Wegen der Unterschlagung von umgerechnet 5,68 Milliarden Euro wurde kürzlich Zhimin Qian zu 11 Jahren und 8 Monaten Haft verurteilt.
Nach fast fünf Jahren Flucht und der umfangreichsten Geldwäscheermittlung Großbritanniens konnte man Zhimin Qian, auch bekannt als Yadi Zhang, im April letzten Jahres verhaften. Die Betrügerin, die mehr als 128.000 Menschen um insgesamt 60.000 Bitcoin gebracht hat, bezeichnete sich in der Öffentlichkeit selbst gerne als die „Göttin des Reichtums„. Damit und dem Betrug ist es jetzt vorbei.
Zhimin Qian hatte sich 61.000 Bitcoin ergaunert
Qian zwang ihre Mitarbeiter strenge Vertraulichkeitsvereinbarungen zu unterzeichnen, während sie sich in gemieteten Häusern oder Wohnungen von Airbnb aufhielt, um ihrer Entdeckung durch die englischen Strafermittlungsbehörden zu entgehen.
Kameraaufnahmen der Polizei zeigen Zhimin Qian, wie sie fassungslos im Bett saß, als Polizeibeamte am 22. April letzten Jahres die Schlafzimmertür einer gemieteten Wohnung in einem Vorort von York eintrat. Qian war vorher geflohen, als Mitarbeiter der Polizei bei einer Razzia in ihrem gemieteten 5-Millionen-Pfund-Haus neben Hampstead Heath mehr als 61.000 Bitcoin beschlagnahmt hatten. Das war laut Sky News die mit Abstand größte Beschlagnahmung einer Kryptowährung in der Geschichte des Landes Großbritannien.
Das Ausmaß der Geldwäsche war beispiellos
Zhimin Qian, die nach einem riesigen Investitions-Betrug aus China floh und 2017 mit einem gefälschten Pass aus St. Kitts und Nevis unter dem Namen Yadi Zhang in Großbritannien angekommen war, bekannte sich vor dem Southwark Crown Court in zwei Fällen der Geldwäsche für schuldig. Man verurteilte sie zu einer Haftstrafe von elf Jahren und acht Monaten. Richterin Sally-Ann Hales KC war zu der Ansicht gekommen, dass sie die Drahtzieherin dieser Verbrechen war. Die Richterin sagte ihr: „Das Ausmaß Ihrer Geldwäsche ist beispiellos. Ihr Motiv war reine Gier.“
Die „Göttin des Reichtums“ betrog in 3 Jahren 128.000 Chinesen
Die Polizei sagte vor Gericht, Qian habe sich selbst als „Göttin des Reichtums“ bezeichnet und kaiserliche Roben getragen. Ihre Verkaufsteams versprachen Interessenten auf Konferenzen in chinesischen Luxushotels eine Rendite in Höhe von 300 %. Damit warb sie für ein „Britain Nice Life Insurance“-Programm. Die chinesische Polizei suchte Qian bereits wegen zwei anderer Betrugsfälle, als sie zwischen 2014 und 2017 einen gigantischen Investitionsbetrug inszenierte und mehr als 128.000 Opfer aus allen Provinzen um 40 Milliarden Yuan, umgerechnet rund 4,6 Milliarden Britische Pfund, betrog.
Tatverdächtige floh mit einem Moped aus China
Mehr als 80 Mittäter hat man wegen dieses Betrugs verurteilt. Doch Qian wandelte einen Teil der Erlöse in mehr als 70.000 Bitcoin um und floh, indem sie mit einem Moped die Grenze nach Myanmar überquerte. Doch ihr endgültiges Ziel war im September 2017 der Flughafen von Heathrow. Sie rekrutierte in Großbritannien Jian Wen, die ihren Job in einem chinesischen Imbiss im Süden Londons aufgegeben hatte. Die beiden Frauen zogen in ein 5 Millionen Pfund teures Haus neben Hampstead Heath, das sie für 17.000 Pfund im Monat mieteten. Sie gaben sich als Chefinnen eines internationalen Schmuckunternehmens aus. In den folgenden Monaten gaben sie viel Geld für Schmuck, Kleidung und teure Autos aus.
Qians Notizen über ihre Zukunftspläne fielen in die Hände der Polizei. Demnach wollte sie gerne einen königlichen Herzog treffen und hoffte allen Ernstes, dass der Dalai Lama sie zur wiedergeborenen Göttin salben würde. Außerdem träumte sie davon, als Königin über die freie Republik Liberland zu herrschen. Dies ist eine nicht anerkannte Mikronation auf der kroatischen Seite der Donau. Die Frauen gerieten jedoch ins Visier der Polizei, als sie versuchten, eine 24 Millionen Pfund Sterling teure Villa mit sieben Schlafzimmern und Swimmingpool in Hampstead zu kaufen, wobei sie mehr als 800.000 Pfund aus Bitcoin-Erlösen einsetzten.
2018 glaubt die Polizei noch, Zhimin Qian sei ins Ausland geflohen
Im Oktober 2018 durchsuchten Polizisten ihre Wohnung in Abwesenheit. Sie beschlagnahmten 300.000 Pfund in bar und Schecks sowie Smartphones und Laptops. Außerdem fanden sie eine handgezeichnete „Schatzkarte”, die von Harrods zu einem Schließfach führte, in dem sich weitere Geräte befanden. Als die Ermittler schließlich auf die darauf gespeicherten Kryptowährungs-Wallets zugreifen konnten, dachten sie, jemand hätte die Dezimalstelle falsch gesetzt.
Die 61.279 Bitcoin besaßen damals einen Wert von 1,4 Milliarden Britische Pfund. Ihr Wert ist inzwischen auf über 5 Milliarden Britische Pfund gestiegen. Damit handelt es sich um die größte Beschlagnahmung einer Kryptowährung in Großbritannien und bis vor kurzem auch weltweit. Die Polizei glaubte im Jahr 2018 noch, dass Zhimin Qian das Land verlassen hatte. Aber kurz bevor ihre Helfershelferin Jian Wen im März letzten Jahres wegen Geldwäsche für schuldig befunden wurde, entdeckte Detective Constable Joe Ryan Aktivitäten auf einer Kryptowährungsbörse von einem Wallet, das mit Qian in Verbindung stand. Die Wallet hatte seit 2019 niemand mehr angetastet.
Die Daten der Krypto-Handelsbörse lieferte Details zum Kontoinhaber Seng Hok Ling. Dies ist ein malaysischer Staatsbürger, der 2015 in Hong Kong wegen Betrugs verurteilt worden war und in Matlock, Derbyshire, lebte. Ausgehend von der Theorie, dass er möglicherweise mit Qian in Kontakt stand, intensivierten die Ermittler die Fahndung, die sie durch ganz Großbritannien führte, bevor sie sie schließlich in einem Einfamilienhaus in einem Vorort von York identifizierten.
Mitarbeiter verpflichteten sich zur Verschwiegenheit
Ein Hauptbuch und Passwörter, die in einer speziell angefertigten versteckten Tasche in der Jogginghose, die sie trug, eingenäht waren, führten die Ermittler während der Durchsuchung zu Bitcoin und anderen Kryptowährungen im Wert von rund 67 Millionen Britischen Pfund. Ling hatte der Tatverdächtigen zur Flucht verholfen und für sie die Luxuswohnung angemietet. Dazu kam ein Haus in Glasgow und ein abgelegenes Bauernhaus in der Nähe von Loch Tay in den schottischen Highlands.
Zhimin Qian beschäftigte eine wechselnde Gruppe von Köchen, Fahrern und weiterem Sicherheitspersonal. Diese hielten sie für eine reiche Einsiedlerin. Keiner der Mitarbeiter durfte während der Arbeitszeit Fotos machen oder später irgendwelche Details preisgeben. Wer nachweislich gegen den Vertrag verstoßen hätte, musste mit einer Geldstrafe in Höhe von 30.000 US-Dollar rechnen, zu der sie sich vertraglich verpflichtet hatten. Dafür war ihr Stundenlohn sehr lukrativ.
Betrugsopfer von Zhimin Qian wollen Großbritannien verklagen
Während der Ermittlungen untersuchte die englische Polizei sogar die Betrugsfälle in China und befragte Augenzeugen. Qians Mittäter sind alle schon verurteilt worden. Während ihrer Flucht lebte sie sehr zurückgezogen. Das beschlagnahmte Vermögen, was sich aufgrund der erheblichen Kurssteigerung des Bitcoin vervielfacht hat, steht nun im Mittelpunkt eines Rechtsstreits vor dem High Court zwischen der britischen Regierung und Tausenden chinesischen Opfern.
Diese wollen nicht nur die Summe haben, um die man sie betrogen hat. Sie verlangen die Gesamtsumme insgesamt der Wertsteigerung der Kryptowährung. Da die britische Regierung aber die beschlagnahmten Bitcoin am liebsten für sich behalten will, bahnt sich ein juristischer Konflikt mit den Betrogenen in China um die Milliarden an.




















