Bewährungsstrafe wegen Piracy
Bewährungsstrafe wegen Piracy
Bildquelle: Devon, Lizenz

Bewährungsstrafe wegen illegalem Verkauf digitaler Lehrbücher

Das Gericht in Horsens sprach für einen 26-jährigen Dänen für den illegalen Verkauf digitaler Lehrbücher eine Bewährungsstrafe aus.

Gestern beschäftigte sich ein Gericht in Horsens, einer Stadt an der Ostküste der Region Jütland in Dänemark, mit einem Fall illegal verkaufter digitaler Lehrbücher. Der Richter sprach diesbezüglich für einen 26-jährigen Dänen eine Bewährungsstrafe von 10 Tagen aus.

Ferner hat man den Mann zur Zahlung von 5.000 dänischen Kronen (ca. 670 Euro) als Schadensersatzanspruch an die Rechteinhaber verurteilt. Zudem hat man seine Erlöse in Höhe von 2.245 Kronen (ca. 302 Euro) eingezogen. Darüber berichtete TorrentFreak, sich berufend auf eine Pressemitteilung der Anti-Piraterie-Gruppe Danish Rights Alliance.

Der Däne sah sich zu der Verhandlung mit dem Vorwurf konfrontiert, er hätte über einen Zeitraum von Januar bis August 2018 ohne Zustimmung der betroffenen Rechteinhaber mindestens 29 PDFs von Studienbüchern zum Verkauf angeboten zu haben. Dies geschah durch Anzeigen über mehrere Profile auf DBA, einer dänischen Online-Verkaufsplattform. Insgesamt kam es dabei zu 15 Transaktionen mit Käufern.

Danish Rights Alliance meldete den jetzt verurteilten 26-Jährigen der NSK – Section for Rights Protection, nachdem sie Beweise für den illegalen Verkauf digitaler Lernbücher über drei Profile bei DBA gesammelt hatte. Verlage, die Mitglieder der Rights Alliance sind, besitzen daran die Rechte. NSK untersuchte daraufhin den Fall, der schließlich vor Gericht endete.

Illegaler Verkauf digitaler Schulbücher weitet sich zu Problem in Dänemark aus

Danish Rights Alliance wies darauf hin, dass der aktuell veröffentlichte Fall nur einer von vielen ist. Damit stelle das illegale Teilen von digitalen Schulbüchern eine große Herausforderung für sie dar. Erst im September 2021 musste sich eine ehemalige Studentin der Sozialarbeit vor Gericht in Aarhus verantworten. Man warf ihr vor, digitale Kopien von Lehrbüchern angefertigt und verkauft zu haben, ohne die Erlaubnis der Urheberrechtsinhaber einzuholen.

Urteil mündet häufig in Bewährungsstrafe

Die 28-jährige Frau wurde zu einer Bewährungsstrafe von 20 Tagen verurteilt. Das Gericht entschied ferner, dass der durch den illegalen Verkauf erzielte Erlös in Höhe von 9.383 DKK (1.494 US-Dollar) eingezogen wird. Die State Prosecutor for Serious Economic Crime (SØIK) hatte im Namen der Mitglieder der Rights Alliance eine Entschädigungsforderung in Höhe von 10.000 DKK (1.592 US$) eingereicht. Diese Summe musste die Frau dann als Schadensersatz zahlen.

Im November 2021 gab die Anti-Piraterie-Gruppe zudem den Fall eines 28-jährigen Dänen bekannt. Diesen hat ein Gericht in Aalborg, einer dänischen Stadt in der Region Jütland, wegen illegalem Verkauf digitaler Lehrbücher über DBA zu einer Bewährungsstrafe von 30 Tagen verurteilt. Ferner hat man seinen Computer beschlagnahmt sowie seine Erlöse in Höhe von 26.454 DKK (3.556,93 Euro) eingezogen. Überdies hat der Däne noch einen Schadensersatzanspruch von DKK 35.000 (4.706,00 Euro) an die Rechteinhaber gezahlt.

Direktorin der Rights Alliance, Maria Fredenslund, hebt den strafrechtlichen Aspekt des illegalen digitalen Lehrbuchverkaufs hervor:

„Wir stehen vor einer ernsthaften Herausforderung, wenn mit dem Verkauf von Kopien von Lehrbüchern, an denen andere die Rechte besitzen, Geld verdient werden kann. Dabei handelt es sich um Kriminelle, die den Verlegern und Autoren durch systematische Verstöße Einnahmen entziehen. Neben den eher systematischen Verstößen gibt es aber leider auch eine ungesunde Kultur im Hochschulbereich, wo jeder zweite Student Lehrbücher illegal erworben hat. Es gibt also einen großen Anteil junger Menschen in Dänemark, die bereit sind, das Gesetz zu brechen.“

Auch eine Studie von Epinion vom Juni letztes Jahres, die Rights Alliance in Auftrag gegeben hatte, beschäftigte sich mit dem Problem. Daraus geht hervor, dass der illegale Austausch von Lehrbüchern in Dänemark weit verbreitet ist. Konkret verwenden 80 % der Schüler in Dänemark digitale Lehrbücher. Weit über die Hälfte von ihnen haben immerhin mindestens ein digitales Lehrbuch illegal erworben.

Illegale Verwendung digitaler Schulmaterialien weit verbreitet

Pia Vigh, Leiterin des Sekretariats der dänischen Bildungsverlage, sieht wegen einer Häufigkeit der Vorfälle die Notwendigkeit, dass sich Bildungseinrichtungen deutlicher vom illegalen Kopieren von Schulbüchern distanzieren sollten:

„Der Fall zeigt, dass das Ausmaß des illegalen Kopierens von Lehrbüchern im Hochschulbereich unter Studenten weit verbreitet ist. Wir haben gesehen, dass Bildungseinrichtungen Informationskampagnen, z. B. zu Beginn des Studiums, gestartet haben, aber das allein reicht nicht aus. Es muss ein grundlegender Kulturwandel unter den Studenten stattfinden.

Es ist daher von entscheidender Bedeutung, dass die Bildungseinrichtungen eine größere soziale Verantwortung für die fortlaufende Bereitstellung und Veröffentlichung von Unterrichtsmaterial in dänischer Sprache in Dänemark übernehmen. Dies ist für die Qualität der Bildung in einem kleinen Sprachgebiet wie Dänemark von entscheidender Bedeutung. Die Schulleitung, die Lehrkräfte und die Tutoren müssen Verantwortung übernehmen und den Schülern klarmachen, dass die illegale Weitergabe von Lehrbüchern ihnen, ihren akademischen Leistungen und ihrem Lernumfeld letztlich schadet“.

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Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.