Bitcoin schwächelt
Bitcoin schwächelt
Bildquelle: ChatGPT

Wenn der Bitcoin schwächelt und ein zweiter Markt im Schatten wächst

Während in den letzten Wochen der Bitcoin schwächelte, haben Coins mit dem Fokus auf Privatsphäre profitiert. Was ist passiert?

Der Kursrückgang beim Bitcoin zeigt, wie schnell ein Markt kippen kann, wenn die Erwartungen zu lange auf Hoffnungen und Illusionen aufgebaut wurden. Politische Signale und ETF-Ströme drückten die Kurse mehrerer Kryptowährungen über Wochen hinweg. Jetzt ziehen institutionelle Anleger Kapital ab. Es gibt mangels Vertrauen keine frischen Zuflüsse und die Bewegung fällt auf das zurück, was übrig ist. Der Bitcoin schwächelt und zieht viele andere Coins mit in den Abgrund.

Ein Bitcoin-Wal (Großanleger) der ersten Generation verkaufte seit Ende Oktober 11.000 BTC im Wert von 1,3 Milliarden US-Dollar, das drückte den Kurs ungemein. Während der sichtbare Markt an Höhe verlor, rücken Netzwerke in den Vordergrund, die auf Privatsphäre setzen oder sie optional anbieten. Nicht lautstark und nicht als Trend, sondern als Gegenentwurf im Verborgenen zu einem Umfeld, das inzwischen fast vollständig auf Überwachung ausgerichtet ist.

Netzwerke, die ihre ursprünglichen Eigenschaften bewahrt haben

Der Monero und Zcash gehören zu den wenigen Projekten, die Privatsphäre nicht als optional betrachten, sondern als Kern ihres Designs. Ring-Signaturen, Stealth-Adressen und Zero-Knowledge-Verfahren sorgen bis heute dafür, dass Sender, Empfänger und Beträge geschützt bleiben.

In Europa hat man diese Systeme leider seit Anfang 2024 aus dem regulierten Handel gedrängt. Nicht wegen technischer Mängel oder geringer Nachfrage, sondern weil die Aufsichtsbehörden keinen Umgang mit Modellen suchen, in denen Transaktionen grundsätzlich nicht offenlegt. Die Entscheidungen der Handelsplätze fielen schrittweise und ohne große Aufmerksamkeit zu erregen.

Der Litecoin bewegt sich seit dem MimbleWimble-Upgrade in eine Art Zwischenzone. MWEB (MimbleWimble Extension Block) ermöglicht diskretere Transfers, ohne das Netzwerk dadurch direkt zu einem Privacy-Coin zu machen. Viele Anleger wählen genau diese Option, da sie nicht wollen, dass sie oder ihre Transfers publik werden können.

Mullvad

Ein Regulierungsrahmen, der keine Privatsphäre vorsieht

MiCA ordnet die europäischen Kryptomärkte neu. Das ist die Abkürzung für „Markets in Crypto-Assets Regulation“. Das ist eine EU-Verordnung, die einen einheitlichen Regulierungsrahmen für Kryptowerte in der Europäischen Union schaffen soll. Das Regelwerk teilt digitale Vermögenswerte in feste Kategorien ein und schreibt vor, wie Anbieter diese prüfen, dokumentieren und melden müssen. Der Schwerpunkt liegt auf der lückenlosen Rückverfolgbarkeit. Systeme, die diese Anforderungen nicht erfüllen, verlieren ihren Platz im regulierten Bereich und agieren dann in der Grauzone. Das kann für die Kryptowährungen an den Handelsplätzen sehr schnell das Aus bedeuten.

Die neue Anti-Geldwäsche-Verordnung setzt diese Linie fort. Privacy-Coins sollen ab 2027 nicht mehr gehandelt werden dürfen. Die Online-Handelsplätze dürfen sie dann weder aufführen noch für ihre Kunden verwahren.

Überweisungen ab 1.000 Euro werden identitätspflichtig. Die Travel Rule erweitert diese Vorgabe international und macht alle relevanten Daten für die Behörden abrufbar. Der regulierte Markt orientiert sich somit nicht an technischer Vielfalt, sondern zum Wohl der Behörden an vollständiger Sichtbarkeit.

Privacy Coins wie Monero bieten erhöhte Anonymität. Hier symbolisiert durch eine mittelalterliche Wache.
Privacy Coins wie der Monero bieten erhöhte Anonymität | Bildquelle: Midjourney.

Der digitale Euro ist die logische Ergänzung der Überwachung

Parallel dazu wächst das Projekt eines digitalen Euro. Er ist programmierbar und man wird ihn vollständig in die bestehenden Kontrollstrukturen der EU integrieren. Die Idee orientiert sich nicht am Bargeld, sondern soll auch vollständig nachvollziehbar sein. Damit ist klar, dass wie man den Markt regulieren will.

Online-Handelsplätze haben frühzeitig Fakten geschaffen

Die meisten großen Börsen haben Privacy-Coins bereits aus dem Angebot genommen. Binance, Kraken, Huobi, OKX und andere europäische Plattformen reagierten lange vor Inkrafttreten des MiCA. Nationale Vorgaben, Banken als Partner und interne Risikoanalysen sorgten dafür, dass Privacy-Coins aus dem öffentlichen Blickfeld verschwanden.

Auch der Litecoin geriet nach dem MWEB-Upgrade unter Druck. Einige Anbieter schränkten die Funktion ein. Bereits die optionale Privatsphäre ist ausreichend, um mögliche Konflikte mit den Finanzaufsichtsbehörden zu vermeiden. Der Markt hat sich also an die Regeln angepasst, bevor diese verpflichtend wurden.

Nahaufnahme eines im Sinken begriffenen Bitcoin.
Nahaufnahme eines Bitcoin im Sinkflug.

Sachsen nutzt KI zur Analyse von Kryptodaten

Dazu nutzt das Bundesland Sachsen eine KI-gestützte Software, die man in Zusammenarbeit mit der Hochschule Mittweida entwickelt hat. Die Software wertet Blockchain-Daten aus, kombiniert sie mit Börseninformationen und identifiziert Auffälligkeiten, die auf nicht gemeldete Gewinne hinweisen. Weitere Medien berichten, dass diese neuartige Technologie bereits im Einsatz ist und nicht nur getestet wird.

Das Fachmagazin EUCrim sieht darin einen Teil eines europaweiten Trends, in dem die Blockchain-Forensik zu einem regulären Werkzeug wird. Die Analyse arbeitet mit Graphmodellen (mathematische Modelle), Heuristiken (Denkstrategien) und Taint-Tracking (Sicherheitsmethode). Öffentliche Blockchains bleiben damit nicht nur transparent, sondern sie werden dadurch auch vollständig auswertbar.

bitcoin, bitcoin-halving

Die Selbstverwahrung ist die einzig logische und sinnvolle Konsequenz

Mit den fortschreitenden Einschränkungen verlagert sich ein Teil des Handels in die Selbstverwahrung der Nutzer. Peer-to-Peer-Transfers, dezentrale Krypto-Börsen und unabhängige Wallets gewinnen endlich wieder an Bedeutung, da sie nicht denselben Vorgaben unterliegen.

Es bleibt also nur, seine Coins wieder selbst zu verwahren. Entweder als Paper-Wallet in einem Schließfach bei einem Goldhändler oder auf einem Hardware-Wallet eines der inzwischen unzähligen Anbieter. Ich bleibe bei meinem Ledger Nano Plus. Er ist zwar nicht der neueste, coolste und beste Gadget auf dem Markt. Aber es unterstützt Monero und die Feather-Wallet, was für mich persönlich essenziell ist.

Ein Markt, der sich in zwei Räume teilt

Europa formt einen zweigeteilten Kryptomarkt. Einerseits gibt es einen regulierten Bereich, der vollständig transparent ist und institutionelle Strukturen akzeptiert. Der andere ist unreguliert, bietet Privatsphäre, dafür aber weniger Komfort und Reichweite.

Egal ob der Bitcoin schwächelt, er bewegt sich weiter in den regulierten Teil hinein. Die im Hintergrund weiterentwickelten Netzwerke füllen den Raum, den der regulierte Markt bewusst offen lässt. Am Ende entscheidet nicht die Technik, sondern der Nutzer, was er einsetzt. Digitale Werte sind erst vollständig, wenn der Nutzer bestimmen kann, was man anhand der Blockchain über ihn in Erfahrung bringen kann.

Fazit: der Bitcoin schwächelt, die Privacy Coins profitieren

Nur weil Behörden einen Markt regulieren wollen, heißt das nicht, dass sie es schaffen werden. Über dezentrale Börsen, die absichtlich außerhalb des Einflusses der EU liegen, kann man weiterhin seine Coins wechseln. Auch unterstützen die meisten Krypto-Automaten weiterhin den direkten Kauf von Privacy Coins. Die ATMs stehen aber aufgrund der Regulierung mit wenigen Ausnahmen nicht mehr innerhalb Deutschlands. Ob der Bitcoin weiterhin schwächelt, wird man freilich abwarten müssen.