Ein Junge sitzt an einem Laptop
Ein Junge sitzt an einem Laptop
Bildquelle: ooGleb, Lizenz

Der Porno-Ausweis: Altersverifikation für pornografische Inhalte

Ein neuer digitaler Alters- und Identitätsnachweis, der sogenannte "Porno-Ausweis", soll Kinder und Jugendliche im Internet besser schützen.

Spanien ist das erste Land weltweit, das einen so genannten „Porno-Ausweis“ einführt. Ziel ist es, den Zugang zu pornografischen Inhalten streng zu reglementieren und Minderjährige davor zu schützen. Kern des neuen Systems ist die App „Cartera Digital Beta“, die eine Altersverifikation mittels digitalem Identitätsnachweis ermöglicht. Dieser digitale Altersnachweis könnte bald auch in Deutschland zum Einsatz kommen.

Spaniens Pionierarbeit: Die Cartera Digital Beta

Spanien macht Ernst im Kampf gegen den unkontrollierten Zugang zu pornografischen Inhalten im Netz. Als erstes Land der Welt führt es einen „Porno-Ausweis“ (Cartera Digital Beta) ein. Die Anwendung des digitalen Altersnachweises ist sehr einfach. Zunächst laden die Nutzer ein Foto ihres Personalausweises hoch. Will man dann eine Pornoseite besuchen, muss man den Zugriff über die App bestätigen. Clever: Um zu verhindern, dass Minderjährige die Smartphones ihrer Eltern missbrauchen, ist eine zusätzliche Authentifizierung per Gesichtserkennung oder Fingerabdruck notwendig.

Besonders interessant ist das in der Cartera Digital Beta integrierte Token-System. Jeder Nutzer erhält pro Monat 30 digitale Token, die „Porno-Tokens“. Diese können jeweils bis zu zehn Mal auf der gleichen Website eingelöst werden. Sind alle Token aufgebraucht, können über die App neue Token angefordert werden.

Dieses System hat mehrere Vorteile, denn:

  • Es schützt die Privatsphäre der Nutzer, da keine persönlichen Daten an die Pornoseiten weitergegeben werden.
  • Die Websites erfahren lediglich, dass der Nutzer volljährig ist.
  • Langfristige Nutzerprofile werden vermieden, da die Token regelmäßig erneuert werden.

Mehr als Jugendschutz: Konsum soll reduziert werden

Die spanische Regierung verfolgt mit dem digitalen Identitätsnachweis nicht nur das Ziel des Jugendschutzes. Es geht mit dem Porno-Ausweis auch darum, den Konsum pornografischer Inhalte insgesamt zu reduzieren. Die Token-Barriere soll die Nutzer zu einem bewussteren Umgang mit ihrem Medienkonsum anregen. Dies berichtet Politico in einem aktuellen Artikel.

Der Porno-Ausweis: Wird der digitale Alters- und Identitätsnachweis bald europaweit eingeführt?
Wird der digitale Alters- und Identitätsnachweis bald europaweit eingeführt?

Ein weiterer cleverer Nebeneffekt: Da die Websites die Inhalte nicht mehr an individuelle Vorlieben anpassen können, sinkt möglicherweise die Suchtgefahr. Auch die Nutzungsdauer könnte sinken.

Kommt der Porno-Ausweis bald nach Deutschland?

Was in Spanien Realität wird, könnte bald auch in anderen europäischen Ländern Schule machen. Ab Oktober 2027 soll ein EU-Gesetz in Kraft treten, das Websites verpflichtet, Minderjährigen den Zugang zu pornografischen Inhalten zu verwehren.

Möglicherweise wird dann ein ähnliches System wie in Spanien eingeführt – allerdings auf Basis des EU-Standards eIDAS2. Dieser soll digitale Identitäten europaweit vereinheitlichen und die Sicherheit erhöhen.

Der spanische Vorstoß ist mutig und zugleich innovativ. Der Porno-Ausweis könnte ein wirksames Instrument zur Verbesserung des Jugendschutzes im Internet sein. Gleichzeitig trägt das System dem Datenschutz Rechnung und fördert einen bewussteren Umgang mit pornografischen Inhalten.

Ob und wann dieses Modell auch in Deutschland eingeführt wird, bleibt abzuwarten. Aber eines ist sicher: Der spanische Ansatz wird aufmerksam beobachtet werden. Er könnte wegweisend für den künftigen Umgang mit sensiblen Online-Inhalten in ganz Europa sein.

Sunny

Über

Sunny schreibt seit 2019 für die Tarnkappe. Er verfasst die wöchentlichen Lesetipps und berichtet am liebsten über Themen wie Datenschutz, Hacking und Netzpolitik. Aber auch in unserer monatlichen Glosse, in Interviews und in „Unter dem Radar“ - dem Podcast von Tarnkappe.info - ist er regelmäßig zu hören.