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Bildquelle: Uncle Catherine (CC BY 2.0)

Usenet-Uploader muss 10.000 Euro bezahlen

Ein Mann aus dem Südosten der Niederlande war langfristig als Top-Uploader im Usenet aktiv. Nach seiner Enttarnung zahlt er nun 10.000 Euro.

Ein Tatverdächtiger aus Overijssel war jahrelang unter verschiedenen Pseudonymen als Top-Uploader im Usenet aktiv. Der 49-Jährige war Mitglied verschiedener Release Groups. Diese haben exklusiv zuvor unveröffentlichtes Material im Internet verbreitet, indem sie in NZB-Indexseiten auf ihre Uploads verlinkt haben.

Uploads im Usenet nur als Hobby

Der Usenet-Uploader hat damit zwar kein Geld verdient. Er richtete aber im Laufe der Jahre einen großen Schaden an. Sind Werke illegal verfügbar, wird sie kaum noch jemand nach dem illegalen Download kaufen. Dies gilt nach Ansicht der Antipiraterie-Organisation BREIN umso mehr, wenn die Files von kommerziellen Usenet-Anbietern heruntergeladen werden, für die die Verbraucher ein Zugangsabonnement erwerben.

BREIN, Usenet

BREIN sprach mit dem Mann, nachdem Informationen aus früheren Aktionen seine Identität und Angaben zu Name, Adresse und Wohnort ergaben. Infolge der rechtlichen Schritte der Piratenjäger entschied sich der Mann für einen außergerichtlichen Vergleich.

Er zahlt 10.000 Euro und beliefert die Ermittler mit Informationen über andere Beteiligte. Außerdem unterschrieb er eine Unterlassungserklärung. Sofern er dagegen verstößt, muss er automatisch eine Strafklausel in Höhe von 2.500 Euro pro Tag oder im Höchstfall 50.000 Euro bezahlen.

BREIN durchkämmt das Internet

Im vergangenen Jahr hat BREIN 38 Untersuchungen im Binärbereich des Usenet durchgeführt. Dies führte dazu, dass gegen acht Website-Betreiber, zehn aktive Uploader und vier NZB-Communities, die Nutzer zu illegalen Inhalten im Usenet leiten, vorgegangen wurde. Darüber hinaus haben sechs dieser Gemeinschaften oder Indexierungsseiten von sich aus aufgehört. Viele Uploader warfen das Handtuch, weil es ihnen zu heiß wurde.

BREIN

NZB-Indizierungsseiten funktionieren so ähnlich wie The Pirate Bay. Nur kann man dort keine Magnet-Links oder Torrent-Dateien sondern NZB-Dateien herunterladen. Diese ermöglichen mit einem speziellen Client den Download illegaler Inhalte wie Filme, TV-Serien, Musik, Hörbücher, E-Books und Spiele.

Die Archive halten die Server kommerzieller Usenet-Anbieter bereit. Die Usenet-Provider verdienen ihrerseits Geld durch den Verkauf von Abonnements für den Zugang.

Kommerzielle Usenet-Anbieter im Visier

BREIN hat einen Fall vor dem niederländischen Obersten Gerichtshof (HR) anhängig, in dem es um die Sorgfaltspflicht eines kommerziellen Usenet-Anbieters geht. BREIN ist der Ansicht, dass der betreffende Provider für die Rechtsverletzung haftet, da er keine wirksamen Maßnahmen ergriffen hat, um der Verletzung des Urheberrechts entgegenzuwirken. Man erwartet dieses Jahr die höchstrichterliche Entscheidung. Sollte der Oberste Gerichtshof der Ansicht der Kläger folgen, würde dies das Geschäftsmodell aller niederländischer Usenet-Provider vernichten.

BREIN geht es aber gar nicht um die Firma an sich, sondern um eine Grundsatzentscheidung, um alle niederländischen Anbieter auszutrocknen.

Der Usenet-Anbieter, gegen den die Klage läuft, existiert schon gar nicht mehr. Das Unternehmen hat seine Dienstleistungen bereits vor Jahren eingestellt, nachdem die Firma in erster Instanz für eine Verletzung haftbar gemacht wurde und eine wirksame Nichtregistrierungsrichtlinie einführen musste.

Sollte die Grundsatzentscheidung zu Gunsten der Piratenjäger ausfallen, wird dies den Markt für kommerzielle Usenet-Anbieter sicher nicht vernichten, so wie uns das die Pressemitteilung suggerieren möchte. Aber es wird zumindest dafür sorgen, dass die Unternehmen alle ihren Hauptsitz ins Ausland abseits der EU verlegen. Gegen Offshore Firmen juristisch vorzugehen, wird dann noch um einiges schwerer werden, als gegen Unternehmen innerhalb der Europäischen Union. Das ist sicher nicht das Ziel von BREIN, aber etwas anderes können sie schlichtweg nicht gegen die Usenet-Piraten unternehmen.

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Früher brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert. In seiner Freizeit geht er am liebsten mit seinem Hund spazieren.