Russische Behörden nutzen die Videoüberwachung mit Gesichtserkennungstechnologie, um säumige Wehrpflichtige aufzuspüren.
Offenbar unternimmt Moskau drastische Schritte, um diejenigen aufzufinden, die sich der Wehrpflicht entziehen. Laut einem Bericht der russischen staatlichen Nachrichtenagentur TASS nutzen die Moskauer Behörden Videoüberwachung mit Gesichtserkennungstechnologie des Landes, um junge Männer aufzuspüren, die für den Militärdienst infrage kommen.
Der russische Präsident Wladimir Putin hat in der vergangenen Woche ein umstrittenes Gesetz unterzeichnet. Damit soll das russische Einberufungssystem verschärft werden. Es sieht vor, die Einberufungsbescheide auf Papier durch elektronische Einberufungen zu ersetzen, eine neue digitale Datenbank der Wehrdienstfähigen einzurichten und den Einberufenen Auslandsreisen zu verbieten.
Das neue Gesetz soll in Russland die Rekrutierung neuer Soldaten durch digitale Einberufungen erleichtern. Derzeit läuft im Land die Frühjahrsrekrutierung zum Wehrdienst, zu der voraussichtlich 147.000 Männer einberufen werden. Bisher haben sich nach der Teilmobilmachung im September 2022 tausende einberufene Männer dem Wehrdienst entzogen. Das Gesetz will dem nun einen Riegel vorschieben.
War bisher noch ein analoges Einschreiben mit persönlicher Überreichung und Unterschrift des Adressaten notwendig, so gelte neu eine Vorladung dann unmittelbar als zugestellt, sobald man sie durch das System verschickt hätte. Im ersten Fall war der Musterungsbescheid leicht zu umgehen, sobald sich die Männer nicht an ihrer offiziell gemeldeten Adresse antreffen ließen. Besonders in den letzten Monaten verzeichnete Russland einen Soldatennotstand.
Militärkommissar von Moskau, Oberst Maxim Loktev, erklärte gegenüber TASS, dass eines der Hauptprobleme für die Rekrutierungsoffiziere darin bestünde, dass sie keine aktuellen Informationen über die Adressen der Männer hätten, die für den Wehrdienst infrage kämen.
Als Problem stellte sich heraus, dass Wohnende außerhalb des Registrierungsortes häufig nicht in den Militärregistrierungs- und Einberufungsämtern erschienen. Eine mögliche Lösung sieht man dabei im Einsatz von Videoüberwachung mit Gesichtserkennungstechnologie.
Ermittlung säumiger Wehrpflichtiger per Videoüberwachung
Folglich hat die russische Armee damit begonnen, das umfangreiche Videoüberwachungssystem Moskaus zu nutzen. Damit will man Wehrpflichtige aufspüren, die sich der Einberufung entziehen. Loktew teilte am Dienstag der staatlichen Nachrichtenagentur TASS mit:
„Um den Wohnort des Wehrpflichtigen zu bestimmen, werden auf Anweisung des Bürgermeisters von Moskau Videoüberwachungssysteme in der Stadt Moskau verwendet“.
Mithilfe der Moskauer CCTV-Kameras und der Gesichtserkennungstechnologie könne man genauere Informationen über die Adressen sammeln.
Aber auch Arbeitsstellen und Bildungseinrichtungen sind zudem dazu angehalten, Informationen über die Wehrpflichtigen zu liefern. Noch im Herbst dieses Jahres soll eine digitale Datenbank mit allen wehrpflichtigen Russen in Betrieb gehen. Die Online-Einberufungspapiere sollen dabei während der laufenden Frühjahrseinberufung die Testphase durchlaufen.
Kommen Einberufene einer Vorladung innerhalb von 20 Tagen nicht nach, so ergeben sich für diese daraus zahlreiche Restriktionen. Merkur berichtete:
„Zu den restriktiven Maßnahmen gehören Fahrverbote, das Verbot, Fahrzeuge zuzulassen, Unternehmen oder Selbstständigkeit zu registrieren, ein Verbot, Immobilien oder Grundstücke eintragen zu lassen sowie Darlehen oder Kredite aufzunehmen. Auch Kürzungen von Sozialleistungen können in Einzelfällen folgen.“