HP, Druckerpatronen
Es ist mal wieder soweit: HP sperrt die Tintenpatronen von Drittanbietern.
Bildquelle: chatgpt.com

Neue Sperre bei HP für Patronen von Drittanbietern – und wie man sie umgeht

HP Packard (HP) geht derzeit aktiv gegen Druckerpatronen von Drittherstellern vor. Wir zeigen euch, wie man sie trotzdem benutzen kann.

Gestern Abend war es mal wieder soweit: Mitten zwischen den Druckaufträgen zeigte mein Drucker HP Officejet Pro 9020 auf einmal die Fehlermeldung „Mit den Kartuschen ist keine Kommunikation möglich“ an. Das ist neu und extrem ärgerlich, vor allem wenn man mehrere Paketmarken ausdrucken möchte. Auch die Fehlersuche ist sehr nervenaufreibend. Ich habe die Druckerpatronen erfolglos eingesetzt und entfernt und den Drucker neu gestartet. Ich habe versucht, Testseiten zu drucken, ohne Erfolg. Immer wieder kam der gleiche Fehler, obwohl bis vor ein paar Minuten noch alles reibungslos funktioniert hat.

Ersatz-Patronen müssen vor der Nutzung geflasht werden

In dem Moment blieb mir also nichts anderes übrig, als neue Patronen bei Amazon zu bestellen, die glücklicherweise schon heute früh per Prime Same-Day Delivery ankamen. Nachdem ich die Patronen ausgepackt und in den Drucker gesteckt hatte, erschien sofort die neue Meldung, dass es sich um Patronen eines Drittanbieters handelt und die Verwendung per Firmware gesperrt ist. Es ist also eine Kommunikation möglich, doch die Firmware soll absichtlich die Kartuschen fremder Hersteller aussperren. Großes Kino! HP ist sich der Sachlage vermutlich bewusst, wie sperrverrückt sie inzwischen bei Patronen sind. Sie haben einen USB-Dongle beigelegt. Ich war erst überrascht, weil er eine komische Form hat. Aufgrund der Kontaktnasen erschloss sich mir aber sehr schnell, wie ich ihn draufstecken muss.

Adapter zum Flashen der HP-Druckerpatronen
Adapter zum Flashen der HP-Patrone.

Wer die Problematik umgehen will, muss beispielsweise solche Ersatz-Patronen* kaufen. Anschließend muss man den QR-Code auf dem Adapter scannen. Dadurch wird man auf eine Webseite geleitet, auf der man zwischen mehreren Plattformen zum Softwaredownload wählen kann. Egal, ob man ein Huawei ohne Play Store, ein Android-Smartphone mit Google Play Store oder ein Apple-Gerät hat, alle werden unterstützt, nur Windows nicht. Ich war echt überrascht, aber nach dem Download der App aus dem Play Store stellte ich fest, dass ich mit dem Smartphone eine Druckerpatrone flashen soll. Wenn das nicht nerdig ist, weiß ich auch nicht.

App zur Umgehung des Schutzes von HP ist selbsterklärend

Die Software ist selbsterklärend und trotz des chinesischen Entwicklers in gutem Englisch gehalten. Falls man kein Englisch kann, schließt man die Patrone einfach wie in der Animation dargestellt an. Sie wird automatisch erkannt und geflasht. Sobald in der Animation ein Gong mit einem „OK“ erscheint, schließt man die nächsten Patronen an, bis man alle vier Patronen eines gekauften Sets durch hat. Anschließend sind sie alle freigeschaltet.

Printer Helper
Printer Helper: Die App für das Flashen der HP-Ersatzpatronen.

Die App Printer Helper hat die Zhuhai Lynsilicon Technology Co., Ltd. entwickelt und zielt nach offiziellen Angaben auf „spezifische Mini-Testhardware der zweiten Generation“ ab. Man entwickelte die App laut den im Netz verfügbaren Quellen für spezielle Testgeräte und nicht für Standarddrucker. Und selbst wenn es keine Liste kompatibler HP-Drucker in dem Zusammenhang gibt, funktioniert die Software einwandfrei als Befreiungs-Tool für die Patronen meines HP Officejet Pro 9020. Der Hersteller hat die Software offenkundig gut als Druckerhelfer getarnt. Eigentlich ist es aber ein Patronenflasher, der erstaunlich zuverlässig funktioniert.

Wer hätte gedacht, dass es wirklich so einfach und idiotensicher ist. Nach dem Anschließen wird die Firmwareversion des Chips ausgelesen. Danach lädt das Tool automatisch die aktuellste Version herunter, um es auf die Chips zu spielen. Man kann die zu dem Zeitpunkt aktuellste Firmware nicht mit derselben Version überschreiben. Man muss also keine Bedenken haben, man kann nichts kaputt machen. Die App auf dem Smartphone macht sich sofort bemerkbar, um Fehler zu vermeiden.

Alte Kartuschen testweise geflasht: sie funktionieren!

Ich habe auf diesem Weg auch die alten, bereits benutzten Patronen geflasht. Sie funktionieren anschließend trotz der Fehlermeldung „Kartusche nicht original” problemlos.

HP hat offenbar neue Maßnahmen eingeleitet, um den Einsatz von Patronen unmöglich zu machen, die sie nicht selbst verkauft und daran verdient haben. Wer auf Nummer sicher gehen will, deaktiviert wahrscheinlich am besten sowohl das Autoupdate der Treiber-Software als auch die automatische Aktualisierung der Druckerfirmware.

Anzeige während die Druckerpatrone geflasht wird.
Tintenpatrone wird gerade geflasht.

Nach der Verlegung seines Firmensitzes von Kalifornien nach Texas sollte HP eigentlich genug Geld sparen, um seine Kunden nicht in der jetzigen Form gängeln zu müssen. Wie lange soll man dieses Spiel denn noch als Kunde mitmachen?

Falls euch das Gleiche passiert, kann ich euch nur ans Herz legen, euch für 3–4 € ein Chip-Upgrade-Device bei AliExpress zu kaufen. Bei mir hat es Patronen im Wert von 50 € gerettet, da sie noch so gut wie unbenutzt waren. Leider kann man diese Geräte aus verständlichen Gründen nicht bei Amazon kaufen.

Da Drittanbieterpatronen für HP-Geräte so gut wie alle den identischen, zurückentwickelten Chip nutzen, sollte jeder davon aktualisiert werden können. Es gibt mehrere Geräte, mit denen sich Druckerpatronen updaten lassen. Achtet beim Kauf also darauf, dass das von euch gewählte Gerät auch für eure Patronen geeignet ist.

Dieser Anbieter hatte den Adapter zum Flashen bereits in seiner Patronenlieferung beigelegt. Ihr könnt ihn sehr gerne mit dem Kauf seiner Patronen bei Amazon unterstützen*.

Keine Chance für HP-Drucker mit der e+ Option

Nachgemachte Patronen sind weiterhin nicht mit Druckern kompatibel, die mit der e+ Option gekauft wurden. Solltet ihr so ein Gerät haben, seid ihr weiterhin auf die Druckerpatronen aus eurem Abo angewiesen. Das ist übrigens nicht das gleiche, wie der HP All-In-Plan, über den wir auch schon berichtet haben.

Seid ihr auch so experimentierfreudig, um bis zu zwei Drittel des Preises der Originalpatronen zu sparen? Oder zeigt ihr HP und anderen Anbietern, die ähnlich verfahren, den Vogel und kauft euch einen anderen Drucker? Was hättet ihr in meiner Situation gemacht? Ist euch das schon einmal mit einem anderen HP-Drucker passiert? Was für Druckerpatronen nutzt ihr? Schreibt uns bitte einen Kommentar in unser Forum. Vielen Dank!

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