Ein Richter schlägt mit seinem Hammer
Ein Richter schlägt mit seinem Hammer
Bildquelle: nejron, Lizenz

Piraterie-Klage: Reddit soll Identitäten seiner Nutzer offenlegen

Filmemacher fordern von Reddit Daten zur Identifizierung einiger Kommentatoren an, um Beweise für eine Piraterie-Klage zu sammeln.

Um Beweise für eine Piraterie-Klage gegen den Internetprovider RCN zu erhalten, fordern Filmemacher von Reddit die Herausgabe einiger Nutzerdaten. Doch das Unternehmen wehrt sich dagegen und bezeichnet die Anfrage als einen “Angelausflug” und als rechtlich unzulässig. Die Raubkopierer, deren Identitäten man aufdecken will, haben angeblich “keine Konsequenzen” zu befürchten.

Filmemacher fordern Nutzerdaten von Reddit für eine Piraterie-Klage

Im Jahr 2021 verklagten mehrere Filmemacher den US-amerikanischen Internetanbieter RCN. Sie warfen dem Unternehmen vor, zu wenig zu tun, um seine Kunden von Piraterieaktivitäten abzuhalten. Obwohl er eigentlich dazu verpflichtet sei, habe der Provider es versäumt, die Konten der Raubkopierer zu kündigen. Stattdessen habe er einfach weggeschaut.

Wie TorrentFreak berichtet, hatte RCN beim zuständigen Gericht zunächst eine Abweisung der Klage beantragt. Nachdem das Unternehmen damit gescheitert war, sammeln nun beide Parteien Beweise, um ihre Position zu stärken.

Da bei dem Social-News-Aggregator Reddit immer wieder öffentliche Diskussionen über Piraterie stattfinden, hat der Rechtsanwalt Kerry Culpepper, der die Filmemacher in dem Gerichtsprozess vertritt, auf dieser Plattform schnell ein paar relevante Kommentare entdeckt.

Nicht selten tauschen Nutzer dort Gedanken zu Pirateriewarnungen und Richtlinien für Wiederholungstäter von Internetanbietern aus. Auch RCN wird in dem ein oder anderen Beitrag explizit genannt.

Reddits Anwälte halten die Aktion für einen “Angelausflug

Um weitere Informationen über die jeweiligen Kommentatoren zu erhalten, die sich auf Reddit zu Piraterie-Handlungen im Zusammenhang mit RCN geäußert haben, haben die Filmemacher schließlich eine Vorladung erwirkt.

Dadurch will man die Betreiber des sozialen Netzwerkes zwingen, Kontoinformationen preiszugeben. Darunter sind auch IP-Adressprotokolle der Benutzer „ben125125„, „SquattingCroat„, „Griffdog21„, „aromaticbotanist„, „ChikaraFan„, „compypaq„, „dotsamantha„, „ilikepie96mng“ und „matt3324„.

Doch Reddit gab letztendlich nur Informationen über “ben125125” raus. Denn dieser hatte RCN in seiner Antwort auf einen Thread ausdrücklich erwähnt.

Bei allen anderen angeführten Nutzern gehe die Offenlegung ihrer Identitäten zu weit. Den Anwälten des Unternehmens zufolge handle es sich bei dem Versuch, die Daten abzurufen, ohnehin eher um eine Art “Angelausflug”. Die Anfragen seien demnach “weder relevant noch nach dem ersten Verfassungszusatz zulässig”.

Einige der Piraterie-Kommentare auf Reddit haben die dreijährige Verjährungsfrist ohnehin weit überschritten oder sich gar nicht auf RCN bezogen.

Nutzer haben keine Konsequenzen für ihre Piraterie-Handlungen zu befürchten

Die Rechteinhaber haben jedoch eine etwas andere Einstellung zu dem Thema. Sie sehen in einigen Kommentaren Beweise dafür, dass RCN seine “ziemlich laxe” Politik als Anreiz aufrecht erhielt, um weitere Kunden zu gewinnen. Darauf deute beispielsweise ein Kommentar des Benutzers ChikaraFan hin.

Kommentar von ChikaraFan auf Reddit
Kommentar von ChikaraFan auf Reddit (Quelle: Screenshot)

Dass dieser Inhalt aber tatsächlich schon 9 Jahre alt ist und einen sehr langen Bart hat, scheint die Filmemacher nicht von ihrem Standpunkt abzuhalten.

Sie sehen in Kommentaren dieser Art lediglich Beweise dafür, “dass RCN keine sinnvolle Politik zur Beendigung von wiederholten Rechtsverletzungen hat und dass diese laxe oder gar keine Politik ein Anreiz für die Nutzung des RCN-Dienstes war.

Ferner seien von den Reddit-Nutzern keine Konsequenzen für ihre Piraterie-Handlungen zu befürchten, da seitens der Filmfirmen ohnehin kein Interesse daran bestehe, sie rechtlich zu verfolgen oder finanzielle Forderungen zu stellen.

Letztlich darf nun ein Richter darüber entscheiden, ob das soziale Netzwerk zur Herausgabe der angeforderten Nutzerdaten gezwungen werden kann oder nicht.

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Über

Marc Stöckel hat nach seiner Ausbildung zum IT-Systemelektroniker und einem Studium im Bereich der technischen Informatik rund 5 Jahre als Softwareentwickler gearbeitet. Um seine technische Expertise sowie seine Sprachfertigkeiten weiter auszubauen, schreibt er seit dem Sommer 2022 regelmäßig Artikel zu den Themenbereichen Software, IT-Sicherheit, Datenschutz, Cyberkriminalität und Kryptowährungen.