps auf ihre Smartphones heruntergeladen haben, haben sie bereits. Und jetzt müssen wir daran arbeiten, sie zu eliminieren“, sagte Tebas am Samstag, den die lokalen Medien mit diesen Worten zitiert haben.

„Wir sprechen mit Google und anderen Plattformen, damit sie auf diesen Mobiltelefonen gefunden werden können. Wenn das möglich ist und zum Beispiel bei Verbrechen wie Kinderpornografie oder Diebstahl von geistigem Eigentum gemacht wird, dann sollten sie das auch tun müssen.“

Es ist schon eine ganze Weile her, dass der Schutz des geistigen Eigentums und der Schutz von Kindern in einem Satz genannt wurden. Und noch länger, dass sich jemand für entsprechende Gegenmaßnahmen eingesetzt hat.

Gerät dadurch der Schutz der Kinder ins Hintertreffen?

Das könnte bedeuten, dass sich der Schutz des geistigen Eigentums mit solchen Forderungen in naher Zukunft selbst überflüssig macht. Das zumindest orakelt der Blog TorrentFreak. Aber ohne eine ähnlich große finanzielle Lobbymacht sei es leider viel wahrscheinlicher, dass stattdessen der Kinderschutz ins Hintertreffen gerät.

Fakt ist, dass man beide Dinge nicht in den gleichen Topf werfen darf. Fraglich auch, ob es LaLiga gelingen wird, ihre skurrile Forderung nach der Säuberung aller Geräte durchzusetzen. Spanien ist Spitzenreiter beim Thema Piraterie, doch sind das die richtigen Methoden, um etwas dagegen zu unternehmen?

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Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.