Die älteste aktive Torrent-Datei hat bald Geburtstag. Sie führt zum Download des Kurzfilms "The Fanimatrix: Run Program" aus dem Jahr 2003.
„The Fanimatrix: Run Program“ ist ein etwas über 16 Minuten andauernder Kurzfilm eines neuseeländischen Teams, die offenkundig allesamt heftige Matrix-Fans sind. Ihr Werk mit dem Rest der Welt auf herkömmliche Art zu teilen, war damals schlichtweg zu teuer. Und dann entdeckte ihr Techniker die ehemals neue BitTorrent-Technologie. Den Film gibt es mittlerweile auch als kostenloses Video bei YouTube, doch Googles Videoportal gab es damals noch gar nicht. Auch den weltweit ersten Sharehoster, RapidShare, gab es zu dem Zeitpunkt erst ein paar Monate lang. Da war guter Rat teuer.
Happy birthday Fanimatrix!
Das Beispiel zeigt, das p2p-Protokoll ist nicht nur zur Verbreitung von Schwarzkopien hervorragend geeignet, sondern auch wenn man sein eigenes Werk an Dritte kostengünstig und mit hohen Transferraten verschenken will. So manche Torrent-Dateien sind zwar älter, doch irgendwann gab es niemanden mehr, der sich um sie gekümmert hat.
The Fanimatrix ist übrigens ein Kurzfilm von einigen damaligen Anfängern aus Auckland, Neuseeland, die ein schnelles Auto, eine Diskothek, Martial Arts-Trainer, mehrere Schauspieler und Lederjacken benutzt haben, um daraus einen eigenen Film zu stricken. Die kompletten Produktionskosten sollen nur 800 US-Dollar betragen haben. Ein waschechtes Fanprojekt also.
Die Handlung dreht sich um Dante und Medusa. Sie dringen in die virtuelle Gefängniswelt der Matrix ein, um streng geheime Informationen zu klauen. Während jemand versucht die Systeme zu hacken, lenkt der andere die Agenten mit einer Schlägerei in einer Bar ab. Doch letztlich läuft alles ganz anders, als ursprünglich geplant …
P2P als ideale Methode, um Dateien mit Dritten zu teilen
Der Techniker Sebastian Kai Frost kam irgendwann auf die Idee, nach Alternativen für die Distribution des Films zu suchen. Einen eigenen Webserver für direkte Downloads zu bezahlen, wäre für die Fanimatrix-Macher unbezahlbar gewesen. Frost war von p2p begeistert, weil umso mehr der Film geteilt wurde, umso schneller lief der Transfer. Für ihn war das die perfekte Lösung.
Dazu kommt, dass es kinderleicht ist, einen BitTorrent-Client auf dem eigenen Rechner zu installieren, egal welches Betriebssystem man benutzt. Nachdem Frost das Team davon überzeugt hatte, dass BitTorrent die richtige Wahl war, erstellte er am 28. September 2003 einen eigenen Torrent. Er kompilierte auch einen Tracker auf seinem eigenen Linux-Rechner und stellte sicher, dass alles richtig lief. Das tut es bis heute, ganz im Gegensatz zur ziemlich kaputt aussehenden Website des Projekts. Transfers via BitTorrent bergen in sich halt immer die Gefahr von Abmahnungen, wenn man sich an illegalem Filesharing beteiligt. Wer sich davor schützen will, benötigt ein vertrauenswürdiges VPN.
Eine Fortsetzung von Fanimatrix in 5 Jahren?
Wie geht es weiter? Ursprünglich hatte man geplant, den 20. Jahrestag zu feiern. Einige der ursprünglichen Darsteller haben inzwischen ziemlich erfolgreiche Karrieren und sind über die ganze Welt verstreut. Es wäre schwierig gewesen, sie für neue Aufnahmen alle an einem Ort zu versammeln.
Regisseur und Drehbuchautor Rajneel Singh, der immer noch in der Filmindustrie tätig ist, würde gerne etwas Besonderes zum 25-jährigen Jubiläum machen. Es gibt Pläne, die Darsteller zusammenzubringen, um einen neuen Clip zu drehen und zu veröffentlichen. Vielleicht bringt man dann auch ein paar neue Fanimatrix-Merchandise-Produkte heraus. Möglicherweise heißt die Fortsetzung dann Fanmatrix Reloaded, wer weiß?
Freiwillige haben die Torrent-Datei am Leben gehalten
Ob der Torrent zu diesem Zeitpunkt noch läuft, ist unklar. Aber Frost wird alles in seiner Macht Stehende tun, um das zu ermöglichen. „Ich hätte nie erwartet, der älteste Torrent der Welt zu werden, aber jetzt ist es definitiv eine Sache geworden, die ich gerne weiterführen würde. Ich werde also so lange aktiv bleiben, wie es mir körperlich möglich ist“, sagt Frost.
Ein paar Mal drohte schon das Ende der Fanimatrix-Torrent-Datei. Aber nachdem bekannt wurde, dass es sich um den ältesten aktiven Torrent handelt, meldeten sich Dutzende von Leuten, um ihre Bandbreite für das Seeden zu spenden. Das Problem ist halt: Wenn die Dateien niemand mehr zum Upload anbietet, ist auch kein Download mehr möglich.
„Es ist wirklich ermutigend zu sehen, wie sich die Community um diesen Torrent schart, trotz seiner normalerweise niedrigen Übertragungsrate, und zusammenarbeitet, um ihn am Leben zu erhalten. Das erwärmt mein Herz jeden Tag.
Wir sind begeistert, dass es immer noch läuft und dass die Leute immer noch Interesse daran haben. Wir freuen uns auf den 25. und darauf, etwas Besonderes mit der Welt teilen zu können“, sagte Frost den Kollegen vom Blog Torrentfreak abschließend.
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