Eine schwarze Piraterie-Ente sitzt auf CDs
Eine schwarze Piraterie-Ente sitzt auf CDs
Bildquelle: sponner

Piraterie wird für US-Verbraucher wieder attraktiver

Laut einer Umfrage unter US-Verbrauchern halten immer mehr Menschen Piraterie für gerechtfertigt. Die Streaming-Dienste sind im Zugzwang.

Eine Umfrage unter US-Verbrauchern zeigt, dass immer mehr Menschen Piraterie für gerechtfertigt halten. Die Argumente dafür sind alte Bekannte. Doch die Ursache liegt bei den Streaming-Anbietern, die Raubkopien wieder attraktiver werden lassen.

Streaming-Dienste begünstigen, was sie einst bekämpfen wollten

Streaming-Dienste sind im Laufe der Zeit immer beliebter geworden. Denn wer früher viel Geld für CDs und DVDs ausgeben musste, um in den Genuss von Musik und Filmen zu kommen, hat heute nach Bezahlung einer überschaubaren monatlichen Gebühr Zugriff auf riesige Datenbestände von Werken zahlreicher Künstler. Dies sorgt auch dafür, dass sich Piraterie immer weniger lohnt. Das geringere Einsparpotenzial infolge illegaler Downloads rechtfertigt für viele Menschen nicht mehr das Risiko, dabei erwischt zu werden und die möglichen Konsequenzen dafür zu tragen.

Und genau das war auch das Ziel von Streaming-Anbietern wie Spotify und Netflix. Sie positionierten sich zu Beginn ganz klar als Konkurrenten der Piraterie. Aus Angst, die Verbreitung von Raubkopien wieder anzufeuern, sind sie sogar oftmals vorsichtig im Umgang mit Preiserhöhungen.

Doch leider hat sich das Blatt bereits gewendet. Denn mittlerweile konkurrieren viele Streaming-Dienste miteinander und versuchen durch exklusive Inhalte ihre Kunden zu binden. Wer also Zugriff auf alles will, darf auch für alles bezahlen und schließt gleich mehrere Abonnements bei verschiedenen Anbietern ab. Die Folge: Das Einsparpotenzial schrumpft und Piraterie weckt wieder das Interesse der Streamer.

US-Umfrage zeigt: Piraterie nimmt deutlich zu

Die Parks Associates wollte es genauer wissen und startete eine Umfrage unter US-Verbrauchern. Das Ergebnis spricht eine klare Sprache: 23% aller US-Haushalte halten Piraterie für akzeptabel. Sie sind der Ansicht, dass „Filme und Musik für jeden kostenlos verfügbar sein sollten„. Im Jahr 2019 stimmten lediglich 14% dieser Aussage zu, wie das Unternehmen gegenüberstellte.

Doch es gab in der Umfrage noch weitere Argumente, die die gleiche Tendenz aufzeigen. So halten viele der befragten Verbraucher Piraterie beispielsweise auch für gerechtfertigt, weil „Film- und Musikfirmen viel Geld verdienen„. Und am Ende gerät sowieso „niemand jemals dadurch in Schwierigkeiten„. Und da ja eh „andere für den Dienst bezahlen“ und man die Inhalte „sonst sowieso nie angesehen hätte„, scheint dabei schließlich auch niemand einen Schaden davonzutragen.

Auch wenn viele Parameter der Studie ungeklärt bleiben und die Park Associates sicherlich ein Interesse daran hat, das Resultat auf eine bestimmte Art und Weise darzustellen, um für das eigene Produkt zu werben, ist doch in den Ergebnissen eine klare Tendenz erkennbar. Die Beliebtheit der Piraterie steigt wieder.

Fragmentierung nutzt Unternehmen – aber nicht den Anwendern

Einige Teilnehmer der von der Parks Associates veranstalteten Konferenz „Future of Video„, auf der die Ergebnisse der Umfrage erörtert werden, haben das ursächliche Problem bereits erkannt: die Fragmentierung der Streaming-Dienste. Insbesondere Netflix bekommt dies infolge der Wirtschaftskrise derzeit besonders hart zu spüren.

Wir haben festgestellt, dass die Verbraucher NICHT piraten, weil sie es wollen, sondern weil sie oft durch eine zunehmend komplexe und fragmentierte Streaming-Landschaft dazu gezwungen werden, die für Unternehmen und nicht für Nutzer geschaffen wurde„, warnte beispielsweise Tim Cutting von Reelgood.

Aber auch der SVP Product Manager von NAGRA, Sebastian Kramer, erkannte, dass die Piraterie „mit einer zunehmend fragmentierten Inhaltslandschaft und dem Angebot von Direct-to-Consumer-Diensten“ stark zunimmt. „Letztendlich suchen die Verbraucher nach Inhalten, also müssen wir uns alle auf die besten aggregierten Ansätze konzentrieren, um dies zu ermöglichen.

Klasse, dann mal los! Wir freuen uns alle auf die Lösung.

Über

Marc Stöckel hat nach seiner Ausbildung zum IT-Systemelektroniker und einem Studium im Bereich der technischen Informatik rund 5 Jahre als Softwareentwickler gearbeitet. Um seine technische Expertise sowie seine Sprachfertigkeiten weiter auszubauen, schreibt er seit dem Sommer 2022 regelmäßig Artikel zu den Themenbereichen Software, IT-Sicherheit, Datenschutz, Cyberkriminalität und Kryptowährungen.