Bitzlato unter Geldwäscheverdacht
Bitzlato unter Geldwäscheverdacht
Bildquelle: yulchikg, Lizenz

Bitzlato: Mitbegründer wegen Verdacht auf Geldwäsche verhaftet

US-Behörden verhafteten den Mitbegründer der Kryptobörse Bitzlato mit dem Vorwurf, das Unternehmen habe illegale Gelder gewaschen.

Das US-Justizministerium gab am Mittwoch bekannt, dass FBI-Agenten den Mehrheitsaktionär und Mitbegründer der in Hongkong registrierten virtuellen Währungsbörse Bitzlato Ltd, Anatoly Legkodymov, einen russischen, in China lebenden, Staatsbürger, in Miami festgenommen haben. Man wirft ihm vor, er habe die Börse als nicht lizenziertes Geldwechselgeschäft betrieben. Der Fall soll infolge im US-Bundesbezirksgericht für das östliche New York zur Verhandlung kommen.

Die Hauptwebsite von Bitzlato haben die Behörden am Mittwochmittag abgeschaltet. Auf der Site befand sich die Mitteilung, dass sie „als Teil einer koordinierten internationalen Strafverfolgungsaktion“ beschlagnahmt worden sei. Zugleich habe man auch die Kryptowährung von Bitzlato beschlagnahmt. Französischen Behörden arbeiteten dabei mit Europol und Partnern in Spanien, Portugal und Zypern zusammen.

Die US-Staatsanwaltschaft geht davon aus, Bitzlato habe von 2018 bis 2022 illegale Gelder in Höhe von mehr als 700 Millionen US-Dollar verarbeitet. Zu dessen Hauptgeschäftspartner zählte Hydra Market. Diesen hatten US-amerikanische und deutsche Strafverfolgungsbehörden als illegalen Online-Marktplatz für Betäubungsmittel, gestohlene Finanzinformationen, betrügerische Ausweisdokumente und Geldwäschedienste im April 2022 geschlossen.

FBI-Spezialagent Ryan Rogers bestätigt in einer eidesstattlichen Erklärung:

„Ein erheblicher Teil der Kryptowährung, die Hydra erhielt, wurde direkt von Wallets bei Bitzlato gesendet. Hydra war Bitzlatos größter Geschäftspartner für Kryptowährungstransaktionen und Bitzlato diente als Hydras zweitgrößter Transaktionspartner. Hydra-Käufer finanzierten ihre illegalen Käufe routinemäßig von Kryptowährungskonten, die bei Bitzlato gehostet wurden. Im Gegenzug schickten die Verkäufer illegaler Waren und Dienstleistungen auf der Hydra-Website ihre illegalen Erlöse routinemäßig auf Konten bei Bitzlato.“

Legkodymov soll zudem persönlich davon gewusst haben, dass seine Börse Gelder aus illegalen Aktivitäten verarbeitete. Zu den Beweisen gehöre der Teil einer beschlagnahmten Chat-Diskussion aus dem Jahr 2019. Darin habe Legkodymov einem Chatpartner gesagt: „Alle Trader sind als Gauner bekannt. Dir ist schon klar, dass sie alle (ich glaube, 90 %) nicht unter der eigenen Identität handeln.“ Der Partner soll darauf geantwortet haben: „Ja“.

Amtierender Direktor der Sonderermittlungsgruppe, Himamauli Das, äußerte:

„Bitzlato stellt eine globale Bedrohung dar, da es russischen Cyberkriminellen und Ransomware-Akteuren ermöglicht, die Erlöse aus ihren Diebstählen zu waschen“.

Bitzlato – ein Zufluchtsort für Cyberkriminalität

Bitzlato soll, gemäß US-Bundesbehörden, ein finanzieller Hafen für mit Russland verbündete Kriminelle gewesen sein, die an Ransomware und illegalen Drogenverkäufen im Darknet beteiligt waren. Die Krypto-Börse habe dabei mehr als 15 Millionen US-Dollar an Erlösen aus Ransomware erhalten, so die Staatsanwaltschaft.

Der 40-jährige Russe soll an der Leitung des Unternehmens zunächst von der chinesischen Stadt Shenzhen aus beteiligt gewesen sein. Es verstieß auch gegen Regeln, die eine umfassende Überprüfung der Kunden vorschreiben. Damit erfüllte Legkodymov nicht die Anforderungen zur Verhinderung von Geldwäsche.

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Archivierte Versionen der Website von Bitzlato legten offen, dass sich die Kunden der Website „nur mit Ihrer E-Mail“ registrieren konnten. Die Staatsanwaltschaft wirft Bitzlato außerdem vor, in erheblichem Umfang Geschäfte mit in den USA ansässigen Kunden getätigt zu haben. Seit Oktober letzten Jahres soll sich Legkodymov in den USA aufgehalten haben. Von dort aus hätte er die Geschäfte weitergeführt.

Bitzlato hatte seit dem 3. Mai 2018 Kryptowährungstransaktionen im Wert von 4,58 Mrd. USD. Ein „wesentlicher Teil dieser Transaktionen seien Erlöse aus Straftaten sowie Gelder, die für kriminelle Transaktionen bestimmt waren“.

Das Financial Crimes Enforcement Network (FinCEN) des US-Finanzministeriums untersagte Geldtransfers, an denen Bitzlato beteiligt war, durch alle erfassten Finanzinstitute, nachdem es Bitzlato Ltd. als „primäres Geldwäscheproblem“ im Zusammenhang mit der illegalen Finanzierung Russlands bezeichnete.

Neben Hydra-Market zählten Conti, DarkSide und Phobos zu den Kunden

Stellvertretender Finanzminister Wally Adeyemo unterrichtete darüber, dass Bitzlato wiederholt Transaktionen für mit Russland verbundene Ransomware-Gruppen ermöglicht habe. Darunter auch die Bande hinter Conti, die Verbindungen zur russischen Regierung und zu, mit Russland verbundenen Darknet-Märkten, habe.

Zu weiteren angeblich bedienten kriminellen Gruppen gehörten DarkSide, die für den Cyberangriff auf die Colonial Pipeline im Jahr 2021 verantwortlich war, der im Südosten der USA zu Gasknappheit führte. Zudem hätten sie mit Phobos Geschäfte abgewickelt, deren Ransomware auch auf Krankenhäuser gerichtet war. Neben diesen Gruppen arbeitete Bitzlato mit der sanktionierten Kryptowährungsbörsen Chatex zusammen.

Adeyemo legte dar:

„Die Einstufung von Bitzlato als Geldwäschefall macht die Börse zu einem internationalen Paria.“

Die stellvertretende Generalstaatsanwältin Lisa Monaco stellte fest:

„Heute hat das Justizministerium dem Ökosystem der Kryptokriminalität einen schweren Schlag versetzt. […] Egal, ob Sie unsere Gesetze in China oder Europa brechen oder unser Finanzsystem von einer tropischen Insel aus missbrauchen – Sie können damit rechnen, sich für Ihre Verbrechen in einem Gerichtssaal der Vereinigten Staaten zu verantworten.“

Legkodymov ist angeklagt, ein nicht lizenziertes Geldüberweisungsgeschäft betrieben zu haben. Im Falle einer Verurteilung droht ihm eine Höchststrafe von fünf Jahren Gefängnis.

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.