Derzeit läuft vom Phono-Verband IFPI weltweit die sogenannte Operation 404. Die Plattenindustrie hat rechtsverletzende Apps im Visier.
Der in London beheimatete Weltverband der Phonoindustrie, IFPI, hat bestimmte Apps auf dem Kieker. Am gestrigen Mittwoch haben die Behörden von Brasilien mehr als 400 Apps aus dem Netz entfernt. Diese haben die Urheberrechte diverser Plattenstudios verletzt.
IFPI kämpft gegen Betreiber illegaler Apps
Der gestrige Aktionstag galt als die vierte Welle der Operation 404. Die IFPI schätzt, dass derartige Apps alleine in Brasilien bisher über zehn Millionen Mal heruntergeladen wurden. Erst kürzlich haben die Behörden im Auftrag der IFPI über 100 vergleichbare Apps vom US-Markt genommen.
Offenkundig erfolgten gestern auch zahlreiche Hausdurchsuchungen, zumal die Aktion in Zusammenarbeit mit dem brasilianischen Ministerium für Justiz und öffentliche Sicherheit durchgeführt wurde. Zudem kooperierte die IFPI die Aktion mit der US-amerikanischen Homeland Security Investigations, der Police IP Crime Unit der City of London Police und Cybercrime-Einheiten aus 11 brasilianischen Bundesstaaten.
Der Direktor des landesweiten Musik-Verbandes Pro-Música Brasil, Paulo Rosa, glaubt, diese Aktion sende eine „eine klare Botschaft an alle Betreiber solcher Dienste, dass sie ihre Aktivitäten einstellen müssen.“ Derartige Apps profitieren vom geistigen Eigentum Dritter. Allerdings tun sie dies ohne die Urheber zu entlohnen.
„Sie gefährden gleichzeitig das Wachstum des lebendigen und vielfältigen Musik-Ökosystems in Brasilien„, schloss Rosa seine Argumentation ab.
Online-Piraterie gefährdet Wachstum der Musikwirtschaft
IFPI-Managerin Melissa Morgia, ergänzt die Aussagen ihres Kollegen. Der Takedown der insgesamt 500 Apps in den USA und Brasilien sei die größte Anzahl unlizenzierter Handy-Programme, die man auf einen Schlag vom Netz nehmen konnte. Zugleich bedankte sich Morgia für die erfolgreiche Zusammenarbeit mit den Behörden in zahlreichen Nationen.
Betreiber der App Stores auch in der Verantwortung
David Israelite, der Präsident der National Music Publishers‘ Association (NMPA) vertritt die Ansicht, dass man die Verantwortung für die Lizenzierung von Musik nicht nur auf die App-Hersteller beschränken sollte. Die Betreiber der App Stores, die diese Apps öffentlich zum Download anbieten, seien ebenfalls in der Pflicht.
Sie seien dafür verantwortlich, sicherzustellen, dass sie keine rechtsverletzenden Apps in ihrem Angebot haben. Dies gelte umso mehr, weil sowohl Apple als auch Google eigene Vertriebswege für Musik zur Verfügung stellen.
In einem Punkt dürfte sich Paulo Rosa irren. Die Hoffnung, dass die illegalen Anbieter aufgrund der abschreckenden Wirkung von Operation 404 keine Nachahmer finden werden, egal wo auf der Welt, ist unbegründet. Warum das so ist, ist schnell erklärt. Mit solchen Apps kann man schlichtweg in kurzer Zeit viel zu viel Geld verdienen, um die Finger davon zu lassen. Die IFPI wird ihre Aktion zweifelsohne weiter fortsetzen.