Der Chaos Computer Club und der Freifunk haben mit dem Abmahnbeantworter eine Webseite gestartet, mit der sie Abgemahnten helfen wollen.
Der Chaos Computer Club (CCC) und der Förderverein Freie Netzwerke (Freifunk) haben die Webseite namens Abmahnbeantworter.ccc.de gestartet, über die sie unschuldigen Opfern von Abmahnanwälten standardisierte Antwortschreiben liefern wollen.
Wenn eine solche Abmahnung im eigenen Briefkasten landet, ist der Schreck meist groß: der Empfänger wird wegen mutmaßlich begangener Verletzung des Urheberrechts aufgefordert, eine Unterlassungserklärung zu unterschreiben, obendrein werden zusätzlich noch Anwaltkosten in Rechnung gestellt.
Abmahnbeantworter hilft Betroffenen weiter
Zahlreiche Rechtsanwaltskanzleien haben sich darauf spezialisiert, wegen einer vermeintlichen Urheberrechtsverletzung eine Abmahnung zu verschicken. Das Geschäftsmodell ist sehr einträglich: es bringt bei relativ geringem Aufwand einen hohen Ertrag ein. Viele der Abgemahnten bezahlen die fällige Forderung, auch wenn sie gar nichts getan haben. Gleich mehrere Gründe können sie zu so einem Schritt veranlassen. Zum einen wissen sie oft nicht, wie sie sich wehren sollen, zum anderen fürchten sie einen Rechtsstreit und damit noch höhere Kosten, die theoretisch auf sie zukommen könnten.
Wer also von einer Abmahnkanzlei ein solches Schreiben bekommen hat und sich gleichzeitig ganz sicher ist, dass er den vorgeworfenen Verstoß nicht begangen hat, der kann den vom CCC und Freifunk erstellten Abmahnbeantworter zu Hilfe nehmen, um sich so aktiv gegen die Vorwürfe zu wehren.
CCC will profitables Geschäftsmodell der Kanzleien unterbinden
Der CCC schreibt in seiner Pressemitteilung: „Wenn sich auch nur ein Prozent der unberechtigt Abgemahnten auf diese Art wehren, besteht endlich wieder ein ernsthaftes Risiko für den Abmahner, wenn er nicht sorgfältig arbeitet. Das Externalisieren der Kosten auf Unschuldige, um ein Geschäftsmodell so profitabel wie möglich zu gestalten, sollte endlich unterbunden werden.“
Das Ausfüllen der Formulare ist sehr benutzerfreundlich gestaltet, wenige Klicks genügen. Die Betroffenen müssen beim Abmahnbeantworter nur insgesamt sechs Fragen beantworten. Die erste und wichtigste Frage ist natürlich: „Sie sind sicher, diese angebliche Urheberrechtsverletzung nicht begangen zu haben?“ Nur dann kann die Seite wirklich helfen. Wer sich unsicher ist, der solle doch lieber einen Anwalt suchen, heißt es dort. Anschließend gibt es eine Weiterleitung zur Suche nach spezialisierten Kanzleien.
Wer sich jedoch zu 100% sicher ist, dass man ihn Unrecht abgemahnt hat, der kommt mit fünf weiteren kurzen Fragen zu einem standardisierten, fertigen Formbrief. Dieser beschreibt anhand der Antworten auf die Fragen kurz und bündig, warum der Betroffene die Urheberrechtsverletzung nicht begangen haben kann. Außerdem fordert er den Anwalt auf, seine Abmahnung zurückzunehmen. Den Brief muss man nur noch ausdrucken und an den abmahnenden Anwalt schicken.
Fazit
Mit dem Abmahnantworter will man einerseits einen Service liefern. Und andererseits auf eine nach wie vor überaus aktive und aggressive Abmahnindustrie hinweisen und ihr zugleich etwas entgegensetzen. „Die Abmahnkanzleien spielen mit der Angst vor Anwälten“, meint Beata Hubrig, die sich als Anwältin schon seit mehreren Jahren mit dem Phänomen auseinandersetzt. Sie gehört zu den Unterstützern des Abmahnbeantworters. „Wir wollen den Betroffenen damit eine einfache Hilfestellung bieten.[…]Konkrete Zahlen für Abmahnungen gibt es allerdings nicht. Schätzungen gehen von jährlich 50.000 bis 200.000 Fällen in Deutschland aus. Die geforderten Beträge lägen zwischen 800 und 1500 Euro.“, so sagte Hubrig weiter.
Dank des Abmahnbeantworters des Chaos Computer Clubs (CCC) und des Freifunk können Betroffene die Anwälte mit ihren eigenen Waffen schlagen – solange sie zu Unrecht abgemahnt wurden. Wenige Klicks genügen, alles ist rechtlich sauber und Zahlungen werden dafür auch nicht fällig. Der CCC äußert sich dazu wie folgt. „Der Abwehraufwand für zu Unrecht Abgemahnte sinkt, während der Aufwand für die automatisiert abmahnenden Kanzleien steigt – mit jedem Widerspruch, den sie erhalten.“
Tarnkappe.info