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Bildquelle: siriusmt2.to

siriusmt2.to: illegaler Metin2-Server bleibt trotz Anklage online

Am Freitag wurde Anklage gegen drei mutmaßliche Betreiber des Metin2 Servers siriusmt2.to erhoben. Ihre Enttarnung dauerte ganze fünf Jahre.

Das Gaming-Portal siriusmt2.to ist weiterhin erreichbar, obwohl die Dresdner Staatsanwaltschaft vergangenen Freitag die drei mutmaßlichen Betreiber wegen gewerbsmäßig begangenen Urheberrechtsverletzungen angeklagt hat. Das ist ganz schön dreist. Oder dumm, je nachdem.

Das Piratenschiff siriusmt2.to segelt einfach weiter

Das orientalisch angehauchte Online-Rollenspiel Metin2 stammt ursprünglich von der südkoreanischen Softwareschmiede Ymir Entertainment Co. Ltd. In zahlreichen Ländern wie Deutschland vertreibt hingegen Gameforge exklusiv das MMORPG.

Doch es gibt bekanntlich nicht nur die offiziellen Server von Gameforge. Da der Quellcode bekannt ist, nutzen diverse Gamer stattdessen illegale Server, weil es dort günstiger ist, digitale Gadgets einzukaufen. Gerüchte besagen, es soll Hackern im Jahr 2013 gelungen sein, eine etwas ältere Version des Codes von den Servern des Herstellers zu kopieren. Später brachten Unbekannte den Quellcode illegal in Umlauf. Bei siriusmt2.to bietet man zudem Updates aus dem Jahr 2014 an.

Auch wenn das Spiel schon ein wenig gealtert ist, so werden noch immer Millionen Fans weltweit auf ihrem Bildschirm zu einem Ninja, Wolfswesen, Schamanen oder einem Magier. Die Website von siriusmt2.to stellt einen weiteren Metin2-Klon dar, hinter dem drei Personen stecken sollen. Eine 37-jährige Frau und ein 50-jähriger Mann aus der sächsischen Kreisstadt Meißen wurden kürzlich zusammen mit einem Verdächtigen aus Duisburg (NRW) angeklagt.

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450.000 Euro in fast fünf Jahren umgesetzt?

Mit ihrer unerlaubten Kopie des Online-Rollenspiels sollen sie nach Angaben der Staatsanwaltschaft Dresden in fast fünf Jahren mehr als 450.000 Euro verdient haben. Die bei siriusmt2.to eingeloggten Spieler bezahlten die Verdächtigen und nicht Gameforge für den Erwerb von Ausrüstungen, Charakteren und Waffen. An den Ermittlungen waren laut dem Newsportal tag24.de Mitarbeiter des Cybercrime Competence Center Sachsen (SN4C) beteiligt. Henryk Hohenlohe, Chef des sächsischen Cybercrime-Kompetenzzentrums und sein Team brauchten rund fünf Jahre, um die Identität der Täter ausfindig zu machen.

Die Ermittler folgten der Spur des Geldes

Namentlich nicht näher genannte sächsische Behörden erhielten 2017 erste Hinweise auf die Hintermänner des Metin2-Klons. So folgte man der Spur des Geldes in einem deutschlandweiten Geldwäsche-Großverfahren, was über den Zahlungsdienstleister Paysafe lief.

Die Tarnung der Kriminellen gilt als ausgeklügelt. Laut Impressum läuft die Website bis heute über die Briefkastenfirma Sirius MT2 in Panama. Das Spiel hingegen lief auf einem Server in der Schweiz. Doch letzten Endes mussten die drei deutschen Betreiber irgendwie an ihre Gewinne kommen, was sie offenkundig verraten hat.

Haben die Angeklagten zwischenzeitlich siriusmt2.to verkauft?

Wem siriusmt2.to aktuell gehört, weiß niemand. Entweder die MMORPG-Schwarzkopierer sind so dreist und lassen ihren Dienst trotz Anklage einfach weiter laufen.

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Oder aber, was wahrscheinlich ist: Sie haben die Website zwischenzeitlich mithilfe von einem Strohmann an Dritte veräußert. Doch das kann man ihnen vor Gericht wohl nicht so einfach nachweisen.

Die abschreckende Wirkung der bisherigen Verurteilungen auf Nachahmer ist eher begrenzt, wie es scheint. Der Grund dafür ist schnell erklärt. Mit einem solchen Metin2-Klon können Cyberkriminelle relativ viel Geld in recht kurzer Zeit umsetzen. Wenn das System einmal läuft, hält sich der Aufwand zudem eher in Grenzen.

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.