Deutsche Ermittler haben am Dienstag den russischsprachigen, größten illegalen Darknet-Marktplatz Hydra Market geschlossen.
Wie das BKA mitteilt, haben deutsche Ermittler am Dienstag den russischsprachigen Darknet-Marktplatz Hydra Market geschlossen. Sie beschlagnahmten dessen Serverinfrastruktur in Deutschland und nahmen ihn damit vom Netz.
Dem heutigen Erfolg gingen aufwändige Ermittlungen voraus. Bereits seit August 2021 arbeiteten das BKA mit der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main – Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT) unter Beteiligung mehrerer US-amerikanischer Behörden gemeinsam an der Aufgabe. Im Rahmen der Aktion beschlagnahmten die Beamten 543 Bitcoins zum aktuellen Wert von 23 Millionen Euro (25,3 Millionen Dollar).
Die bisher noch unbekannten Betreiber und Administratoren von Hydra Market stehen unter anderem unter dem Verdacht des gewerbsmäßigen Betreibens krimineller Handelsplattformen im Internet. Zudem wirft man ihnen „gewerbsmäßiges Verschaffens oder Gewährens einer Gelegenheit zum unbefugten Erwerb oder zur unbefugten Abgabe von Betäubungsmitteln sowie gewerbsmäßige Geldwäsche“ vor.
Handelsplattform für illegale Betäubungsmittel wurde ausgebaut
Die Betreiber haben den Darknet-Marketplace Hydra Market im Jahr 2015 ursprünglich als Handelsplattform für Betäubungsmittel entwickelt. Dann allerdings erweiterten sie schnell ihre Produktpalette, um mehr Angebote einzubeziehen. Zwar bildete ihr Schwerpunkt auch weiterhin den Handel mit illegalen Betäubungsmitteln. Allerdings veräußerten die Vendoren auf Hydra Market zudem u.a. weltweit ausgespähte Daten, gefälschte Dokumente sowie digitale Dienstleistungen gewinnbringend.
Cyberkriminelle nutzten den Hydra Market weiterhin, um unter anderem illegale Verkäufe von gestohlenen Kreditkarten und SIM-Karten durchzuführen, sowie um ihre eigenen digitalen Transaktionen durch regionale Börsen und erweiterte Geldwäschetaktiken zu verschleiern.
Hydra Market: der Ort, an dem Geldspuren enden
Chainalysis und Flashpoint hatten zuvor Hydra Market als den Ort bezeichnet, an dem Geldspuren enden. Bitcoins werden größtenteils über Russlands Netzwerk von unregulierten Geldwechslern in Fiat gehandelt. Dies macht es unmöglich, nachzuvollziehen, wohin die Gelder als nächstes fließen. Gemäß BKA-Angaben erschwerte die polizeilichen Ermittlungen ein von der Plattform bereitgestellter „Bitcoin Bank Mixer“.
Das Wachstum des Hydra Market war auch das Ergebnis des Niedergangs des Russian Anonymous Marketplace (RAMP). Nach Einschätzung von ZIT und BKA war der Darknet-Market der umsatzstärkste illegale Marktplatz weltweit. Wie das BKA informierte, waren auf dem Marktplatz ca. 17 Mio. Kunden- und über 19.000 Verkäuferkonten registriert. Allein im Jahr 2020 beliefen sich deren Umsätze auf mindestens 1,23 Mrd. Euro. Gegen Ende des Jahres 2019 plante Hydra Market sogar ein eigenes Initial Coin Offering. Der Marktplatz wollte durch den Erlös der Token die eigene Expansion finanzieren.
Hydra befand sich auf einem rasanten Wachstumskurs
Eine Analyse der Blockchain-Forensik-Experten von Chainalysis vom letzten Jahr für das Jahr 2020 ergab, dass der in Russland ansässige Hydra Market das Wachstum der Konkurrenz mit alarmierender Geschwindigkeit übertraf. In einer live übertragenen Präsentation beschrieben die Forscher von Chainalysis und Flashpoint das beispiellose Wachstum von Hydra und stellten fest, dass sein monatliches Transaktionsvolumen etwa 2,5-mal größer war als das aller anderen Darknet-Markets zusammen.