Ross Ulbricht
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Bildquelle: kongvector, Lizenz

Ross Ulbricht verwendet Silk Road-Bitcoins zum Schulden-Tilgen

Ross Ulbricht willigte ein, zuvor gestohlene BTC im Wert von 3 Milliarden Dollar zu verwenden, um Schulden an die US-Regierung zu begleichen.

Der inhaftierte Gründer des inzwischen aufgelösten Darknet-Marketplace Silk Road, Ross Ulbricht alias „Dread Pirate Roberts“, gab seinen Anspruch auf Bitcoin im Wert von etwa 3 Milliarden US-Dollar auf. Vielmehr beglich er damit seine Schulden in Höhe von 183 Millionen US-Dollar gegenüber der US-Regierung. Darüber berichtete Wired.

Ross Ulbricht erstellte und betrieb von 2011 bis zu seiner Verhaftung im Jahr 2013 den Darknet-Market Silk Road. Die Website verwendete Tor für Anonymität und Bitcoin als Währung. Bis März 2013, zwei Jahre nach dem Start der Website, standen 10.000 Produkte auf Silk Road zum Verkauf. Darunter waren auch 70 Prozent Drogen. Gemäß einer Studie der Carnegie Mellon University haben Händler auf der Darknet-Site jährlich Transaktionen im Wert von schätzungsweise 15 Millionen US-Dollar in Bitcoin getätigt.

Im Mai 2015 wurde Ross Ulbricht zu einer doppelten lebenslangen Haftstrafe plus vierzig Jahre ohne die Möglichkeit einer Bewährung verurteilt. Außerdem sollte er eine Entschädigung in Höhe von 183 Millionen US-Dollar zahlen. Der Betrag ergab sich dabei aus den gesamten illegalen Verkäufen auf der Seidenstraße unter Verwendung eines Wechselkurses zum Zeitpunkt jeder Transaktion.

Durch Hacker gestohlene Bitcoins finden für Schuldenrückzahlung Verwendung

Gemäß einer Gerichtsakte aus dem Jahr 2020 sollen beschlagnahmte Bitcoins zum aktuellen Wert von fast 3 Milliarden US-Dollar dazu beigetragen haben, Ross Ulbricht von seinen Schulden in Höhe von 183 Millionen US-Dollar gegenüber der Regierung der Vereinigten Staaten zu befreien. Die Bitcoins wurden bereits im Jahr 2020 eingezogen, fünf Jahre, nachdem Ulbricht zu lebenslanger Haft verurteilt worden war.

Das Justizministerium beschlagnahmte die Gelder von einem Hacker. Die Sache wurde publik, als das Justizministerium im November 2020 bekannt gab, dass es 69.370 BTC von einer Person X beschlagnahmte. Der Hacker hatte das Bitcoin-Vermögen von der Seidenstraße gestohlen, während der Darknet-Markt noch online war. Dazu nutzte er eine Sicherheitslücke auf der Website aus.

Bitcoins erfuhren enorme Wertsteigerung

Ross Ulbricht forderte bereits damals, nachdem er den Diebstahl bemerkt hatte, das Geld von Person X zurück. Jedoch hielt der Hacker die Bitcoins mehr als sieben Jahre lang fest. Er verschob die BTC im April 2013 in eine private Wallet. Währenddessen gewann die Kryptowährung massiv an Wert. Im Rahmen einer strafrechtlichen Untersuchung gelang es dem Internal Revenue Service (IRS), der Finanzbehörde der US-Bundesregierung, die Gelder zurückverfolgen und Person X so zu identifizieren.

Als das Justizministerium die ca. 70.000 Bitcoins im Jahr 2020 beschlagnahmte, hatten sie einen Wert von mehr als 1 Milliarde US-Dollar erreicht. Dies galt damals als die größte Beschlagnahme überhaupt. Laut Gerichtsakten habe das Justizministerium inzwischen eine Reihe von Ansprüchen auf die Bitcoins abgewehrt. Das hinderte es daran, die digitalen Münzen sofort bei Bitcoin Prime App & Co. zu veräußern, wie es bei anderen beschlagnahmten Kryptowährungen der Fall ist. Letztlich erfuhren die Bitcoin allein in der Zwischenzeit nochmals eine Wertsteigerung auf fast 3 Milliarden Dollar.

Wie erst aktuell bekannt wurde, beschloss das Justizministerium schon im Februar 2021, einen Deal mit Ross Ulbricht auszuhandeln, der dazu führte, dass Ulbricht jeglichen Anspruch auf die Gelder verwirkte. Im Gegenzug zahlt die Behörde damit seine Rückerstattung, sobald sie die Bitcoins versteigern.

Freiheitskampf geht für Ross Ulbricht weiter

Laut seiner Mutter Lyn Ulbricht, die sich immer wieder für seine Freilassung eingesetzt hat, ist diese Vereinbarung ein bedeutender Sieg, teilte sie Wired mit.

„Wir freuen uns sehr, dass die zu Unrecht gegen Ross verhängte Geldstrafe getilgt wurde, ebenso wie andere falsche Anklagen gegen ihn nach dem Prozess vor einem Bundesgericht fallen gelassen wurden“.

Ulbrichts Familie und Freunde von ihm haben ein Free Ross Ulbricht-Projekt ins Leben gerufen. Damit möchten sie immerhin Unterstützung für eine Straf-Reduzierung für ihn gewinnen. Für Ulbricht erhält die Kampagne weiterhin Hilfe von verschiedenen Personen – einschließlich der Krypto-Community. Der Gründer der Seidenstraße hat einige seiner persönlichen Kunstwerke als NFTs auf SuperRare versteigert. Darüber hinaus arbeitet FreeRossDAO derzeit daran, die Freiheit von Ulbricht zu erwirken.

Nick Weaver, Forscher und Informatiker an der University of California, Berkeley, mutmaßt gegenüber Wired:

„Dies war ein Weg für die Regierung, sich nicht mit überflüssigen juristischen Schwierigkeiten während des Einziehungsverfahrens herumschlagen zu müssen“.

Weaver argumentiert ferner, dass Ulbricht einen Anwalt hätte finden können, der gegen einen Bruchteil einer möglichen Belohnung gegen die Beschlagnahme gekämpft und sie verzögert hätte.

„Ich bin mir sicher, dass Ross Ulbricht einen Anwalt auf Erfolgsbasis hätte finden können. Dieser hätte die Beschlagnahme angefochten. Eine 2-prozentige Gewinnchance würde immer noch eine Auszahlung von mehreren Hundert Millionen Dollar für den Anwalt bedeuten“.

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.