Wer Online-Dienste wie securednet.su beauftragt, will bei illegalen Aktivitäten und behördlichen Anfragen unbedingt seine Domain behalten.
Was haben Online-Dienste wie securednet.su eigentlich für eine Funktion? Ganz einfach. Natürlich kann man die Domain für eine Website mit illegalen Inhalten auch bei Namecheap anmelden. Doch dann prüfen sie die Angaben des Domaininhabers, sollte der Hinweis einer Behörde oder eines Rechteinhabers bei ihnen eingehen. Wer die Angaben aus den gelben Seiten kopiert hat, muss damit rechnen, dass die Domain kurze Zeit später gesperrt wird. Somit würde man zum Opfer des eigenen Erfolges.
Genau das wollen Potale wie securednet.su & Co. verhindern. Dafür muss man bei derartigen Anbietern aber auch merklich tiefer in die Tasche greifen. Außerdem ist das Ganze alles andere als legal.
GrandHost als Vorbild von securednet.su ?
Die Webseite von securednet.su hat der Betreiber extrem minimalistisch gestaltet. GrandHost könnte man beispielsweise als dessen Vorbild bezeichnen. Im Februar 2018 nahm das US-Justizministerium einige Hintermänner hoch. Doch das primäre Ziel der internationalen Aktion war das Forum Infraud, GrandHost war damals nur ein Nebenschauplatz der strafrechtlichen Verfolgung.
Deutlich bekannter und günstiger ist hingegen Njalla, das bisher aktuellste Projekt von Peter Sunde. Sunde hat einst mit zwei Bekannten den P2P-Indexer The Pirate Bay gegründet. Im Herbst 2020 fusionierte Sundes VPN-Dienst IPredator mit Njalla. Nun bietet man beides unter einem Dach an.
Wenn man dem Admin von SecuredNet glauben kann, gibt es in dem Bereich große Unterschiede. Eine sichere Domain ist nicht zwangsweise wirklich sicher. Bullet Proof (Kugelsicher) ist halt ein weiterer Marketing-Begriff, der bei manchen Anbietern die hohen Preise rechtfertigen soll. Wir haken bei securednet.su nach, wie es bei ihnen darum steht.
Tarnkappe.info: Wann ging’s denn eigentlich los mit securednet.su? Mit welcher Motivation habt ihr den Dienst gegründet?
SecuredNet: Im Jahr 2021, aber die Idee hatte ich schon 2018.
Tarnkappe.info: Wie viele Personen sind an SecuredNet beteiligt, was sind ihre Aufgaben?
SecuredNet: Ich nur zurzeit.
Nur CP und Waffen verboten
Für welche Bereiche bietet ihr die Domains an? Fraud? Fake-Shops, Spam, Phishing? Abzocke aller Art?
Ja. Alles möglich bis auf Kinderpornos (CPs) und scharfe Waffen.
Das heißt, selbst der Versand von Schadsoftware über die Domain wäre bei euch erlaubt. Im Vergleich zu Njalla sind bei securednet.su einige Domains teurer. Oder bietet ihr etwas komplett anderes für den höheren Preis an?
njal.la blockiert die Domains aber auch recht fix wieder, egal ob bei DMCA- oder bei anderen Anfragen. Das kann man am Beispiel BlackhatWorld recht gut erkennen.
Stimmt, im Forum von blackhatworld.com sind diverse Threads von Nutzern sichtbar, die sich über Domains beschweren, die ihnen gesperrt wurden. Die Gewalt über die Domains hat aber letztlich die Verwaltungs-Stelle wie z.B. ICANN und nicht Njalla. Doch mal etwas anderes: Wo bekommt ihr eure DE-Domains her?
Namesilo :)
Und warum erachtet securednet.su TO-Domains immer noch als „bulletproof“? TONIC gibt doch Auskünfte an Anti-Piracy-Groups etc. weiter! Und das ist sicher nur der Anfang.
Tja, wir werden sehen was die Zeit bringt.
Es gibt Anbieter, die deutlich teurer sind
Eine TO-Domain über „register.to“ (anonym) kostet mich 27 Euro. Was rechtfertigt euren fast doppelt so hohen Preis?
Wir übernehmen alles für die Registrierung. Der Kunde kriegt am Ende alles bequem geliefert. Aber es gibt weitaus teurere Anbieter von Domains, siehe diese URL hier: https://bpw.sc/BulletProof-Domain-Registration.html
Und zudem bieten wir nebenbei einen kleinen Social Media Marketing-Service (SMM) auf Blacksmm.xyz an.
Server gibt es bei euch bislang keine, ist anonymes Webhosting in Zukunft geplant?
Ja, eventuell vServer mit IP Ranges und Remote Desktop Protocol (RDPs).
Wenn ja, wie würde der DDoS-Schutz bei euch konkret aussehen?
Ehrlich gesagt, das wissen wir noch nicht.
Keine Angst vor der Polizei
Euer Angebot erinnert ein wenig an Grandhost, was im Februar 2018 vom US-Justizministerium u.v.m. hochgenommen wurde. Damals ging’s primär um die Aufdeckung und Verhaftung der Hintermänner des Forums Infraud. Habt ihr keine Angst vor einem Bust?
Nein.
Kürzer ging die Antwort nicht mehr. Aber was macht securednet.su anders als Grandhost, um euch vor einem Besuch der Polizei zu schützen?
Tja, ich bin ja nur ein Reseller (Händler, Wiederverkäufer) von BiZCN & Eranet etc.
Das macht es nicht legaler. Wie sichert ihr euch selbst ab, da ihr ja anscheinend deutscher Herkunft seid?
Ja, mit VPNs. Und wir werfen nicht mit Geld herum, wie manch andere Leute in der Szene. Dazu kommen gewisse andere Strategien, die ich zu meiner eigenen Sicherheit nicht erwähnen kann. Siehe der Fall Joe Colombo.
Alternative Zahlungsdienstleister ohne Kurs-Risiko
Wieso erlaubt securednet.su als Zahlungsmittel Bitcoins, obwohl die Blockchain öffentlich einsehbar und somit jeder Transfer sichtbar ist und dauerhaft bleibt? Selbst viele BTC-Mixer gelten nicht mehr als sicher.
Bitcoins sind für mich okay :)
Das reduziert aber nicht die Gefahren, die mit der Nutzung verbunden sind. Was hat es mit Perfect Money auf sich? Was ist das für ein Anbieter, welche Vor- bzw. Nachteile beinhaltet er?
Perfect Money (PM) ist ein Anbieter wie LR. PM hat keine Kursschwankungen wie BTC (Bitcoin) oder der XMR (Monero). Und außerdem ist PM sicher …
Mit LR kann ja eigentlich nur der Zahlungsdienstleister Liberty Reserve gemeint sein. Den Ex-Betreiber Arthur Budovsky haben diverse Behörden im Rahmen einer internationalen Aktion am 24. Mai 2013 in Spanien verhaftet.
securednet.su soll möglichst lange online bleiben
Was habt ihr für die Zukunft geplant? Welche Dienstleistungen wollt ihr noch aufnehmen?
VPS und Dedi (dedicated Server).
Wie lange wird der Dienst online bleiben, wenn es nach euren Vorstellungen geht?
Ehrlich gesagt, solange wie nur möglich.
Wir sind gespannt und wünschen weiterhin gute Geschäfte!
Last, but not least möchten wir noch alle Leser freundlichst darauf hinweisen, dass die Nutzung derartiger Dienste innerhalb der EU illegal ist. Es handelt sich dabei um einen strafbaren Betrug. Das gilt insbesondere dann, sofern man sich als Webmaster mit der Verschleierung der Domain-Daten vor möglichen straf- und/oder zivilrechtlichen Konsequenzen seiner Website drücken will.
Domain-Behörden wie die ICANN können bei Missbrauch, zumindest in der Theorie, eine außerordentliche Kündigung aussprechen.
Die US-amerikanische Tochter von Tonic (.to) kann gerichtlich dazu gezwungen werden, die Angaben des Domaininhabers preiszugeben. Das gilt sogar bei vergleichsweise harmlosen Delikten, wie bei Verletzungen des Urheberrechts. Die ACE-Anwälte, die im Auftrag der Filmindustrie tätig sind, führen derartige Anfragen zunehmend durch, um Online-Piraten zu überführen.