Nach Angaben des Pay-TV-Anbieters Movistar Plus+ schaut sich fast die Hälfte der spanischen Fußballzuschauer die Spiele illegal an.
Der in Spanien führende Pay-TV-Anbieter Movistar Plus+ hat dort 45% des Marktanteils inne. Es ist eine Tochter von Telefónica. Das Unternehmen schätzt, dass fast die Hälfte der spanischen Fußballfans auf illegale Kanäle zugreifen, wenn sie sich die Ligaspiele anschauen. Man warnt davor, dass die Piraterie mittlerweile „sozial akzeptiert” wird. Da das Unternehmen dadurch enorme Umsatzeinbußen hat, fordert man strengere Gesetze zum Schutz der Sportrechte.
43 % der Fußballfans untergraben das Geschäftsmodell
Movistar Plus+ Geschäftsführer Daniel Domenjó erklärte gegenüber den spanischen Medien, dass 43 % der Fußballfans im Land Live-Spiele illegal verfolgen und damit das Wirtschaftsmodell untergraben. Dieses habe bislang die Premium-Sportberichterstattung aufrecht erhalten. Domenjó sagte, der derzeitige Rechtsrahmen sei zu schwach, um abschreckend zu wirken. Er forderte die Regierung auf, die Gesetzgebung gegen Online-Piraterie zu verschärfen. Wahrscheinlich fordert er Strafen auch für die Nutzer illegaler Dienste, so wie sie in Dänemark geplant sind. Dazu passt seine Aussage: „Die wichtigsten Akteure sind sich einig: Es muss Gesetze zum Schutz der Sportübertragungsrechte geben.“
Bei einer kürzlich in Madrid abgehaltenen Veranstaltung sagte Domenjó, wenn illegales Fernsehen zunehmend normal sei, dann wäre dies vor allem ein kulturelles Problem. Dies normalisiere laut seiner Einschätzung den Diebstahl von Inhalten und untergräbt somit den Wert von Medienrechten.
Steigende Kosten bei einem Anstieg der Online-Piraterie
Der Geschäftsführer wies auch auf die steigenden Kosten für die Übertragungsrechte hin. Laut Domenjó seien die Verhandlungen in diesem Bereich „eine Klasse für sich“. Telefónica, die Muttergesellschaft von Movistar Plus+, befindet sich derzeit in Verhandlungen über die Rechte an mehreren Wettbewerben. Der CEO hob zudem die starke Abhängigkeit seines Unternehmens vom Sport hervor.
Movistar Plus+, das über wichtige Übertragungsrechte für LaLiga- und UEFA-Wettbewerbe verfügt, befindet sich in Gesprächen mit Fußballverbänden. Man will künftig gemeinsam verstärkt gegen Online-Piraten vorgehen. Der Betreiber möchte sein Angebot auch über Live-Spiele hinaus erweitern. Man möchte mehr Dokumentationen und sportbezogene Unterhaltungsprogramme entwickeln, um die Abhängigkeit von den Spielrechten zu verringern. Der spanischen Presse sagte der CEO von Movistar, sie müssten finanziell gesehen dazu in der Lage sein, neue Formate zu entwickeln, die das Talent von Sportlern wie Rafa Nadal (Tennis) oder Pau Gasol (Basketball) auch nach ihrer Karriere präsentieren.
Der Kampf von Movistar Plus+ gegen die Windmühlen geht weiter
Das Unternehmen sagt, dass seine Ergebnisse das Ausmaß der Herausforderung für Rechteinhaber und Sender verdeutlichen, da illegale IPTV-Dienste trotz der Bemühungen zur Durchsetzung weiterhin florieren. Movistar Plus+ hat sich den Forderungen der LaLiga nach einer koordinierten Bekämpfung der Piraterie auf den digitalen Plattformen Spaniens angeschlossen. Es gab bereits Durchsuchungen von Online-Piraten, die man in Zusammenarbeit mit der 1. Fußball-Liga Spaniens und den dortigen Strafermittlungsbehörden durchgeführt hat.
Wie man auf den Anteil der illegalen Zuschauer in Höhe von 43 Prozent gekommen ist, führt das Unternehmen leider nicht aus. Auch hat die Geschäftsführung von Movistar offenbar noch immer nicht erkannt, dass man bei der Piraterieverfolgung die Symptome und nicht die Ursachen bekämpft. Vielen Menschen sind die Preise für ein Live-Sport-Streaming-Abonnement schlichtweg zu hoch. Und das trifft neben Spanien übrigens auch auf das deutsche Publikum zu.