Telegram
Telegram
Bildquelle: Rubaitul Azad, Lizenz

Xiaomis MIUI blockiert Telegram als gefährliche Schadsoftware

Der Smartphone-Riese Xiaomi blockiert jetzt den Cloud-Messenger Telegram auf Geräten, die sein MIUI-System und seine Firmware verwenden.

MIUI blockiert jetzt die Verwendung von Telegram. MIUI ist eine auf Android basierende Benutzeroberfläche, die der chinesische Elektronikhersteller Xiaomi für die eigenen Smartphones entwickelt hat. Mit der Veröffentlichung von MIUI 13 im Jahr 2022 fügte das Unternehmen eine neue Sicherheitsfunktion hinzu. Diese kann bösartige Anwendungen erkennen und blockieren, die auf den Geräten laufen.

Xiaomi zensiert mithilfe der eigenen Sicherheitsfunktion

Diese Funktion geriet jedoch in der Vergangenheit in die Kritik. Man verdächtigt das Unternehmen, dass es sich dabei um einen verschleierten Versuch von Xiaomi handelt, in Zusammenarbeit mit der chinesischen Regierung die Aktivitäten der Nutzer zu überwachen und unerwünschte Apps wie Telegram zu verbieten.

Dieser Verdacht erhärtete sich, als MIUI anfing, Apps zu blockieren, die es den Nutzern ermöglichten, die Netzwerkeinstellungen über die Standardeinstellungen hinaus zu verändern. Das war schlichtweg nicht erwünscht. Wenn die Benutzeroberfläche eine App als bösartig oder gefährlich einstuft, versucht die Software, die App automatisch vom Gerät zu entfernen und jede weitere Installation zu blockieren.

MIUI warnt vor der „betrügerischen“ App Telegram

Xiaomi

Jüngste Enthüllungen deuten darauf hin, dass Xiaomis MIUI nun die beliebte Messaging-Plattform Telegram als gefährliche App in China kennzeichnet. Laut Berichten auf Telegram-Kanälen zeigt das mobile Betriebssystem MIUI, wenn es Telegram identifiziert, eine Warnung an. Diese besagt, die App habe die Sicherheitsüberprüfung des Herstellers Xiaomi angeblich nicht bestanden.

Man warnt, die Verwendung dieser App könne angeblich zu „betrügerischen Abbuchungen“ oder „unberechtigtem Konsum“ führen. Zur eigenen Sicherheit rät der Hersteller dazu, ihre Sicherheitsmaßnahmen zu aktivieren. Nur so könne man die Anwendungssicherheit gewährleisten und sich so vor derart riskanten Apps wie Telegram schützen.

Wer sich der Zensur widersetzt, lebt in China gefährlich

In der Vergangenheit haben die chinesischen Behörden zahlreiche globale Messaging-Apps wie Facebook, Twitter, WhatsApp und Google-Dienste eingeschränkt oder gänzlich verboten. Sie haben damit den Zugang und die freie Kommunikation für Millionen Menschen eingeschränkt. Man überwacht die Internet-Aktivitäten und blockiert alle Websites, die bestimmte Schlüsselwörter beinhalten. Wer der staatlichen Zensur strotzt, lebt in China sehr gefährlich. Unbestätigten Berichten einer Telegram-Community zufolge könnten solche Versuche, die Zensur in China zu umgehen, erkannt und an die dortige Polizei weitergeleitet werden.

Behörden wollen Kommunikation vollumfänglich kontrollieren

In jüngster Zeit haben Chinas Behörden ihr Augenmerk auch auf Apps gerichtet, die eine unkontrollierte Kommunikation bzw. den Austausch von Inhalten ermöglichen. Dazu gehört nun auch Telegram. Einen Cloud-Messenger als „gefährlich“ oder „betrügerisch“ zu bezeichnen, nur weil man auf diesem Weg die komplette digitale Kommunikation kontrollieren will, ist allerdings höchst fragwürdig.

Telegrams Zensur betrifft nicht den EU-Markt

Die Nutzer von Xiaomis Smartphones innerhalb der EU sind von Pekings Zensuranstrengungen natürlich nicht betroffen In dem Fall könnte der Hersteller hierzulande mit oder ohne MIUI keine Geräte mehr verkaufen. Seit August 2019 sind manche Produkte von Xiaomi in einigen europäischen Ländern verfügbar. Zuvor musste man sie aus China importieren.

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Früher brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert. In seiner Freizeit geht er am liebsten mit seinem Hund spazieren.