Piraterie in Europa 2023 - die neue EUIPO-Studie: Legale Alternativen lassen Online-Piraterie zurückgehen - aber nicht überall.
Die aktuelle Studie des EUIPO (Amt der Europäischen Union für geistiges Eigentum) zur Online-Piraterie in der EU wirft ein sehr unterschiedliches Licht auf die Entwicklung der letzten Jahre. Während sich die Zahlen auf EU-Ebene stabilisiert haben, zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten und den verschiedenen Arten von Inhalten. Diese Vielfalt macht klar, dass pauschale Lösungen im Kampf gegen Piraterie wenig erfolgversprechend sind.
Online-Piraterie in der EU: Stabilität nur auf den ersten Blick
Laut EUIPO-Studie wurden im Jahr 2023 in der EU durchschnittlich zehn Besuche von Piraterie-Seiten pro Nutzer und Monat registriert. Dies entspricht weitgehend den Zahlen des Vorjahres. Bei näherer Betrachtung zeigt sich jedoch ein sehr uneinheitliches Bild der Piraterie in der EU. Denn während in Ländern wie Lettland, Estland und Zypern die Zahl der Besuche weit über dem Durchschnitt liegt, verzeichnen Deutschland, Italien und Rumänien die niedrigsten Werte.
Besonders auffällig ist der hohe Anteil der TV-Streaming- bzw. IPTV-Piraterie, die fast 50 % aller illegalen Inhalte ausmacht. In Ländern wie Malta liegt dieser Anteil sogar bei 61 %. In anderen Ländern wie Frankreich dominieren dagegen Inhalte wie E-Books oder Mangas. Diese Unterschiede in der Online-Piraterie verdeutlichen, dass kulturelle und mediale Präferenzen ebenso eine Rolle spielen wie wirtschaftliche Faktoren.
Wirtschaftliche Faktoren als Triebfeder der Piraterie
Ein zentraler Aspekt der Studie über Piraterie in der EU ist die Analyse der sozialen und wirtschaftlichen Hintergründe. Hohe Einkommensunterschiede und Jugendarbeitslosigkeit gehen häufig mit hohen Piraterie-Zahlen einher. Länder mit höherem Durchschnittseinkommen und besserer Aufklärung über legale Alternativen weisen dagegen niedrigere Zahlen auf.
Interessanterweise ist dieser Zusammenhang jedoch nicht immer eindeutig. So zeigt die Studie, dass in einigen Fällen eine höhere Jugendarbeitslosigkeit sogar mit niedrigeren Piraterie-Zahlen einhergeht. Ein Grund dafür könnte sein, dass arbeitslose Jugendliche häufig bei ihren Eltern leben, die die Kosten für legale Streaming-Abonnements übernehmen.
Bei anderen Inhalten wie Filmen oder Live-Sport bleibt der Zusammenhang zwischen hoher Jugendarbeitslosigkeit und vermehrter Online-Piraterie jedoch bestehen. Diese Unterschiede zeigen, dass Piraterie kein einheitliches Phänomen ist, sondern von vielen verschiedenen Faktoren beeinflusst wird.
IPTV auf dem Vormarsch
Ein weiterer Schwerpunkt des Berichts ist der zunehmende Einfluss illegaler IPTV-Dienste. Diese Plattformen, die oft eine breite Palette von TV- und Streaming-Inhalten zu günstigen Preisen anbieten, werden in der EU immer beliebter. Schätzungen zufolge ist die Zahl der Nutzer solcher Dienste in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Dies berichtet TorrentFreak in einem aktuellen Artikel.
Obwohl die genaue Zahl der Abonnenten schwer zu ermitteln ist, zeigt eine Simulation, dass bis zu 1 % der EU-Bevölkerung illegale IPTV-Dienste nutzen könnte. Die tatsächlichen Zahlen könnten jedoch noch höher liegen, zumal die Nutzung von IPTV-Diensten schwieriger zu überwachen ist als der Besuch herkömmlicher Piraterie-Seiten.
Piraterie in der EU: Ein komplexes Bild
Die EUIPO-Studie liefert sehr interessante Einblicke in die Dynamik und Entwicklungen der Online-Piraterie in Europa. Sie zeigt, dass eine Mischung aus wirtschaftlichen, kulturellen und technologischen Faktoren das Nutzerverhalten beeinflusst. Während legale Alternativen und Aufklärung in vielen Ländern positive Effekte zeigen, bleibt Piraterie in anderen Regionen ein hartnäckiges Problem.
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