Der Streaming-Gigant Streameast verfügte über 80 Domains und konnte 2024 mit Live-Sport-Events über 1,6 Milliarde Besuche vorweisen.
Streameast, ein in Ägypten beheimatetes Piraterie-Netzwerk bestehend aus unzähligen Webseiten, ist dicht. Gestern gab die Alliance for Creativity and Entertainment (ACE) bekannt, man habe den Online-Dienst in Zusammenarbeit mit den ägyptischen Behörden geschlossen. Nach Angaben der ACE verzeichneten die Websites gemeinsam monatlich mehr als 136 Millionen Besuche. Alle betroffenen Portale leiten die Besucher jetzt zur Website „Watch Legally“ der ACE weiter. Bei manchen steht weiterhin die Mitteilung, dass die Domain von Homeland Security beschlagnahmt wurde.
Büros von Streameast durchsucht, mehrere Festnahmen
Nach Medienberichten durchsuchten kürzlich ägyptische Strafverfolgungsbeamte die Büros von Streameast und beschlagnahmten jede Menge Hardware. Darunter drei Laptops und vier Smartphones, die man für den Betrieb der Websites verwendet hat. Bei der Beschlagnahmung fand man nach Angaben der ACE 10 VISA-Kreditkarten mit einem Gesamtwert von etwa 123.000 US-Dollar und etwa 200.000 US-Dollar in Form von Krypto-Wallets. Die Behörden stellten außerdem fest, dass die Betreiber eine Briefkastenfirma in den Vereinigten Arabischen Emiraten gegründet hatten, um die Werbeeinnahmen ihrer Websites zu kanalisieren.
Die Schließung von Steameast erfolgte nach Untersuchungen, die von Juli 2024 bis Juni 2025 durchgeführt wurden. Ende letzten Monats hat man zwei Männer in El-Sheikh Zaid in der ägyptischen Provinz Gizeh wegen des Verdachts auf gewerbliche Urheberrechtsverletzungen festgenommen und inhaftiert. Das illegale Streaming-Angebot lief aber noch bis gestern weiter.
Streams aller populären Sportarten im Angebot
Streameast und die damit verbundenen Websites boten ihren Nutzern illegalen Zugang zu sportspezifischen Piraterieseiten für amerikanische Sportarte. Dazu gehörten Live-Events der NFL, NBA, NHL, Major League Baseball und Major League Soccer. Dazu kamen nicht autorisierte Bezahl-Seiten für Boxkämpfe, Mixed Martial Arts und Motorsportarten wie Formel 1 und MotoGP. Darüber hinaus ermöglichten die Piraterieseiten den unbefugten Zugriff auf Live-Streams der europäischen Top-Fußballligen. Man zeigte Spiele der englische Premier League, der spanischen La Liga, der italienischen Serie A, der deutschen Bundesliga, der französischen Ligue 1 und der portugiesischen Primeira Liga. Dazu kamen Übertragungen von UEFA-Klubwettbewerben (u. a. Champions League, Europa League und Europa Conference League) und internationale Qualifikationsspiele für die FIFA-Weltmeisterschaft, der UEFA-Europameisterschaft, UEFA Nations League und der CONMEBOL Copa América. Gesendet wurde alles, was die Masse der Zuschauer interessiert. Die meisten Zuschauer der illegalen Online-Dienste stammten aus den USA, Kanada, Großbritannien, den Philippinen und last, but not least aus Deutschland.
Die ACE jubelt, doch wird der Erfolg von langer Dauer sein?
„Heute hat die ACE durch die Schließung der weltweit größten illegalen Live-Sportplattform einen durchschlagenden Sieg im Kampf gegen die Aufdeckung, Abschreckung und Zerschlagung krimineller Akteure der digitalen Piraterie errungen“, schrieb Charles Rivkin, Vorsitzender der ACE und der MPA, in einer Stellungnahme. „Mit dieser wegweisenden Maßnahme haben wir weitere Punkte für Sportligen, Unterhaltungsunternehmen und Fans weltweit erzielt – und unsere globale Allianz wird so lange auf dem Spielfeld bleiben, wie es nötig ist, um die größten Piraterie-Ringe weltweit zu identifizieren und zu bekämpfen.“
Streameast hat den Sport auf allen Ebenen geschädigt
„Die Zerschlagung von Streameast ist ein großer Sieg für alle, die in das Live-Sport-Ökosystem investieren und sich darauf verlassen“. Dies erklärte Ed McCarthy, COO der DAZN Group, in einer Stellungnahme. „Diese kriminelle Organisation hat den Sport auf allen Ebenen geschädigt und Fans auf der ganzen Welt gefährdet. Wir loben die ägyptischen Behörden und ACE für ihre Maßnahmen zur Zerschlagung der weltweit größten illegalen Sport-Streaming-Organisation.“ Stellt sich nur die Frage, wie lange man den Sieg noch feiern kann!?? Einerseits gab es auch vor der Razzia schon diverse Klone von Streameast, die vom Ruhm der Seite profitieren wollten.
Was muss passieren, damit wieder mehr Menschen legale Angebote in Anspruch nehmen?
Andererseits werden die Webseiten anderer illegaler Konkurrenten nicht lange auf sich warten lassen, um die entstandene Lücke zu füllen. Fakt ist, der legale Zugang zu großen Sportevents ist wirklich teuer. Viele können oder wollen sich das nicht mehr leisten, weswegen sie nach rechtswidrigen Alternativen Ausschau halten. Natürlich begeben sie sich dadurch in Gefahr, bei Bezahlangeboten strafrechtliche Konsequenzen zu riskieren. Auch ist beim Streaming ihre Hardware bedroht, von Malware infiziert zu werden. Doch vielen erscheint das immer noch das kleinere Übel zu sein. Sie sind es leid, derart hohe Gebühren für den legalen Zugang zu bezahlen.
Wie sehr ihr das? Was muss unter dem Strich passieren, damit mehr Sportfans legale Angebote in Anspruch nehmen? Hinterlasst uns bitte eure Meinung in unserem Forum.