Eine Bulldogge verkleidet als Pirat
Eine Bulldogge verkleidet als Pirat
Bildquelle: firn, Lizenz

Nein! – Doch! – Ohh! Content-Piraterie macht Jugendliche spielsüchtig

Streaming-Piraterie ist nicht mehr nur eine Bedrohung für Sicherheit und Datenschutz. Sie soll auch Jugendliche in die Spielsucht treiben.

Im digitalen Zeitalter wird uns Piraterie nicht nur als ethisches Dilemma „verkauft“, sondern auch als Bedrohung für Sicherheit und Datenschutz. Doch jetzt geht man noch einen Schritt weiter. Die immer beliebter werdende Streaming-Piraterie soll nicht mehr nur für die finanziellen Verluste von Netflix und Co. verantwortlich sein, sondern auch eine vor allem für Jugendliche gefährliche Brücke zum illegalen Glücksspiel schlagen. Ein Kommentar.

Content-Piraterie als Einfallstor für Bedrohungen

Der Zusammenhang zwischen Content-Piraterie, Streaming-Seiten und schweren Straftaten wie Kreditkartenbetrug und Identitätsdiebstahl wird oft und gerne für Anti-Piraterie-Kampagnen genutzt. Die Botschaft gegen Piraterie ist klar: Raubkopierer riskieren Malware-Infektionen, Identitätsdiebstahl und finanzielle Verluste. Ganz zu schweigen von dem immer wiederkehrenden Versuch, Streaming-Piraterie mit dem Diebstahl von Autos oder Fernsehern gleichzusetzen.

Die Nachfrage nach illegalen Inhalten scheint jedoch trotz all dieser Warnungen ungebrochen.

Streaming-Piraterie

In Südkorea hat man sich daher etwas Neues ausgedacht, um Streaming-Piraterie zu bekämpfen. Medien heben hervor, wie Jugendliche durch Content-Piraterie in die Welt des illegalen Glücksspiels eingeführt werden.

Ein einfacher Klick auf Werbeanzeigen führt zu Glücksspielseiten, die dazu verleiten, persönliche Informationen preiszugeben und viel Geld zu verlieren. Dies berichtet Torrent Freak in einem aktuellen Artikel.

Frisches Futter für Anti-Piraterie-Kampagnen

Interviews mit betroffenen Jugendlichen sollen das angeblich erschütternde Ausmaß der Problematik belegen. Unschuldige Teenager, die ursprünglich nur kostenlose Filme sehen wollten, seien durch die Streaming-Piraterie in einen Strudel aus Glücksspiel und Vermögensverlust geraten. Geschichten von Schülern, die private Kredite aufnehmen und ihre Familien finanziell ruinieren, sollen belegen, dass ein dringender Handlungsbedarf gegen Piraterie besteht.

Die aktuelle Entwicklung in Südkorea verdeutlicht den Versuch der Regierung, einen neuen „Bösewicht“ für Anti-Piraterie-Kampagnen zu finden. Über die Gefahren und das Suchtpotenzial von nicht legalem Glücksspiel muss aufgeklärt werden. Keine Frage! Jugendliche müssen auch darüber informiert werden, dass der vermeintlich kostenlose Filmgenuss auf illegalen Streaming-Seiten schwerwiegende Folgen haben kann. Ich denke, darüber sind wir uns alle einig.

Dass Content-Piraterie, in welcher Form auch immer für die Spielsucht bei Jugendlichen verantwortlich sein soll, wird bei genauerer Betrachtung nicht mal in Südkorea zutreffen. Und selbst wenn. Bei uns (und anderswo) müsste man dann, um nur halbwegs glaubwürdig zu erscheinen, zuerst einmal die viele dämliche Glücksspielwerbung, die die ganze Nacht im Fernsehen läuft, verbieten.

Ganz zu schweigen von den vielen verschiedenen Rubbellosen, anderen „Glücksspielen“ (und Alkohol), die an Supermarktkassen in Augenhöhe von Kindern und Jugendlichen verkauft werden.

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Über

Sunny schreibt seit 2019 für die Tarnkappe. Er verfasst die wöchentlichen Lesetipps und berichtet am liebsten über Themen wie Datenschutz, Hacking und Netzpolitik. Aber auch in unserer monatlichen Glosse, in Interviews und in „Unter dem Radar“ - dem Podcast von Tarnkappe.info - ist er regelmäßig zu hören.