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Bildquelle: finally & ZDF: ZDFzoom: Digital Empire.

Digital Empire über DAOs, die Blockchain und unsere Zukunft

Die neue Dokumentation Digital Empire zeigt den DAO-Hack 2016 und die Gefahren und Chancen von DAOs. Wir haben uns das genauer angeschaut.

In der zweiten Episode von „Digital Empire“ wirft Filmemacher Gregor Schmalzried einen Blick auf eine digitale Zukunftsvision und die Gefahren, die damit verbunden sind. Im Jahr 2016 hat ein Unbekannter die Blockchain basierte Venture-Capital-Fonds The DAO gehackt. Durch einen winzigen Fehler im Code war es möglich, unbemerkt wiederholt kleine Beträge aus der Blockchain zu entnehmen. Ein unbekannter Hacker hatte es auf sehr viel Geld abgesehen. Heute wäre die Wallet insgesamt etwa 10,5 Milliarden US-Dollar wert. Damals war es sehr viel weniger.

Digital Empire über Chancen und Gefahren neuer Strukturen

Ein paar Krypto-Enthusiasten rund um Alex Van de Sande gelang es kurze Zeit später, alles wieder auf null zu setzen. Die Entnahme der Gelder wurde durch eine Neuprogrammierung der Blockchain (Fork) rückgängig gemacht. Die Anteilseigner bekamen somit glücklicherweise alle ihre Einlagen zurück. Dieses Mal ging die Geschichte noch gut für die Community aus, die mitunter sehr viel Geld in das Projekt gesteckt hatte. Doch was passiert beim nächsten Mal ?!

Vitalik Buterins Blockchain ist vielfältig einsetzbar

Erfunden hat die erste DAO der Blockchain-Entwickler Christoph Jentzsch. Die Abkürzung DAO steht übrigens für Decentralized Autonomous Organization. Das ist eine auf Code basierte Organisation, die ohne jede Hierarchie auskommen soll. Alles ist transparent, jeder ist gleich viel wert. Alle organisatorischen Vorgänge können über Smart Contracts selbstständig ablaufen. Die Ethereum-Blockchain ermöglicht nämlich grundsätzlich sehr viel mehr, als nur die Realisierung einer Kryptowährung. In der Szene bekannt wurde der Begriff DAO beispielsweise durch Spendensammlungen für Julian Assange oder den früheren Betreiber von Silk Road, Ross Ulbricht.

Digital Empire

Digital Empire ist gut verständlich

Doch es gibt keine Rechtsform und keine juristische Grundlage dafür. Eine DAO ist kein Unternehmen, keine Privatperson und auch kein Verein. Es fängt schon damit an, dass die Mitglieder aus aller Herren Länder stammen. Wo ist also die ladungsfähige Adresse, wo der Hauptsitz? Irgendwo im Internet, auf einer Blockchain etwa? Für eine rechtliche Einordnung ist diese Organisationsform sowieso noch viel zu neu. Von daher ist sogar fraglich, ob das Ausnutzen des Quellcodes von Jentzsch illegal war. Eigentlich hat sich der Hacker, der aus Österreich stammen soll, nur strikt an die Vorgaben des echten Codes gehalten. Moralisch verwerflich war die Entnahme auf jeden Fall. Dabei spielt es keine Rolle, dass der Hacker mit der Aktion zweifellos sein brilliantes Können unter Beweis gestellt hat.

Eine DAO kann alles mögliche sein. Eine Hilfsorganisation, eine karitative Vereinigung, ein kommerzielles Unternehmen, eine Spendensammlung und vieles mehr. Für viele wäre es sicher verführerisch, wenn sie künftig keinen Chef mehr über sich hätten. Jeder wäre das gleiche wert, alle dürften sich bei dem Projekt voll einbringen.

Digital Empire
Screenshot aus Digital Empire: Schematische Darstellung einer Blockchain.

DAO: Kommt eine Organisation komplett ohne Chef aus?

Die Doku Digital Empire bringt mehrere Vertreter zur Sprache, die die Chancen aber auch die Gefahren dieser Konstellation aufzeigen. Denn in diesem Bereich gibt es auch keine Zentralbank, keine Regulierung oder Strafverfolgung durch eine Behörde. Sofern jemand eine Schwachstelle ausnutzen kann, wird die Person dies in Anbetracht der Menge an verfügbaren Geldern wahrscheinlich auch tun.

Trotzdem ist es möglich, dass uns die DAO bald so normal erscheinen wird, wie viele andere Neuerungen auch. Daran glaubt z.B. Bas Grasmeyer, der mehrere Ethereum-Entwickler längere Zeit begleitet hat.

Die Episode „Der Krypto-Visionär und der Millionen-Raub“ ist hier in der ZDF Mediathek verfügbar. Die Folge ist auch für Außenstehende gut verständlich und spannend aufbereitet.

Welche Macht haben Algorithmen über uns?

In einer anderen Episode von Digital Empire von Edith Löhle und Lena Nagel hinterfragt die Dokumentation die Macht der Algorithmen. Code kann sehr ungerecht sein und absichtlich Skandale befeuern, so wie Metas Facebook es gerne tut. Denn die Betreibergesellschaft wird umso mehr Geld verdienen, umso mehr Personen dort diskutieren.

Code kann aber auch diskriminieren, so wie man übergewichtige Menschen ungerne bei Instagram zeigt und deren Fotos verbietet. Programmcode kann aber auch im medizinischen Bereich sehr problematisch werden, worüber eine andere Episode berichtet.

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.