GitHub
GitHub
Bildquelle: Rubaitul Azad, Lizenz

DMCA-Anfragen legten im Vorjahr 20.517 GitHub-Projekte lahm

Die Microsoft-Tochter GitHub musste im Jahr 2023 aufgrund von juristischen Bestrebungen über 20.000 Projekte aus ihrem Bestand löschen.

Mit über 420 Millionen Code-Repositories ist GitHub stolz darauf, die größte und modernste Entwicklungsplattform der Welt zu sein. Wie bei anderen Plattformen, die nutzergenerierte Inhalte hosten, kommt es auch bei dieser umfangreichen Code-Bibliothek gelegentlich zu Problemen mit Urheberrechtsverletzungen oder der ungewollten Verbreitung von Schadsoftware.

Betreiber musste über 20.000 Online-Projekte löschen

GitHub erhielt im vergangenen Jahr laut dem aktuellen Transparenzbericht mehr als 2.000 gültige DMCA-Löschaufforderungen, die zur Entfernung von mehr als 20.000 Code-Projekten führten. Zu den betroffenen Repositories gehörten Raubkopien von Apps und Spielen sowie Hunderte Kopien der Datenbank des P2P-Indexers RARBG. Die Zahl der Sperrungen hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Legale Projekte sind jedoch im Vergleich schneller gewachsen. Laut GitHub verfolge man weiterhin den Ansatz, bei dem die Entwickler im Vordergrund stehen sollen.

Piraten-Entwickler nutzen GitHub

github

In einigen Fällen verwenden Menschen Code, ohne die Erlaubnis der Urheber einzuholen. Andere nutzen nicht nur Archive.org als Speicherort für schwarzkopierte E-Books, Musik oder Software, sondern auch GitHub. Im Fokus der Anwälte, die im Auftrag der Rechteinhaber agieren, stehen außerdem Entwickler, deren Projekte als Piratentools oder -applikationen wie den Deezloader angesehen werden, was ebenfalls häufig zu Beschwerden führt.

Im Laufe der Jahre haben einige hochkarätige Takedowns für Schlagzeilen gesorgt. Darunter der Takedown des Download-Tools YouTube-DL durch die RIAA, der später wieder rückgängig gemacht wurde. Im März letzten Jahres musste man einige „Eaglercraft„-Repositories löschen, weil Unbekannte dafür ungefragt den Quellcode der Minecraft-Muttergesellschaft Mojang verwendet haben.

Im vergangenen Jahr verzeichnete GitHub einen bemerkenswerten Anstieg an DMCA-Anfragen, um eine ansonsten anschließende Klage zu umgehen. Die Löschanfragen haben sich im Vergleich zu den Vorjahren mehr als vervierfacht. Das war kein Zufall, wie der jüngste Transparenzbericht zeigt. Doch 2022 waren es noch mehr DMCA-Anfragen.

github

Andere Rechteinhaber waren da erfolgreicher: GitHub entfernte im vergangenen Jahr eine Reihe von Piraterie-Apps, darunter Vancedflix und CloudStream. Nach dem Untergang der ursprünglichen Torrent-Website musste man Hunderte von RARBG-Magnetlink-Sammlungen aus dem Angebot entfernen. Die RARBG-Repositories erschienen im Mai letzten Jahres online, kurz nachdem die beliebte Torrent-Website ihre Pforten geschlossen hatte.

Als Reaktion darauf sammelten einige Archivare die Magnet-Links der Seite und stellten sie auf GitHub ein. Andere kopierten diese Repositories, um die Daten zu sichern. Doch die meisten dieser Bemühungen konnte eine einzige Löschanfrage zunichte machen. Doch neben GitHub gibt es noch zahlreiche andere Portale, die die Verletzung des Copyrights weniger strikt verfolgen. Von allen eingegangenen Hinweisen wurden laut dem aktuellen Transparenzbericht nur 35 angefochten oder zurückgezogen. Das ist bemerkenswert wenig.

GitHub richtete Kriegskasse für hohe Bearbeitungsgebühren ein

Vor allem die Bearbeitung der recht neuartigen Umgehungsmeldungen ist für GitHub recht kostspielig, da alle Anfragen von einem Team aus Anwälten und Ingenieuren geprüft werden, um sicherzustellen, dass die Projekte der Entwickler nicht zu Unrecht vom Netz genommen werden. Diese zusätzliche Prüfung hat man erstmals beim youtube-dl Verfahren angewendet, woraufhin die Betreibergesellschaft für solche Fälle einen millionenschweren Developer Defense Fund als eine Art Kriegskasse eingerichtet hat.

Die Microsoft-Tochter versucht auch aktiv auf die Politik in den USA einzuwirken. GitHub hat bereits das US Copyright Office aufgefordert, die Ausnahmeregelungen des DMCA gegen Umgehungen zu erweitern, um die Rolle der Entwickler zu stärken. Niemand soll sie mit solchen Methoden diskreditieren können.

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.