Hayase
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Bildquelle: apkpure.net

Crunchyroll veranlasst Löschung des Torrent-Clients Hayase

Der P2P-Client Hayase ist nach dem Play Store nun auch bei GitHub nicht mehr verfügbar. Auftraggeber war der Streaming-Anbieter Crunchyroll.

Hayase, ehemals Miru, ist ein voll ausgestatteter Torrent-Streaming-Client, den man für Anime-Inhalte optimiert hat. Der Entwickler versuchte, rechtliche Probleme zu vermeiden, indem er sich auf vom Benutzer installierte Erweiterungen stützt. MarkScan, der Takedown-Partner des Anime-Giganten Crunchyroll, besteht jedoch darauf, dass die App gegen das Urheberrecht verstößt, da sie „den unbefugten Zugriff auf Anime-Inhalte ermöglicht”.

Crunchroll stellt kostenlosen Zugang bald ein

Trotz dieser und verschiedener anderer Takedown-Bemühungen läuft der Client stabil, auch auf der Webseite sind keine negativen Auswirkungen erkennbar. Dem US-Streaming-Anbieter Crunchyroll wird das nicht schmecken, zumal es ab dem Jahreswechsel keinen kostenlosen legalen Zugang mehr zu seinen Anime-Inhalten geben wird. Man will offenbar noch mehr Nutzer zur Kasse bitten oder riskiert, dass diese rechtswidrige Angebote in Anspruch nehmen. An der Stelle tritt der indische Dienstleister MarkScan mit Sitz in Delhi in Aktion. Die Firma agiert im Auftrag von Crunchyrolll, eine Tochter von Sony Pictures.

anime loads

Entwickler von Hayase hat sich abgesichert

Die Torrent-Streaming-Funktionalität ähnelt der von Popcorn Time. Gleichzeitig erinnert Hayases Abhängigkeit von Erweiterungen von Drittanbietern an den Mediaplayer Kodi. Auf der offiziellen GitHub-Seite bewirbt man die Multi-Plattform-Software als Streaming-Tool für eigene Inhalte. „Hayase ist ein Torrent-Streaming-Client für eigene Inhalte, der für Anime-Fans entwickelt wurde. Er bietet die Technologie, um Torrents in Echtzeit zu streamen, ohne auf den Abschluss des Downloads warten zu müssen“, schreiben sie. Doch da steht auch, dass man sich die P2P-Quellen für die Anime-Filme stets selbst besorgen muss.

Natürlich ist es offenkundig, dass die meisten Nutzer illegale Quellen einsetzen werden, um sich lange vor Abschluss des Downloads den Anime anschauen zu können. Selbstverständlich zur Abwehr von P2P-Abmahnungen niemals ohne ein aktives VPN*. Der Betreiber versucht sich weiterhin abzusichern mit der Aussage, Hayase stelle selbst keine Inhalte, Torrent-Dateien oder inoffizielle Dateien bereit. Das Tool verlinke nicht darauf, es indexiert und hostet sie auch nicht. Jeder sei dafür verantwortlich, dass die gestreamten Inhalte allesamt legal seien. Doch das hat dem Macher nichts genützt. Aber gut, der illegale Anime-Sektor im Web ist derart groß und überlaufen, das ist nicht weiter verwunderlich.

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MarkScan wurde für Crunchroll aktiv

Die Antipiracy-Firma MarkScan forderte GitHub dazu auf, sich dem Repository anzunehmen. Neben dem Bruch US-amerikanischer Gesetze führt man auch indisches IT-Recht ein, um die Forderung zu untermauern. Kürzlich ging es nur darum, die Download-Links für alle unterstützten Betriebssysteme des Clients zu entfernen. Noch im Oktober diesen Jahres betraf eine weitere Löschaufforderung nicht nur Hayase, sondern insgesamt 193 Quellen für Codes. Auch die ganzen Forks (Abspaltungen) wollte der Rechteinhaber nicht mehr bei GitHub sehen.

Keine Chance für Hayase auf eine Verteidigung

Laut Torrentfreak war GitHub nicht dazu bereit, dem Entwickler irgendwelche Details zu den mutmaßlichen Urheberrechtsverletzungen mitzuteilen. Somit konnte man sich gar nicht dagegen zur Wehr setzen. Nun gut, dann müssen die Nutzer sich das Tool halt ausschließlich von der Webseite des Anbieters herunterladen. Das ist ja keine große Hürde. Was MarkScan mit der Aktion bewirken wollte, kann man sich nur schwerlich zusammenreimen. Die haben sich schon vor Jahren im Auftrag von Sony Pictures blamiert, als man die Löschung der Links ihres eigenen Auftraggebers beantragt hat.

Löschanfragen auch bei Discord und dem Google Play Store

Mehrere Löschanfragen wegen Hayase gab es übrigens auch bei Discord, allerdings gab der Betreiber nicht die Quelle der Löschanfragen bekannt. Ein Schlag in die Magengrube war mit Sicherheit die Löschung der App beim Google Play Store. Doch die App gibt es weiterhin bei Apkpure, der Webseite des Projekts und bei anderen alternativen App Stores. Doch viele Nutzer wollen ihre Android Apps nur von der offiziellen Quelle installieren. Dadurch gelang es dem Rechteinhaber, die künftige Verbreitung der Software ein wenig einzudämmen. Die bisherigen Installationen funktionieren natürlich weiterhin.

Als Alternative gibt es derzeit beispielsweise noch Anikku, allerdings nur für Android Smartphones. Die Streaming-Software hat man nie plattformübergreifend umgesetzt. Und dann wären da noch Aniyomi und Komikku, doch das sind auch nur Apps.

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Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Früher brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert. In seiner Freizeit geht er am liebsten mit seinem Hund spazieren.