Laut einer Studie von Brookings Institution exportiert China Gesichtserkennungs-KI auch in Länder mit schwacher Demokratie und in Autokratien.
Forscher von Harvard University und MIT sammelten im Rahmen einer, von Brookings Institution, einer prominenten Denkfabrik, veröffentlichten Studie globale Daten zu Handelsgeschäften mit Gesichtserkennungs-KI. Demgemäß wäre China der weltweit führenden Exporteur von Gesichtserkennung. Darüber berichtete Wired.
Auf der einen Seite erwarten die Forscher, dass eine Nutzung von KI-Technologie das Wirtschaftswachstum in den kommenden Jahren vorantreiben wird. Auf der anderen Seite jedoch birgt die Technologie auch neue Herausforderungen in sich. Die Forscher schreiben, dessen Einsatz könnte Demokratien untergraben, die Ziele der Autokraten stärken und „Überwachungskapitalisten“ unterstützen.
Die Studie zielte somit darauf ab, die Auswirkungen der KI-Revolution zu untersuchen. Die Forscher fanden dabei heraus, dass China eher als andere Länder KI-Technologie exportiert. Es stellte sich die Frage, welche internationalen Auswirkungen die sich abzeichnende Führungsrolle Chinas bei dieser Überwachungstechnologie hat. Die Forscher wollten daher speziell Erkenntnisse darüber gewinnen, was es konkret bedeutet, wenn diese Gesichtserkennungs-KI von einer Weltmacht wie China exportiert wird.
China konzentriert sich zudem auf den Export von Gesichtserkennungs-KI in Länder mit schwacher Demokratie, die soziale Unruhen und Umwälzungen erleben. Dabei könnte der Handel durchaus auch politisch motiviert sein. In dem Maße, in dem China KI exportiert, kann dies Autokratien im Ausland fördern und hervorbringen. Die Autoren schreiben:
„Die Nachfrage der chinesischen Regierung nach Überwachung und politischer Kontrolle führt auch zu mehr Exporten von Gesichtserkennungs-KI. Darüber hinaus deuten unsere Ergebnisse, dass Autokraten und Möchtegern-Autokraten im Ausland Überwachungstechnologie aus China nachfragen, darauf hin, dass politische Faktoren die Richtung der KI-Innovation beeinflussen können.“
Einsatz von Gesichtserkennungs-KI nicht konform mit Menschenrechten?
Der Studie zufolge könnten diese Exporte andere Regierungen in die Lage versetzen, mehr Überwachungsmaßnahmen durchzuführen. Dies könnte den Menschenrechten der Bürger dort schaden. Martin Beraja, ein an der Studie beteiligter Wirtschaftswissenschaftler am MIT, dessen Arbeit sich auf die Beziehung zwischen neuen Technologien wie KI, Regierungspolitik und Makroökonomie konzentriert, stellt fest:
„Die Tatsache, dass China in diese Länder exportiert, kann dazu führen, dass sie autokratischer werden, obwohl sie eigentlich demokratischer werden könnten.“
Die Forscher wiesen auf zwei Fakten hin:
„Die Wahrscheinlichkeit, dass China KI zur Gesichtserkennung exportiert, ist wesentlich höher als in anderen Ländern, insbesondere im Vergleich zu anderen Spitzentechnologien. Zweitens stellen wir fest, dass Autokratien und schwache Demokratien eher dazu neigen, KI zur Gesichtserkennung aus China zu importieren, insbesondere diejenigen, die keine inländischen KI-Investitionen tätigen oder sich in politischen Unruhen befinden. Bei den KI-Importen aus den USA oder den Importen anderer Spitzentechnologien aus China ist keine solche politische Ausrichtung zu beobachten.“
Gemäß der Studie sind chinesische Unternehmen mit 201 Exportgeschäften im Bereich der Gesichtserkennungs-KI weltweit führend. Den zweiten Platz nehmen US-Unternehmen mit 128 Exportgeschäften ein. Auch im Bereich der künstlichen Intelligenz ist China führend: 250 von insgesamt 1.636 Exportgeschäften, die irgendeine Form die künstliche Intelligenz betreffen, gingen an 136 Importländer. Der zweitgrößte Exporteur waren die USA mit 215 KI-Export-Geschäften.
Wired weist darauf hin, dass in den letzten Jahren die US-Gesetzgeber und -Präsidenten ihre Besorgnis darüber zum Ausdruck gebracht haben, dass China im Bereich der KI-Technologie einen Vorsprung gegenüber den USA erlangte. Die vorliegende Studie belegt bereits, dass eine solche Verschiebung bereits stattgefunden hat.
Chinesische Unternehmen beherrschen die Technologie zur Gesichtserkennungs-KI zum Teil deshalb, weil sie Verbindungen zu staatlichen Stellen haben, die große Mengen an Fotos zur Verfügung stellen können und weil diese die Entwicklung der Technologie erheblich finanzieren.
In einer früheren Studie argumentierten Beraja und seine Mitautoren, dass die Innovation bei der Entwicklung von KI zur Gesichtserkennung in Autokratien florieren kann, weil die Technologie und die Ziele der Regierung eng miteinander verbunden sind.