Credit Suisse
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Bildquelle: Dogan Mesut, Lizenz

Credit Suisse setzte NSO Group unter Druck

Die Credit Suisse war einer der Gläubiger der NSO Group. Sie verlangten vom Unternehmen weitere Verkäufe von Pegasus trotz des US-Verbots.

Wie die Financial Times berichtet, drängte unter anderem die Schweizer Bank Credit Suisse die NSO Group dazu, ihren Vertrieb auch an autoritäre Regierungen aufrecht zu erhalten. Angeblich haben die Gläubiger dies damit begründet, autoritäre Regime hätten das Hacking-Tool eingesetzt, um Andersdenkende zum Schweigen zu bringen.

Credit Suisse einer der Geldgeber der NSO Group

Zu den Geldgebern gehörte die Senator Investment Group, die US-Investmentbank Jefferies und die Credit Suisse. Im Dezember des Vorjahres übermittelten die Gläubiger ihre Forderung in einem gemeinsamen Schreiben. Sie drängten die NSO Group dazu, ihre Geschäfte wieder aufzunehmen und Ausschau nach neuen Kunden zu halten. Das Beratungsunternehmen Berkeley Research Group (BRG) verwaltet einen Fund, der 70 Prozent an der NSO hält. Die Kreditgeber waren laut dem Schreiben beunruhigt, weil die BRG die NSO Group daran gehindert haben soll, neue Kunden zu gewinnen. Dies habe die Liquiditätskrise des Unternehmens weiter verschärft.

Gläubiger hätten Kontrolle übernehmen können

Zum Zeitpunkt der Aufforderung hatte man insgesamt 10 Millionen US-Dollar verliehen, womit das Unternehmen in erster Linie Gehaltszahlungen an die NSO-Mitarbeiter realisieren konnte. Die BRG antwortete den vereinigten Gläubigern, sie seien deswegen besorgt, weil diese auf den Verkauf der staatlichen Spyware Pegasus gedrängt haben.

Hersteller nach US-Blockade in Bedrängnis

Das US-Blacklisting sprach man aus, nachdem bekannt wurde, dass die Schadsoftware Pegasus dafür benutzt wurde, um die Smartphones von Journalisten, Aktivisten und sogar der ehemaligen Frau des milliardenschweren Herrschers von Dubai zu hacken. Dies stürzte die NSO Group in erhebliche finanzielle Schwierigkeiten. Das Unternehmen wäre ohne das Geld von Credit Suisse & Co. wohl nicht mehr zahlungsfähig gewesen. Nach Medienangaben wäre es sogar möglich gewesen, dass die Gläubiger die Kontrolle über das israelische Unternehmen übernehmen konnten.

Manche Banken sind sich offensichtlich für nichts zu schade

Der Vorfall beweist, dass einige Banken und Wall-Street-Firmen den Hersteller der staatlichen Schadsoftware finanziert haben. Pegasus und dessen Produzent ist aufgrund zahlreicher Menschenrechtsverletzungen bekannt geworden. Die Unterlagen kamen übrigens aufgrund eines Gerichtsverfahrens ans Licht. Keine der beteiligten Parteien war gegenüber der Financial Times zu einer Stellungnahme bereit.

Alle neuen Kunden seien mit einem hohen Missbrauchs-Risiko ausgestattet. Von denen habe mindestens ein Kunde das Hacking-Tool bereits missbraucht. Deswegen wollte die BRG „unter keinen Umständen“ den Verkauf von Pegasus an derartige Kunden erlauben. Zehn Verträge sollen wegen Missbrauchsvorwürfen sogar gekündigt worden sein. Stattdessen solle das Unternehmen Maßnahmen einleiten, um das US-Verbot wieder aufheben zu lassen.

Credit Suisse schon mehrfach negativ aufgefallen

Der Fall reiht sich ein in eine Reihe von kontroversen Vorfällen, die schon vor mehreren Jahrzehenten ihren Anfang nahmen. So lagerte die Credit Suisse langfristig ein Guthaben im Wert von mehreren Hundert Millionen US-Dollar. Dies war Geld, welches die Nationalsozialisten jüdischen Bürgern abgenommen haben, um es auf ihren Konten in der Schweiz zu deponieren. Auf internationalen Druck hin kam es viele Jahre später endlich zu einer Entschädigung der Holcaust-Opfer.

2013 ging es weiter mit einem Kredit, die der Machthaber von Mosambik für Bestechungszahlungen verwendet haben soll. Das Geld der Credit Suisse war eigentlich für die Finanzierung von Fischerei-Projekten in Mosambik gedacht. Doch das war noch lange nicht alles. Die Liste der Verfehlungen ist lang. Aufsehen erregte auch der Zusammenbruch von Archegos und Greensill Capital und die Spygate-Saga um die Überwachung von Mitarbeitern, um nur zwei weitere Beispiele zu nennen.

NSO Group drohen mehrere Gerichtsverfahren

Auch für die NSO Group ist die Problematik noch lange nicht ausgestanden. Das US-Verbot bedeutet, dass das Unternehmen ohne Genehmigung keine Geräte oder Dienstleistungen von US-Unternehmen kaufen darf. Das Unternehmen sieht sich außerdem mit Klagen von Apple und Meta konfrontiert. Die Produkte beider Unternehmen spielten bei der Verbreitung der kommerziell vertriebenen Schadsoftware Pegasus eine entscheidende Rolle. Gemeint sind verschiedene Versionen vom iPhone und der Messenger WhatsApp.

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.