say goodbye, Untergang
say goodbye, Untergang
Bildquelle: Kristopher Roller, Lizenz

Anonyme Kryptobörse Deribit um 28 Millionen US-Dollar erleichtert

Im Telegram Kanal von Deribit geht die Post ab! Gestern gab man zu, dass Unbekannte ihre Hot Wallet um 28 Millionen USD erleichtert haben.

Die anonym geführte Online-Börse für Kryptowährungen und Derivate, Deribit, gab am 1. November via Twitter bekannt, dass sie gehackt wurden. Nach einem erfolgreichen Eindringen der Hacker konnten die Täter der Hot-Wallet ein Vermögen im Wert von 28 Millionen US-Dollar entnehmen. Ferner schrieb man, das Unternehmen habe alle Abhebungen der Kunden gestoppt, bis die Untersuchungen abgeschlossen seien.

Ein Impressum sucht man auf der Hauptseite vergebens. Laut dem seriösen News-Portal BTC-Echo handelt es sich dabei um eine Kryptobörse, deren Eigentümer in den Niederlanden wohnen. Den offiziellen Sitz hat man offshore, nach Panama verlegt.

Deribit ohne Impressum, alles anonym

Dieser Umstand hat bei unserer gestrigen Presseanfrage für erhebliche Probleme gesorgt. Es gibt keinen offiziellen Ansprechpartner und auch keine Agentur für Pressekontakte. Als einziges Medium steht allen Anfragenden lediglich eine Gruppe bei Telegram und die Präsenz bei LinkedIn zur Verfügung.

Deribit ist alles andere als ein kleines Licht. Die Krypto-Börse nimmt laut einer Vergleichsliste am Futures-Markt Platz sechs ein. Man zählt dabei „Open Interest„, also die Anzahl der offenen oder ausstehenden Derivat-Kontrakte für einen bestimmten Markt.

Nachdem endlich klar war, wer von den Mitarbeitern für meine Anfrage zuständig war, erhielten wir Stunden später eine wenig aussagekräftige Pressmitteilung, die wir uns auch gut hätten schenken können. Zwischenzeitlich haben sich gleich mehrere Personen von Deribit um mich gekümmert, weil ich sie mit ständigen privaten Nachrichten bei Telegram bombardiert habe.

Alles sicher, wie im Geldspeicher von Dagobert Duck?

Laut der Ankündigung des Unternehmens seien angeblich trotz des Hacks alle Kundengelder sicher und der Verlust durch Rücklagen des Unternehmens gedeckt. Ferner steht dort im O.-Ton:

Client assets, Fireblocks or any of the cold storage addresses are not affected. It’s company procedure to keep 99% of our user funds in cold storage to limit the impact of these type of events. The hack is isolated & quarantined to our BTC, ETH and USDC hot wallets. (…)

We are performing ongoing security checks and have to halt withdrawals including third-party custodians Copper Clearloop and Cobo until we are confident all is safe to re-open. Deposits already sent will still be processed and after the required number of confirmations, they will be credited to accounts. We have raised the minimum number of confirmations for the moment causing a delay in crediting funds. Until we open wallets again we request you not to send new deposits.

Pressemitteilung des Unternehmens, die wir per Telegram erhielten.

Der Versicherungsfonds ist laut Deribit nicht vom Hack betroffen, der Verlust soll aus den Rücklagen des Unternehmens beglichen werden. Derweil versucht man die Anleger zu beruhigen. Deribit bleibe „in einer finanziell gesunden Position“, heißt es dort.

Deribit bleibt finanziell stabil bei derart großen Verlusten?

Der laufende Betrieb werde nicht beeinträchtigt. Aber gut, derartige Aussagen haben Kunden von Krypto-Börsen nach dem Eindringen von Cyberkriminellen schon häufiger gelesen. Ob sich das in dieser Form bewahrheitet, wird sich erst in den nächsten Tagen bzw. Wochen herausstellen.

Deribit
Der Support konnte einem bei den vielen Fragen schon fast leid tun. Screenshot der Deribit-Gruppe auf Telegram.

Mitarbeiter Luuk S. (den vollen Namen hält man verborgen) teilte uns gestern Abend ein Update zum Sicherheitsvorfall mit. So habe man Abhebungen über Drittanbieter wie Copper Clearloop und Cobo wieder aktiviert.

deribit @ twitter
Screenshot (Ausschnitt) der öffentlichen Gruppe von Deribit bei Telegram.

Wie es aussehen soll, bemüht sich Deribit aktiv darum, den Vorfall aufzuklären, für Normalität zu sorgen und die Sorgen und Nöte der Anleger zu beruhigen. Viele Kunden schlugen gestern bei Telegram auf, um nachzufragen, was denn überhaupt passiert ist. In der Zwischenzeit haben zahlreiche englischsprachige Krypto-Newsportale über den Vorfall berichtet, was für jede Menge Unruhe gesorgt hat.

Bei weiteren interessanten Updates informieren wir euch gerne bei uns im Forum.

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Früher brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert. In seiner Freizeit geht er am liebsten mit seinem Hund spazieren.